Von Dorothea Gebauer
Lörrach. Nina Attal und Annie Goodchild (Support eröffneten am Dienstagabend die Stimmen-Konzerte im Rosenfelspark.

20 Uhr: Es schüttet wie aus Kübeln. Der Boden im Rosenpark verschlammt. Eine kleine Truppe, eingehüllt in Capes und mit Schuhen von Plastiktüten umhüllt harrt aus und entscheidet sich, zunächst noch zu bleiben. Denn zum wahren Kunsterleben gehört immer auch ein bisschen Leid, oder nicht?

Davon will die Sängerin Nina Attal eine Stunde später garnichts wissen. Ihr Auftritt ist berstende Kraft und feurige Lebensfreude. Auf einen Schlag fegt die Pariserin  alle Tristesse weg. Mit Pumps, Glitzerleggings und langer brauner Mähne scheint sie wild entschlossen, die etwas verzagte Truppe vor ihr in Schwung zu bringen und sie an sich zu binden.

Mehr Lenny Kravitz  als B.B. King

 Das gelingt. Es dauert nicht lange, bis diese hingerissen mitsummt, tanzt und klatscht. Nicht nur, dass ihre junge mädchenhafte und unbekümmerte Stimme eine Wonne ist, das Spiel auf der E-Gitarre ist kraftvoll, satt und außerordentlich versiert.

 Der Mix aus Pop, Soul, Blues und Jazz vereint Einflüsse der Black American Music mit eingängigen Pop-Melodien.

Doch mehr als den B.B.-King-Blues scheint Lenny Kravitz Vorbild zu sein. In allem gibt sie sich ganz: robbt auf Knien, wirft Haare auf und ab, tanzt und tobt. Zwei weitere Tänzer steigern das Expressive ihrer Interpretationen.

Es ist die perfekte, durchgestylte Show, in der alles in Bewegung ist. Da wird die Bühne immer wieder mal verlassen und sich mit röhrender Gitarre ins Publikum begeben, da wird sich der Tänzer zu den Leuten gesellen und vibrierende Stimmung verbreiten.

Der satte ruhige Alt von Annie Goodchild klingt da wesentlich souliger, mit nicht minder lebhafter Präsenz auf der Bühne. Aber auch sie durchdringt das Regengrau mit orientalischen, indischen und souligen Farben. „I want you back“ ist hochemotional, warm und anrührend.

„Je suis solidaire avec vous!“

21.15 Uhr: Es hellt auf. Das Stimmen-Personal läuft durch die Reihen und trocknet jeden Stuhl einzeln. Ein Mitarbeiter schiebt die kleinen Seen auf den Tischen weg, verräumt emsig voll geregnete Plastikteller. Möchte vielleicht jemand etwas trinken, das aufwärmt? Ein paar mehr Leute sind hinzugekommen.

21.30 Uhr: Es tröpfelt wieder. Banger Blick nach oben. Wirds denn halten? Tut es. Und Nina hält  bei Laune. Immer wieder fragt sie: „Ca va?“ Oder betont: „Je suis solidaire avec vous!“

22.30 Uhr: Das Wetter ist nun nicht mehr wichtig. Inzwischen hat sich das Publikum ganz an die Bühne gedrängt. Längst vergessen ist das widerliche Wetter. Attal ist da, ganz nah und hat alle aufgewärmt. Mit ihrem Charme, ihrem Feuer und Direktheit.

 Es folgen mehrere Zugaben, danach ein beinahe zärtlicher Abschied: „Un peu de la poésie,“ sagt die kantige Rocklady, als sie ihren letzten Beitrag „Like a bird“ anmoderiert. Sie lädt ein, am Stand noch ein wenig zu plaudern und sich mit ein paar Küsschen von ihr zu verabschieden. Au revoir!


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