Kultur Starke Kontraste zum Auftakt

Die Oberbadische
Das renommierte Hagen Quartett, eine deutsche Weltklasse-Formation, trat am Eröffnungswochenende des Solsberg-Festivals in Rheinfelden auf. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Solsberg-Festival: Hagen Quartett und Avi Avital in der barocken Stadtkirche im schweizerischen Rheinfelden

Von Jürgen Scharf

Rheinfelden/Schweiz. Fulminant und virtuos war der Auftakt des zwölften Solsberg-Festivals, der dieses Mal ein Rheinfelder Wochenende war. Festivalgründerin Sol Gabetta ließ dabei ihren Freunden den Vortritt beim Auftaktkonzert in der barocken Stadtkirche im schweizerischen Rheinfelden. Ein besonderer Gast war hier der charismatische Mandolinenspieler Avi Avital, der erste Mandolinist, der für einen Grammy Award nominiert wurde. Ihm sagt man explosive Live-Auftritte nach.

Assoziationen an Süden und Sommer

Avital ist dieses Jahr Artist in Residence beim Schleswig Holstein-Festival und gibt dort als Mandolinenspieler 20 Konzerte! In Rheinfelden reißt er alle mit in seiner Interpretation von Vivaldis Mandolinenkonzert mit. Die Mandoline weckte an diesem heißen Wochenende Assoziationen an Süden und Sommer. So schön die Renaissance für Mandoline auch ist, das Repertoire für dieses außergewöhnliche Instrument ist knapp. Deshalb werden Stücke, die sich überzeugend auf der Mandoline spielen lassen, dafür bearbeitet. So auch ein Violinkonzert von Vivaldi. Aber das war ein reizvolles Unterfangen in diesem Programm „Vivaldi goes wild“ der Cappella Gabetta unter Leitung des Barockgeigers Andres Gabetta. Die Mandoline von Avi Avital würzte die umrahmenden Barockkonzerte des „roten Priesters“.

„Seelenschmerz und Erlösung“ mit dem Hagen Quartett

War dieser erste Abend mit dem Künstler, der der Mandoline den Weg auf die große Bühne geebnet hat, eine Delikatesse für Mandolinen- und Vivaldi-Liebhaber, so war der zweite Abend in der Stadtkirche ein denkbar starker Kontrast dazu: Unter dem Titel „Seelenschmerz und Erlösung“ spielte das Hagen Quartett mit Lukas Hagen (Violine), Rainer Schmidt (Violine), Veronika Hagen (Viola) und Clemens Hagen (Violoncello) Beethoven und Schostakowitsch. Die vier Weltklasse-Streicher, sicher das beste Quartett unserer Tage, machte seinem Ruhm und Ruf alle Ehre.

Die Hagen spielten Beethoven (Nr. 11 und 16) zwischen kontrolliert und heftigem Ausdrucksgestus. Allein schon das düster-dramatische Streichquartett in f-Moll rechtfertigte den Titel „Seelenschmerz“. Man spürte als Zuhörer richtig physisch im zweiten Satz die stockenden absteigenden Bassschritte, die die Interpreten als Trauerfigur deuten. Sehr energisch werden sie im dritten Satz. Ein Beethoven interpretatorisch ohne Wenn und Aber, mit höchster Souveränität in der Gestaltung. So und nicht anders muss Beethoven klingen.

Exquisite Stimmführung und absolute Homogenität

Das zweite Wort „Erlösung“ im Titel kam bei Schostakowitsch zum Tragen. Nach dem dissonanten und eher burlesken Kopfsatz im 14. Streichquartett in Fis-Dur hörte man im Adagio eine schmerzerfüllte Trauermusik und im dritten nach Aufschrei wehmütige Rückblicke, eine Art religioso-Teil und einen ruhigen Abgesang in leiser Resignation mit verhauchendem Pianissimo.

Eine wirklich exquisite Stimmführung und absolute Homogenität, die diese Musiker auszeichnet. Das nächste Festivalwochenende geht am Stammort Olsberg weiter. Am 23. und 24. Juni tritt dann auch Sol Gabetta mit ihren Musikerfreunden in der Klosterkirche in Erscheinung.

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