Kultur Wieder Terror – und das Herz weint

mek
Stimme aus Kanada: Alejandra Ribera Foto: zVg/Wagenbauer Foto: mek

Interview: Alejandra Ribera tritt in der Reithalle im Riehener Wenkenpark beim Stimmen-Festival auf

 Lörrach/Riehen.  Nach innen gerichtete Nachdenklichkeit ist das Markenzeichen der Songwriterin Alejandra Ribera, die im Rahmen des Stimmen-Festivals am Donnerstag,  28.  Juli,  in der Reithalle Wenkenpark in Riehen gastiert. Mit „La Boca“ hat die Sängerin aus Toronto 2015 ihr vielbeachtetes zweites Album vorgelegt. Ihren spanischen Namen hat die Sängerin, die momentan in Paris lebt, übrigens ihrem argentinischen Vater zu verdanken. Wurzeln, denen sie im aktuellen Album neben dem Titel auch mit Songs in spanischer Sprache huldigt. Beatrice Ehrlich unterhielt sich mit ihr.

Ihren bisher unveröffentlichten Song „Orlando” stellen Sie im Internet zum Gratis-Download zur Verfügung, warum?
Ich schrieb den Song vor eineinhalb Jahren – die Protagonistin des gleichnamigen Buches von Virginia Woolf im Kopf. Damals hatte gerade kurz davor dieser Anschlag auf Charlie Hebdo stattgefunden, das hat mich damals sehr beschäftigt. Und nun das Attentat in Orlando, das hat mich komplett mitgenommen... Ich habe also meine Plattenfirma gefragt, ob es in Ordnung wäre, den Song online zur Verfügung zu stellen. Ich hatte ihn damals in erster Linie geschrieben, um mich zu beruhigen, in diesem Sinne möchte ich ihn jetzt mit anderen teilen.

Was bedeutet der Name Orlando für Sie?
In dem Buch von Virginia Woolf ist Orlando eine Person, die Wandlungen durchläuft. Für mich steht der Name also für eine Art innere Wiedergeburt, für die Möglichkeit, sich zu verändern, ein anderer zu sein. Gerade die Momente, in denen wir uns besonders bedroht und verletzlich fühlen, können den Ausschlag dafür geben, uns zu verändern.

In Ihren Songs verbinden Sie Nachdenklichkeit mit Emotionen. Was bewegt Sie im Moment besonders?
Wieder hat in Frankreich ein Anschlag mit vielen Opfern stattgefunden. Ich bin traurig, mein Herz weint. Und übermorgen soll ich auf einer Bühne stehen. Es ist nicht zum ersten Mal, dass ich ausgerechnet in der Woche nach so einem verheerenden Vorfall auf Tournee war, und mehrere Konzerte zu gestalten hatte, zuletzt in Brüssel. Das ist ein große Herausforderung. Ich weiß noch nicht, wie das sein wird.

Sollen Künstler zu politischen Themen Stellung beziehen?
Natürlich sollen sie das. Wir haben das auch schon immer getan. Oft ist das sogar der Grund, wieso es uns auf die Bühne zieht. Wir haben eine Botschaft zu überbringen. Auf der anderen Seite verfügen wir über besondere Mittel, um uns auszudrücken und ein großes Publikum zu erreichen – das sollten wir nicht ungenutzt lassen.

Was inspiriert Sie zu einem neuen Song?
Das können die verschiedensten Dinge sein: Einmal hat mich beispielsweise eine Rede von Tilda Swinton inspiriert. Als ein Freund von mir gestorben ist, hat das damals definitiv Einfluss in meine Arbeit gefunden. Viel Anregung erfahre ich auch durch andere Kunstformen, etwa Literatur und Bildende Kunst.

Warum sind Sie Sängerin geworden?
Ich musste – ich kann einfach nicht damit aufhören. Ja, sicher wären wohl auch andere Berufe für mich in Frage gekommen, aber was ich jetzt tue war weitaus die beste Erfahrung in meinem Leben. Für mich fühlt es sich gar nicht so an, als ob ich eine Wahl gehabt hätte.

Wie nehmen Sie das Publikum bei Ihren Konzerten in Deutschland wahr?
Oh – ich liebe es, in Deutschland aufzutreten. Im März dieses Jahres habe ich die erste Tournee durch Deutschland gemacht. Die Zuhörer sind so offen und eng bei Dir, sie lassen sich ganz und gar auf die gemeinsame Erfahrung eines Konzertes ein.

Alejandra Ribera und Songbirds Collective: Donnerstag, 28. Juli, 20 Uhr, Wenkenpark Riehen, mehr unter www.stimmen.com

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