Kultur Wo sich Fuchs und Hase „Gute Nacht“ sagen

Die Oberbadische
Im Schwarzwald gibt es Kühe, die philosophieren. Foto: Die Oberbadische

Cartoons: Buchband „Schwarzwälder Hirschwasser“ von Klaus Karlitzky

Von Gabriele Hauger

Regio. Er spielt mit Worten, Bildern und Klischees und entwickelt dabei einen ganz eigenen Humor. Einen für den zweiten Blick: Klaus Karlitzky ist Schwarzwälder mit Leib und Seele. Nun hat der Freiburger, der seine erste Cartoon-Ausstellung übrigens in der Lörracher Villa Aichele hatte, einen neuen Band herausgegeben: „Schwarzwälder Hirschwasser“, so der beredete Titel, der auf 128 durchgehend farbigen Seiten Eigenarten und Charakter des Schwarzwalds und seiner Bewohner nachspürt.

Der Schwarzwald boomt. Die Gästezahlen steigen. Immer noch verbinden Menschen zwischen Holland und Spanien Kirschwassertorte, Kuckucksuhr und Bollenhut mit unseren Heimatbergen. Und natürlich den Hirsch. Den hat Karlitzky als Buchcover auserkoren und titelgebend inszeniert: neben einer Tanne stehend, in eine Flasche pinkelnd – Hirschwasser eben!

Schwarzer Humor trifft auf Schwarzwald – so titelt der Cartoonist eingangs seines Bandes. In seinen teils mit Kurztexten versehenen Zeichnungen spielt er neben inneren Bildern auch mit dem südbadischen Dialekt („Wo isch der Wald – Hirsch der Wald!“) und bricht die Erwartungshaltung der Betrachter.

Der Buchband ist in vier vielversprechende Kapitel unterteilt: „Landleben – wo die Uhren anders ticken“; „Landliebe – von Landeiern und Eiländern“; „Der Wald – wo die Raute wirklich regiert“ (Frau Merkel lässt grüßen); „Outdoor – wir dürfen draußen bleiben“.

Skurril, treffend, nur selten bemüht sind die humorigen Bilder. Beispiel: Wir sehen einen dunkelhäutigen Touristen im Souvenirladen voller Kuckucksuhren, der seine Liebsten am Handy informiert: „Bin im Uhrwald“. Oder eine Dame im Buchladen, die einen „Schwarzwälder Schinken“ einfordert. Ein Koch wundert sich über die beschwipste „blaue Forelle“. So viel zu Schwarzwälder Spezialitäten.

Aktionswütige Freizeit-Touristen bekommen ebenfalls ihr Fett weg: Unter dem Titel „Aktivurlaub XXL“ zeichnet Karlitzky einen schwitzenden Freizeitler, der vom Bauern vor den Pflug gespannt wird. Und dafür wahrscheinlich noch eine Menge Geld bezahlt.

Wiederkäuende Schwarzwaldkühe philosophieren vor sich hin: „Wir müssen alle mal ins Gras beißen“. Und das große Thema Liebe im Schwarzwald beschäftigt unter anderem zwei Schnecken: „Gehen wir zu dir oder zu mir?“ Eine Gute Nacht wünscht der im Ehebette ruhende Fuchs der Häsin, die bekannte Redewendung mal neu interpretiert.

Witzige Wortspiele (Einwanderer – Ein Wanderer) finden sich ebenso wie die schwarzhumorige Kritik am Skitourismus und seinen Auswüchsen, wenn beispielsweise ein rabiater Skiläufer zwei anderen den Kopf abrasiert. Es finden sich aber auch herzige Szenen, wie den entrüsteten Schneemann, dem ein Skihase die Möhre aus dem Gesicht klaut.

Der Buchband ermöglicht eine abwechslungsreiche Tour d’horizon durch den Schwarzwald, einen Mix aus flottem Federstrich, Wortspiel und Fantasie. Ein detailreiches Buch voller Heimatliebe, in dem der Autor hintergründig mit Sprache und Klang spielt und es ihm gelingt – ganz reduziert – seine Grundgedanken und Gefühle auf den Punkt zu bringen. Seine Cartoons seien „eher Sichtweisen über alltägliche Dinge statt rein humoristische Bilder“, schreibt Karlitzky in seinem Nachwort. Es sind Szenen, die schmunzeln lassen, und durchaus auch zum Nachdenken anregen.   Klaus Karlitzky: „Schwarzwälder Hirschwasser“, Silberburg-Verlag, 128 Seiten, 12,90 Euro, ISBN 978-3-8425-2032-5

Noch bis 30. Juni ist eine Ausstellung mit Cartoons von Klaus Karlitzky in der Sparkasse in Bad Herrenalb parallel zur dortigen Gartenschau zu sehen.

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