Landesstiftung Baden-Württemberg Beim Geldanlegen lässt sich das Land nicht zusehen

Arnold Rieger
Auch das Projekt Kicken und Lesen fördert die Stiftung Foto: Pressefoto Baumann

Mit fast 38 Millionen Euro fördert die Baden-Württemberg-Stiftung Projekte in Forschung, Bildung und Kultur. Wie schafft sie das angesichts der mickrigen Zinsen auf dem Kapitalmarkt?

Stuttgart - Trotz schwieriger Bedingungen auf dem Anlagemarkt schöpft die Baden-Württemberg-Stiftung weiterhin aus dem Vollen. „Ich konnte dem Aufsichtsrat berichten, dass wir bis Ende September wieder ein sehr gutes Ergebnis haben“, sagte am Mittwoch der für den Vermögensbereich zuständige Geschäftsführer der Stiftung, Walter Leibold, nach einer Sitzung des obersten Gremiums der Stiftung.

In Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass im laufenden Jahr statt der geplanten 47 Millionen Euro rund 50 Millionen ausgeschüttet werden. Rund ein Drittel des Geldes fließt in die Rücklage, der Rest kommt Projekten in Forschung, Bildung, Kultur und anderen Bereichen zugute. Für 2015 rechnet die Spitze der Stiftung – sie zählt mit einem Vermögen von 2,3 Milliarden Euro zu den vier großen in Deutschland – mit ähnlich guten Zahlen.

Wie dies angesichts niedriger Kapitalmarktzinsen möglich ist, ohne dass das Land erhebliche Risiken eingeht, legt Leibold allerdings nur ansatzweise offen: „Das machen auch andere Stiftungen so: Keiner rückt genau damit heraus, wie er das Geld anlegt.“ Der Geschäftsführer, im Hauptberuf Abteilungsleiter im Finanzministerium, will damit vermeiden, dass ihm potenzielle Geschäftspartner die Tür einrennen: „Jeder will uns etwas verkaufen.“

Dies umso mehr, als die Stiftung ihr Geld auch in Immobilien investiert – so hat sie zum Beispiel das sogenannte Stuttgarter Postareal gekauft und wieder vermietet sowie das Gebäude der Commerzbank zwischen Schillerplatz und Königstraße.

Das Grundstücksgeschäft trägt immerhin mit 14 Prozent zum Gesamtergebnis (im vergangenen Jahr 92,2 Millionen Euro) bei. Unternehmensbeteiligungen wie etwa bei den Südwestdeutschen Salzwerken haben einen Anteil von elf Prozent, kurz- und mittelfristige Geldanlagen („Cash“) von vier Prozent. Den Löwenanteil jedoch erbringt die Anlage in diversen Investmentfonds – unter anderem dem Stoxx Europe 600.

Die Anlagestrategie sei durchaus konservativ, sagte Leibold, und folge dem sogenannten Core-Satellite-Ansatz: Danach wird das Portfolio auf einen großen, sicheren Kern (Core) und einige rentablere, aber auch riskantere Satelliten verteilt. Aktien machten dabei 33 Prozent aus, Renten 57 Prozent. Wobei Letztere mit zwei Prozent deutlich weniger Rendite brächten als Aktien mit sechs Prozent.

Solche Werte seien nur mit einem langfristigen Konzept „ohne hektische Aktivitäten“ zu erreichen, sagt Leibold. Und natürlich mit guten Fonds-Managern. Und von welcher Bank? Auch da wird er einsilbig. Man darf aber getrost davon ausgehen, dass die Landesbank nicht leer ausgeht.

Entscheidend für den stabilen Erfolg ist seiner Ansicht nach auch das große finanzielle Volumen, mit dem die Baden-Württemberg-Stiftung auf dem Anlagemarkt unterwegs ist. Kleine Stiftungen kommen nicht annähernd zu solchen Renditewerten und haben angesichts der niedrigen Zinsen denn auch erhebliche Probleme. Dennoch ist die Baden-Württemberg-Stiftung nicht immun. Leibold: „Wenn’s wird wie 2007, dann geht’s überall bergab.“

Der Aufsichtsrat unter Leitung der Grünen-Fraktionsvorsitzenden Edith Sitzmann hat am Mittwoch neue Projekte für rund 38 Millionen Euro beschlossen. So sollen fünf Millionen in das Forschungsprogramm „Industrie 4.0“ fließen, das sich der Digitalisierung und der Datensicherheit widmet. Weitere 1,35 Millionen sind für ein Projekt zur Integration von Flüchtlingen vorgesehen.

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