Lörrach Auf der Suche nach dem besten Foto

Die Oberbadische
Immer mit der Kamera in der Hand beim Festival anzutreffen: Juri Junkov. Foto: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

„Meine Stimmen“ - Folge 8: Juri Junkov über seine Erlebnisse als Fotograf des Stimmen-Festivals

Von Juri Junkov

Lörrach. Musik hinterlässt in unserem Gedächtnis unverwischbare Spuren. Man hört einen bestimmten Musiktitel und verbindet damit sofort eine Erinnerung. Genau so ist es auch bei mir und dem Stimmen-Festival. Sobald ich den Namen eines bei „Stimmen“ aufgetretenen Künstlers höre, werde ich blitzschnell an einen bestimmten Festival-Ort „teleportiert“. Beispielsweise beim Namen „Bobby McFerrin“ nach Augusta Raurica im Sommer 2009 – wo ich ihn fünf ganze Tage lang mit meiner Kamera begleiten konnte.

Doch ich war nicht von Anfang an Festival-Fotograf. Im Jahr 1994 entdeckte ich auf dem erstem Stimmen-Plakat Patricia Kaas und dachte mir: Patricia Kaas? In Lörrach? Das kann doch nicht wahr sein. Ihr Konzert habe ich damals leider nur hinter dem Zaun genossen, als plötzlich ein akkreditierter Fotograf aus dem Festivalgelände herauskam und an mir vorbeilief. Da ich in meiner Heimat, der Sowjetunion, ebenfalls bei Konzerten die dortigen Popstars abgelichtet hatte, wollte ich gerne auch beim Stimmen-Festival fotografieren. Nur ein Jahr später habe ich mich selbstständig gemacht und war seitdem jedes Jahr als Fotograf dabei. Anfangs war ich nicht bei jedem Konzert, doch seit neun Jahren als offizieller Festival-Fotograf habe ich keinen Auftritt verpasst.

Besonders gerne erinnere ich mich an einen Faithless-Konzert auf dem Marktplatz. Es hat stark geregnet. Meine Kamera war total nass und es war unmöglich, weiter zu fotografieren. Ich stand am Rand des Marktplatzes und beobachtete das Publikum. Alle standen wie verzaubert, niemand hat versucht, sich vor dem prasselnden Regen zu schützen.

In diesem Moment habe ich plötzlich eine unglaubliche Stille entdeckt. Stille, welche die Musik noch lauter wirken ließ. Die elektronischen Klänge dröhnten aus den Boxen und dazu tanzten Wassertropfen in der Luft – das war ein einmaliger Moment.

Tolle Momente durfte ich auch bei diversen Fotoshootings mit Künstlern wie Bob Geldof, Rufus Wainwright oder der Band Katzenjammer erleben. Auch wenn es nicht immer einfach ist, dafür Zeit und Möglichkeiten zu finden. Zumal nicht bei jedem ein spannendes Bild gelingt.

Die Musikstars sind eben auch nur Menschen und nicht alle können sich auf die Schnelle vor die Kamera stellen und wie ein Model posieren.

Der zweite Besuch von Dieter Thomas Kuhn in Lörrach hat mich ebenfalls fasziniert. In dem Jahr war der Stimmung auf dem Marktlatz besonders farbenfroh – Sonnenblumen, Hütte, bunt gekleidete Konzertbesucher waren praktisch Teil der Show. Als Kuhn die ersten Zeilen seines Lieds anstimmte, setzte das Publikum sofort mit ein. Plötzlich verstummte Kuhn und stand erstaunt auf der Bühne. Er schaute nur zu, wie das Publikum den Song bis zum Ende alleine sang. Das war der wohl größte Chor, den ich jemals singen gehört habe.

Genau solche besonderen Momente versuche ich mit der Kamera einzufangen. Die Pressevertreter dürfen normalerweise nur die ersten drei Lieder aus dem Graben vor der Bühne fotografieren, danach müssen sie ihre Kameras einpacken. Früher lief das alles etwas lockerer und man kam den Künstlern viel näher. Als offizieller Fotograf des Veranstalters habe ich allerdings glücklicherweise etwas mehr Möglichkeiten und darf meistens auch zu einem späteren Zeitpunkt der Show auf dem Gelände fotografieren, zumal ich die Perspektive aus dem Graben nicht sonderlich mag. In meiner Arbeit bin ich außerdem sehr auf die Hilfe des Stimmen-Teams angewiesen – sei es beim Fotografieren vom Technikturm auf dem Marktplatz oder bei der Organisation eines Fotoshootings. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.

Meistens steigt die Stimmung nämlich mit Fortschreiten des Konzerts. Die Künstler und auch das Publikum verhalten sich anders, sind gelöster. Ich bin darum ständig auf der Suche nach einem noch besseren Motiv. Nach 20 Jahren als Fotograf beim Stimmen-Festival habe ich aber glücklichweise gelernt, während der Arbeit gleichzeitig etwas zu entspannen, um die Konzerte auch zumindest ein bisschen genießen zu können.

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