Von Dennis Kalt
Lörrach. Ein Behördenwirrwarr erster Güte und eine verwaltungsbürokratische Penibilität ließ der Stadt und dem Landesgartenschaugeschäftsführer Jörg Dihlmann im August 1981 für einige Tage den Atem stocken. Anlässlich der Ausrichtung der Landesgartenschau 1983 wurde die künstliche Anlage eines Sees und Baches im Wasserschutzgebiet Grütt – dem stärksten Bein der Lörracher Grundwasserversorgung – geplant.

Der Baubeginn dieser beiden Projekte wurde von Dihlmann und der Stadt voller Optimismus auf Anfang August 1981 taxiert. Doch der festgelegte Termin verstrich, ohne dass die Motoren der Bagger zu hören waren. Der Grund: Das Landratsamt verweigerte die Erteilung einer Baugenehmigung, weil das Gesundheitsamt Lörrach, dessen Zustimmung für einen Bau im Wasserschutzgebiet nötig gewesen wäre, schlichtweg im Planungsprozess vergessen wurde, wie damals unter anderem in unserer Zeitung zu lesen war.

Auf die Frage warum man erst so kurzfristig gegen den Baubeginn intervenierte, antwortete das Gesundheitsamt, man habe die Stadt bereits 1979 um die Beteiligung an der Planung gebeten, um etwaige Bedenken rechtzeitig vorzubringen. Von dem geplanten Bau des Sees habe man jedoch erst sehr spät durch die Zeitung erfahren.

Daraufhin schaltete das Lörracher Gesundheitsamt die chemische Landesuntersuchungsanstalt, das medizinische Landesuntersuchungsamt und das Gesundheitsministerium in Stuttgart ein, die übereinstimmend „ernste Bedenken aufgrund einer möglichen Gefährdung des Grundwassers“ äußerten. Dihlmann und die Stadt hatten mit diesem Behördentrio aus der Landeshauptstadt mächtige Gegner. Die pünktliche Fertigstellung des Sees zur Landesgartenschau war zu diesem Zeitpunkt mehr als fraglich.

Umso erstaunlicher war es, dass bereits nach zwei Wochen, am 26. August, in einer kurzfristig einberufenen Krisensitzung im Freiburger Regierungspräsidium unter Federführung des Stuttgarter Landwirtschaftsministeriums alle Bedenken ausgeräumt werden konnten. Die Ausführungen von Oberbürgermeister Egon Hugenschmidt, Bürgermeister Edmund Henkel und einer Spezialfirma, die ein Konzept zur Abdichtung des See- und Bachbetts gegen das darunter befindliche Grundwasser auf den Tisch legte, waren überzeugend und  lösten jegliche Bedenken der Baugegner auf: „Man kann den Eindruck haben, dass die Stadt um den Schutz des Trinkwassers sehr bemüht ist und dafür enorme Kosten in Kauf nimmt“, verkündete die damalige stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes Lörrach, Anette Brandner, im Gespräch mit unserer Zeitung.

So fiel der  Spatenstich auf den 2. September: Hugenschmidt und Henkel bestiegen erleichtert und voller Freude  zwei Schaufelbagger, um die erste Humus-Scholle für den Bau des Sees und des Bachlaufs im Gelände abzutragen.