Lörrach Wohnungsbau mit Weitblick

Die Oberbadische
Ein Blick vom Wohnturm „Weitblick“ auf die neue Siedlung zwischen Dammstraße und Bahndamm: entlang der Dammstraße drei Häuser mit Ein- und Zweizimmer-Wohnungen, am Bahndamm sechs Häuser mit größeren Wohnungen für Familien.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Fotos: Wolfgang Göckel Foto: Die Oberbadische

Dammstraße I: Die Wohnbau Lörrach hat ihr letztes Problemquartier komplett ersetzt

Von Wolfgang Göckel

Lörrach. Wenige Wochen nur noch, dann ist das von Grund auf erneuerte Wohnquartier Dammstraße vollendet. Fünf Jahre Bauzeit waren vorgesehen für einen etappenweisen Abriss und sofortigen Neubau an selber Stelle, elf Millionen Euro sollte alles kosten. Die Wohnbau Lörrach zieht bereits zufrieden Bilanz. „Alles ist gelaufen wie gewünscht“, stellt Thomas Nostadt fest und fügt hinzu: „Die Anlage wird richtig gut.“

Wer lange schon mit der Stadt Lörrach vertraut ist, erinnert sich an ihre Orte mit einfachsten Häusern und mit Bewohnern, die am Rand der Gesellschaft lebten: zum Beispiel in der Hugenmatt in Brombach, in der früheren Lerchenstraße beim Rosenfelspark oder an der Ecke Hangstraße/Rebmannsweg. Sie sind verschwunden, an gleicher Stelle sind meist moderne Wohnanlagen entstanden.

Sanierung hatte keinen Sinn

Ein letztes Quartier mit Einfachstbauten ließ die Wohnbau Lörrach noch länger stehen: Häuser zwischen Dammstraße und Bahndamm, in den 1920er- und 1930er-Jahren mit geringen Mitteln erbaut. Einen großen Teil der 46 Wohnungen nutzte die Stadt Lörrach in neuerer Zeit für die Unterbringung von Obdachlosen und Menschen mit erheblichen Problemen, sich in gesellschaftliches Leben einzufügen.

Zu sanieren hatte keinen Sinn. Die Wohnbau Lörrach fand über einen Architektenwettbewerb die Lösung für eine komplett neue Siedlung. Die Gewinner Kränzle+Fischer-Wasels Architekten (Karlsruhe) haben Gebäudeformen aufgegriffen, die an der Dammstraße vertraut sind. Nach und nach sind neun Häuser mit zwei oder drei Geschossen und insgesamt 63 Wohnungen entstanden, ein bis fünf Zimmer groß, mit Balkon oder Terrasse. Die Mieten liegen zwischen 6,50 und 10 Euro – sie können auch von Beziehern der Grundsicherung oder Empfängern von Arbeitslosengeld 2 gemietet werden.

Vor gut fünf Jahren hat die Verwandlung des Quartiers begonnen. Die Etappen waren so festgelegt, dass vor jeweils nächsten Hausabrissen manche Bewohner umziehen konnten in einen schon fertigen Neubau; der eine oder andere packte sogar beim Bauen mit an und wohnt hier nun selbst.

Möglich wurde dies, weil die Wohnbau Lörrach zum zweiten Mal die SAK-Bauhütte als Partner dazugeholt hatte: Sie bot Bewohnern Beschäftigung und berufliche Qualifizierung – Schritte hin zu einer normalen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Projektpartner war zudem die Kreishandwerkerschaft: Bei manchen Gewerken sind Handwerksbetriebe der Region Paten- oder Partnerschaften mit der SAK-Bauhütte eingegangen.

Bei einem Gang durchs Quartier wird deutlich, wie kleinteilig gebaut ist. Vorne, entlang der Dammstraße, stehen drei Häuser mit kleinen Appartements – da ist Platz unter anderem für Obdachlose, das ist auch in der alten Siedlung so gewesen. Dahinter, in Doppelhaus und Reihenhaus ähnelnden Gebäuden, sind Drei- und Vierzimmer-Wohnungen für größere Familien errichtet.

Für eine vergleichsweise dichte Bebauung hatte sich die Wohnbau Lörrach entschieden. Diese Dichte funktioniert dank der hohen Qualität des Bauens, die 2016 zu einer Nominierung für den Staatspreis Baukultur Baden-Württemberg geführt hat: Die Dammstraße zählt zu jenen qualitativ hochwertig gebauten Lebensräumen, die das Land als Vorbild vor Augen führen will. Hier sehe man ein Bauen, das die Bewohner wertschätze, liest man im Urteil der Jury.

Und umgekehrt schätzen die Bewohner ihr neues Zuhause – man hört das, spaziert man neugierig durchs Quartier oder spricht mit Hausmeister Murat Eksi. Von den schönen Bädern wird gesprochen, den Terrassen und Mietergärten, geräumigen Balkonen.

Im August werden die letzten Handwerker fertig und die letzten der 63 Wohnungen bezogen. Dann leben hier zwischen Dammstraße und Bahndamm um die 170 Menschen zusammen, aus verschiedenen Kulturkreisen, mit unterschiedlicher sozialer Herkunft. Nachbarschaft entwickelt sich, von der Wohnbau Lörrach begleitet mit ihrem bewährten sozialen Management und einem aufmerksamen Hausmeister. „Das wird sich einwachsen“, versichert Thomas Nostadt.

Es ist im Übrigen eine bemerkenswert kinderreiche Nachbarschaft, mit fast 70 Kindern an einem für sie günstigen Ort: Hier im großen Wohngebaut Neumatt liegen Kindergarten und Grundschule ganz nah, ebenso der geliebte neue Spielplatz neben der Hammerstraße.

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