Lörrach Bauwerk bleibt „Zelt Gottes auf Erden“

Die Oberbadische
Dieter Funk mit dem Erinnerungsbuch „Heilige Familie“, in das sich Gläubige im Beisein von Pfarrer Thorsten Becker (Zweiter v. r.) eintragen konnten. Foto: Peter Ade Foto: Die Oberbadische

Abschied: Kirche „Heilige Familie“ wird abgebrochen / Wohl doch keine Flüchtlingsunterkunft auf Grundstück

Lörrach. (pad/mek). Ein letztes Mal wurde am Samstagabend in der katholischen Kirche „Heilige Familie“ an der Käppelestraße Gottesdienst mit Heiliger Kommunion gefeiert. Das Haus wird abgebrochen. Die künftige Nutzung des Grundstücks ist aber unklar. Ursprünglich war eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge im Gespräch (wir berichteten), das Landratsamt hat davon jedoch inzwischen Abstand genommen, wie einer Vorlage für die morgige Gemeinderatssitzung zu entnehmen ist.

Der Hauptgrund liegt offenbar in der wirtschaftlichen Darstellbarkeit, außerdem ist die Zahl der ankommenden Flüchtlinge deutlich zurückgegangen. Auch die Wohnbau Lörrach habe bereits Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen für einen „normalen“ Mietwohnungsbau ohne positiven Ausgang durchgeführt, so die Vorlage, die morgen diskutiert wird.

Das Kirchengrundstück könne nur im Wege eines Erbpachtvertrages erworben werden. Aus diesen wirtschaftlichen Gesichtspunkten sei es unwahrscheinlich, dass hier eine Anschlussunterbringung entstehen könne.

Stehen bleibt wird die Kirche dennoch nicht. Voraussetzung für den Abriss einer Kirche ist die sogenannte Profanierung. Sie schreibt vor, dass alles sorgfältig entfernt werden muss, was das Gebäude zu einem Sakralraum und damit zu einem römisch-katholischen Gotteshaus macht.

Das 1967 auf dem 1800 Quadratmeter großen Grundstück eingeweihte und der Heiligen Familie gewidmete Gebäude war eine Filial-Kirche der Pfarrei St. Fridolin.

Seit 2009 wird die Kirche allerdings nicht mehr genutzt, unter anderem wegen der stark rückläufigen Zahl an Gottesdienstbesuchern aus dem Neumattquartier. Ab April 2013 feierte vorübergehend die Evangelische Johannesgemeinde ihre Gottesdienste im Haus „Heilige Familie“.

Das Gemeindeteam St. Fridolin veranstaltete zum Abschied einen „Tag der offenen Tür“ und lud zu einer letzten Eucharistiefeier ein. Sieben Männer, die in ihrer Jugend als Ministranten aktiv waren, zogen mit Pfarrer Thorsten Becker zum Altar und assistierten bei der Heiligen Messe. Mit dabei 25 „aktuelle“ Ministranten aus der Pfarrei.

Becker sagte in seiner Predigt: „Bei aller Trauer um ein Bauwerk – es bleibt der Dank für lebendige Steine und die Unvergänglichkeit der Botschaft dieses Raumes, die uns niemand nehmen kann.“ Ungezählte Menschen, so Becker, hätten in den Mauern ihre Gravur hinterlassen: im Denken, Handeln, im Engagement und – zumeist ehrenamtlich – in noch mehr Mühe und Arbeit.

Der Geistliche wörtlich: „Dieses Bauwerk war und ist niemals nur Stein und Mauer. Es war, ist und bleibt ein von ,lebendigen Steinen’ erdachtes, geplantes, gebautes und gepflegtes Zelt Gottes auf Erden“ – eine Strahlkraft, die nicht zu profanieren sei.

Es lag schon Wehmut über der Feier. Die zahlreichen Gläubigen lauschten ein letztes Mal den musikalischen Beiträgen an der Klais-Orgel, und es gab zweimal eine rund halbstündige Fotoschau. „Erinnerungen in Bildern an die Kirche Heilige Familie“, so lautete das Motto des Streifzugs durch die Jahrzehnte des Gotteshauses.

Einige Teilnehmer nutzten das Angebot des Gemeindeteams St. Fridolin und schrieben persönliche Erlebnisse und Erinnerungen in ein von Pfarrgemeinderat Dieter Funk angelegtes Buch.

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