Wie viel Geld kann die Bürgerstiftung für ihre Projekte derzeit jährlich in die Hand nehmen? Und wie hoch ist das Stiftungsvermögen mittlerweile?
Das Stiftungsvermögen beträgt rund eine Million Euro, darin enthalten sind rund 500 000 Euro des Museumsfonds und unser Immobilienvermögen in Stetten (das Alte Rathaus, d. Red.), bei dem der Verkehrswert sicher höher als der Buchwert ist. Mit den Zinserträgen kommen wir nicht weit, deshalb müssen wir unsere Ertragssituation verbessern. Hierfür würde ich mir offen gestanden auch deutlich mehr Dauerspender oder Stifter wünschen. Mit unseren jetzigen finanziellen Möglichkeiten können wir nicht all das realisieren, was gut für die Stadt wäre.
Die Bürgerstiftung hat sich als wichtiges Element der Lörracher Stadtgesellschaft etabliert. Gleichzeitig hält sich die Spendenbereitschaft in Grenzen?
Das ist leider so. Ich habe gelegentlich den Eindruck, dass viele Leute eine völlig falsche Vorstellung von unseren finanziellen Möglichkeiten haben. Wir haben über 50 000 Euro Personalkosten, in erster Linie für die Sprachförderung, dazu kommen erhebliche Sachkosten, etwa für Materialsammlungen für Kindergärten, wir veranstalten jährlich unsere Tombola für Kinder „Mit Los geht´s los“, jetzt finanzieren wir einen Trinkbrunnen für die Öffentlichkeit im Hebelpark, der Bewegungsparcours „Grenzenlos fit“ musste bezahlt werden, daneben unterstützen wir unter anderem die Kinderbuchmesse. Im vergangenen Jahr haben wir einen leichten Verlust erwirtschaftet.
Das Mäzenatentum ist in Deutschland nicht so ausgeprägt wie in der Schweiz oder in den USA. Geld wäre aber durchaus vorhanden.
Wir hatten immerhin das Glück, dass wir zwei Erbschaften bekommen haben – eine über 200 000 Euro, eine über rund 85 000 Euro. Dieses Geld können wir aber nur langfristig anlegen. Wir wollen es ins Kamelion investieren. Auch sonst können wir ja nur mit den Erträgen des Stiftungsvermögens wirtschaften, nicht mit dem Vermögen selbst.
Flüssige Mittel haben wir einschließlich des Betrages aus dem Bundesprogramm von 32000 Euro um die 80 000 Euro pro Jahr zur Verfügung. Das bedeutet sehr zeitaufwendige Arbeit beim projektbezogenen Einwerben von Spenden. Wir benötigen deshalb beispielsweise jedes Jahr auf’s Neue dringend die Erträge aus der Benefiz-Gala – in der Regel rund 17 000 Euro. Stifter wird man erst ab einem Betrag ab 1000 Euro. Das ist für viele Bürger – aber auch nicht für alle – eine ganze Stange Geld. Wir sind allerdings auch sehr dankbar für Spenden, insbesondere für Dauerspenden. Diese tun vielen nicht ganz so weh und würden uns aktuell viel helfen.
Welche Rolle spielt die sehr gut besuchte Benefiz-Gala mittlerweile für die Bürgerstiftung und die Stadt Lörrach?
Für uns ist das eine schöne, festliche Gelegenheit, um die Bürgerstiftung zu präsentieren. Wir profitieren natürlich vom positiven Image des Abends, der für uns auch wirtschaftlich von Bedeutung ist. Was mich besonders freut, ist, dass die Wirte so verlässlich dabei sind. Das Essen nimmt an diesem Anlass den wichtigsten Raum ein. Sowohl die Wirte als auch die Musiker zeigen hier sehr viel Engagement.
So eine Gala zu organisieren, ist für uns von der Stiftung immer wieder auf’s Neue mit einer Menge Aufwand verbunden. Aber wenn uns die neue Liste der Menüs ausgehändigt wird, dann ist das in jedem Jahr immer wieder einer der schönsten Momente vor der Gala.
Es gibt aber zu meinem Bedauern immer noch Bürger, die meinen, hier feiere ein elitärer Kreis unter sich. Der Gala-Abend ist aber eine offene Veranstaltung, für die alle Interessenten Karten im Burghof kaufen können. Wir wollen keine geschlossene Gesellschaft sein und freuen uns über neue Gesichter – wir sind offen für alle Bürger.