Lörrach Brunnen in allen Facetten

Die Oberbadische

Führung : Stadtführer Albert Sänger beleuchtete zum Tag des offenen Denkmals die Geschichte der Lörracher Brunnen und Wasserversorgung

Von Silvia Waßmer

Im Alltag heute oftmals kaum beachtet, spielten die zahlreichen Lörracher Brunnen früher eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Leben. Anlässlich des Tages des offenen Denkmals unter dem Motto „Macht und Pracht“ beleuchtete diese Stadtführer Albert Sänger am Sonntag bei einem zweistündigen Spaziergang genauer.

Lörrach. „Jedes Gemeinwesen ist auf eine ausreichende und hygienisch saubere Versorgung mit Wasser angewiesen“, leitete Sänger in die Thematik ein. Um diese früher zu erreichen, gab es zwei Möglichkeiten: „Sodbrunnen“, die gegraben wurden, sowie „laufende Brunnen“, die ihr Wasser von gefassten Quellen im Wald durch hölzerne Rohre erhielten. Auch heute noch gibt es in der Innenstadt laufende Brunnen, die von zwei Quellen in den Gewannen „Nebenalter“ und „Steingrübli“ gespeist werden, erzählte Sänger.

Der Brunnen selbst habe in früheren Zeiten im gesellschaftlichen Leben der Bürger vielerlei Bedürfnisse erfüllt: Er lieferte nicht nur das Trinkwasser für Mensch und Vieh, sondern auch das Wasser für Handwerksbetriebe oder zum Löschen von Bränden. Zugleich war er ein wichtiger Treffpunkt zum Austausch von Neuigkeiten und somit auch kommunalpolitisch bedeutend.

Beim Rundgang durch die Innenstadt stellte der Stadtführer 15 Brunnen näher vor – darunter den Marktplatzbrunnen, den Kronenbrunnen, den Gymnasium- oder auch Museumsbrunnen, den Viehmarktbrunnen, den Brunnen beim Rathaus oder auch den Hirschenbrunnen. Dabei erfuhren die Teilnehmer viele Details.

Zum Beispiel über den Marktplatzbrunnen: Er wurde von dem Solothurner Bildhauer Urs Bargetzi nach einem Entwurf von Melchior Berri hergestellt und ist eine Replik des Spittelbrunnen am Basler Münsterberg. Er wurde 1838 auf dem Alten Markt aufgestellt, besteht aus Jurakalkstein und wird von drei ineinander verschlungenen Delfinen auf dem mittigen Wasserstock gekrönt. Aus alten Akten sei bekannt, dass der Brunnentrog in zwei Teilen geliefert werden musste, weil er sonst nicht durch die Tore von Waldenburg und Liestal gepasst hätte.

Kronen- (Ecke Basler Straße/ Herrenstraße) und Hirschenbrunnen (vor dem Karstadt) wurden laut Sänger im selben Jahr (1827) bestellt und geliefert. Sie wurden von den jeweiligen Wirten (Krone und Hirschen) unter anderem dazu genutzt, im Sommer Forellen in einem Fischkasten frisch zu halten.

Über den Gymnasium- oder auch Museumsbrunnen erzählte Sänger, dass er 1882 ebenfalls von Bargetzi aus Jurakalkstein hergestellt worden sei und 224 Goldmark gekostet habe. Auch der Viehmarktbrunnen am Engelplatz stammte aus der Bargetzi-Werkstatt und stand ursprünglich am oberen Ende des Viehmarkts. Darüber habe sich jedoch der damalige Wirt des Gasthauses „Engel“ beschwert, da die Tiere beim Trinken auch öfters ihre Notdurft verrichteten und dadurch seine Fassade beschmutzt hätten. Deshalb wurde der Brunnen an seinen heutigen Standort versetzt.

Jüngeren Datums ist der Brunnen am Rathaus („Das Urding“), der vom Freiburger Bildhauer Jörg Bollin aus Granit gestaltet und 1982 aufgestellt wurde. Er lehne sich an das biblische Buch „Genesis“ an und symbolisiere – auch durch das stetige Hervorquellen des Wassers – den Ursprung des Menschen. Allerdings war dieser Brunnen – ebenso wie einige andere – am Sonntag nicht in Betrieb.

Weiterhin beleuchtete Sänger die Hintergründe zum Bau des ersten Wasserwerks um 1887 und die Diskussion über die Wasserversorgung in den 1960er Jahren. Das heutige Wasserwerk im Grütt werde von vier Bohrungen im Grütt und drei Quellen im Gewann „Wilde Brunnen“ bei Brombach gespeist. Pro Tag können daraus 27 500 Kubikliter Wasser gewonnen werden.

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