Lörrach Budenzauber im Spaßvögelreservat

Die Oberbadische
Das Duo „Ines Fleiwa“ (alias Stefan Schramm) und „Rico Rohs“ (alias Christoph Walther) beim Auftritt im Nellie Nashorn. Foto: Walter Bronner Foto: Die Oberbadische

Kleinkunst: „Rico Rohs“ und „Ines Fleiwa“ auf der Bühne im Nellie Nashorn

Das würde Christoph Walther (alias Cordula Zwischenfisch oder Rico Rohs) so passen, wenn hinterher in der Zeitung „ein Kabarettabend zum Nachdenken“ stünde. Aber zum Glück hat der sächsische Superblödel den mittendrin abgebrochenen Witz dann doch noch zu Ende erzählt – und damit war absolut nichts mehr Nachdenkenswertes zu registrieren an diesem Abend.

Lörrach (bn). Christoph Walther und sein Partner Stefan Schramm (alias Ines Fleiwa) touren als legitime Nachfolger der heute fast vergessenen Siebziger-Jahre-Blödelbarden wie Insterburg & Co durch die Lande und stießen jetzt bei ihrem wiederholten Auftritt am Donnerstagabend im Nellie Nashorn auf eine stattliche Fangemeinde. Und die wollte nicht mehr, aber auch nicht weniger, als eine gehörige Zwerchfellmassage – zweieinhalb Stunden lang.

Und dabei blieben die beiden Spaßvögel ihrem Publikum wahrlich nichts schuldig, zumal wenn der genial-doof agierende Rico Rohs sich in die lokalen Niederungen begibt und bekundet, dass er sich bei der Herfahrt in Lörrach gleich heimisch fühlte, weil auch er in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen sei. Oder wenn er nach einer älteren Dame aus Maulburg fahndet, einer Tante seiner heimlich angebeteten Saskia Speyer „mit Ypsilon“, der er im Wiesental bestimmt ein zweites Mal begegnet, weil es das Schicksal bekanntlich so will, dass man sich immer zweimal im Leben über den Weg läuft. Es lässt sich nicht annähernd in einem Zeitungsbericht zusammenfassen, was der herrlich sächselnde Komiker und Slapstick-Poet sich da zusammenspinnt, wenn er über seinen belanglosen Alltag nachsinnt und dabei vom Hundertsten ins Tausendste gerät, von „Zärtlichkeiten mit Freunden“ (so der Titel des Programms) fabuliert und nicht müde wird zu bekunden, wie wichtig es ist, Wissen anzuhäufen, denn „sonst bleibt man auf der Strecke“ – karrieremäßig. Da gibt es abgestandene Witze, die so serviert werden, als seien sie noch erzählt worden. Ferner hinreißend kuriose Geschichten, etwa die von der Kur an der Ostsee „wegen des Salzgehalts“ und wegen „meinem Ekzem“ und wegen Saskia Speyer, die da auch kurte – oder so... Und da ist dann noch unter vielen anderen Stories die in alle Einzelheiten aufgedröselte Geschichte von Wohnungsnachbarin Frau Meisner (vielleicht auch Meißner mit Esszett), der beim Fußballspiel die Kniescheibe weggekickt, dann aber nach Rüdiger Nehbergs Survival-Methode an Ort und Stelle wieder angepasst und mit einem selbst gekauten Heilkräuterbrei zugekleistert wurde. Gut zehn Minuten dauert die Schilderung dieses Vorkommnisses.

Alsdann profilieren sich die beiden noch als Grobmusiker, die ihren „Beruf zum Hobby gemacht“ und für diesen Auftritt „weder Kosten noch Mühen gehabt“ haben. Stefan Schramm mit gekonnten Gitarrenspiel und angenehm sonorer Stimme, Christoph Walter mit Kreischen, Fiepen und abstrusen Lautmalereien nebst irrem Schlagzeug-Gehämmere. Bei seiner Vorführung des sonstigen nützlichen Gebrauchs der dünnen Trommelschlegel, etwa als Essstäbchen, Stricknadeln, Schneckenfühler, Walrosszähne oder Bogenhalme, geriet der überbordende Spaß zum Kabinettstückchen komödiantischen und pantomimischen Könnens.

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