Lörrach Bussard greift Jogger an

Die Oberbadische
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Natur: Vier Attacken im Wald oberhalb des Wohngebiets Salzert / Verletzungen am Kopf

Von Guido Neidinger

Wer in diesen Wochen im Wald unterwegs ist, sollte sich in Acht nehmen. Vor allem Joggern droht Gefahr von angreifenden Greifvögeln. Eine schmerzhafte Attacke erlebte der Autor dieser Zeilen gestern im Lörracher Wald oberhalb des Wohngebiets Salzert.

Lörrach. Wie aus dem Nichts kam der Angriff, lautlos und völlig überraschend: Arglos durch den lindgrün gefärbten morgendlichen Wald oberhalb des Salzert in der Nähe der Eisernen Hand laufend, bekam ich plötzlich einen heftigen Schlag auf den Kopf und verspürte einen stechenden Schmerz auf dem Schädel. Sekundenbruchteile später tauchte der Angreifer vor mir auf – ein imposanter Greifvogel mit seinen mächtigen Schwingen. 20 Meter entfernt landete er auf einem Baum.

Wie vom Donner gerührt, stand ich sekundenlang wie angewurzelt. Dann versuchte ich den Mäusebussard mit lautem Rufen zu vertreiben. Aber mein Geschrei beeindruckte den Vogel nicht. Im Gegenteil. Sekunden später setzte er zum nächsten Angriff an. Diesmal von vorn. Wie ein Kampfflugzeug schoss er auf mich zu. Instinktiv fuchtelte ich mit den Armen und rief laut. Eine richtige Entscheidung, wie ich später erfuhr. Der sich bedrohlich schnell nähernde Vogel drehte keine zwei Meter vor mir ab und zischte wieder über meinen Kopf.

Dreimal wiederholten sich diese Angriffe. Etwa 500 Meter rückwärts den Oberen Maienbühlweg entlang laufend, versuchte ich den Busshard im Auge zu behalten, bis ich ihn nach mehreren Kurven aus dem Blick verlor und mich wieder sicherer fühlte. Zu Hause angekommen, stellte ich fest, dass der Bussard seine Krallen beim ersten Angriff ausgefahren hatte und mir vier blutende Wunden vom Hinterkopf bis zur Stirn zugefügt hatte.

Begegnungen mit Wildschweinen, Rehen, Füchsen und Hasen gibt es frühmorgens im Wald hin und wieder. Aber ein lautloser Angriff von hinten aus der Luft war auch nach Jahrzehnten als regelmäßiger Jogger ein Novum für mich. Aber solche Erlebnisse sind offenbar gar nicht so selten. Immer wieder, vor allem im Frühling, attackieren Greifvögel Jogger ohne jede Vorwarnung.

„Dabei handelt es sich in der Regel um Habichte und Bussarde, die ihr Revier und vor allem ihre Brut verteidigen“, erklärte der Weiler Ornithologe Harald Büche auf Anfrage. In jüngster Zeit seien ihm allerdings keine Angriffe von Greifvögeln in unserer Region bekannt. Auszuschließen seien solche Attacken allerdings nie. „Die Vögel sehen die sich schnell bewegenden Jogger als Gefahr für ihr Nest und vor allem für ihre Brut an und greifen dann schon mal an“, sagte Büche. Auch von Turmfalken und Seeschwalben seien solche Attacken bekannt.

Büche empfiehlt Joggern, während der Brutphase der Vögel eine Kopfbedeckung zu tragen. „Dann kommt es nicht zu schmerzhaften Verletzungen.“ Der Vogel, so der Ornithologe, greife immer den höchsten Punkt an, also den Kopf. Es könne, wenn man den Angriff kommen sehe, demnach helfen, einen Stock nach oben zu heben.

Joggern empfiehlt Büche, das genannte Gebiet in nächster Zeit möglichst zu meiden oder sehr aufmerksam und vorsichtig zu sein, denn der Angriff eines Bussards könne einem schon einen gehörigen Schreck einjagen – und im schlimmeren Fall auch schmerzhafte Wunden am Kopf.

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