Lörrach. 40 Jahre Haus der Stadtmusik Lörrach sind nicht nur ein Anlass zum Feiern, sondern auch eine Gelegenheit, die Geschichte des Hauses erstmals zu dokumentieren. Helmut Kiehn, der bereits zum Vereinsjubiläum 2006 die Chronik der Stadtmusik fortgeschrieben hat, sprach dafür mit Zeitzeugen und stöberte im Stadtarchiv. Das Ergebnis, die Darstellung der Entstehung des Hauses, steht im Mittelpunkt einer gut 40-seitigen Broschüre, die zum Jubiläum des Stadtmusikheims erstellt wurde. Thema ist dabei nicht nur der markante rote Ziegelsteinbau an der Ecke Wiesentalstraße/Ötlingerstraße, sondern auch sein Vorgänger. Wie bei vielen Musikvereinen spielte sich das Leben der Lörracher Stadtmusik jahrzehntelang in Nebenzimmern von Gaststätten, in Dachgeschossen und Kellerräumen ab. 1930 erwarb die Stadtmusik in der Riesstraße ihr erstes eigenes Heim. Altgediente Stadtmusiker und Ehemalige erzählen bis heute gerne von der gemütlichen Atmosphäre, in der das Beisammensein nach den Proben oft deutlich länger dauerte als die Proben selbst. Ende der 60er-Jahre zeichnete sich ab, dass dieses Haus der Erweiterung des damals noch städtischen Krankenhauses weichen musste. Um sich politischen Rückhalt für einen Neubau zu sichern, erweiterte die Stadtmusik ihren Verwaltungsrat um Mitglieder aus allen Fraktionen des Gemeinderates. 1973 machte der damalige Oberbürgermeister Egon Hugenschmidt das neue Stadtmusikheim sowie das Jubiläum des nach damaliger Zählung 100-jährigen Bestehens, das 1975 anstand, zur Chefsache. Auch beim Zwang zur Sparsamkeit müsse man bei der Konzeption davon ausgehen, dass das Haus gut und solide gemacht und für die Stadtmusik eine echte Heimstadt werden muss, vermerkte er in einer Akte. Die Stadt stellte für das Projekt das Eckgrundstück in einer früheren Kiesgrube in Erbpacht zur Verfügung. Der Neubau war auch im Interesse der Stadt, fehlte in Lörrach damals doch ein mittelgroßer Veranstaltungsraum. Den Auftrag, auf kleinem Grundstück mit vergleichsweise wenig Geld – 750 000 Mark waren insgesamt veranschlagt – ein Haus mit einem Volumen von rund vier Einfamilienhäusern zu entwerfen und zu bauen, ging an den Architekten Fritz Wilhelm. Im August 1974 bekam die Stadtmusik den „Roten Punkt“. Nach 14-monatiger Bauzeit, während der fachlich versierte Stadtmusiker in ungezählten Stunden selbst Hand anlegten, wurde das Haus der Stadtmusik am 11. Oktober 1975 eingeweiht. Um es zu finanzieren, unternahm der Verein große Anstrengungen abseits der Musik. So verkaufte die Stadtmusik allein 50 Mal auf dem Frühjahrs- und Herbstjahrmarkt Raclette und Würste und übernahm die Bewirtung bei zahlreichen weiteren Veranstaltungen. Auch auf die Unterstützung von Firmen, Vereinen und Privatpersonen konnten die Stadtmusiker zählen. Allein die Liste des „Nagelbrettes“ umfasst mehr als 600 Namen von Spendern. Inzwischen ist das Haus längst schuldenfrei; mehr als 200 000 Euro investierte der Verein seit 1975 in Unterhalt und Einrichtung. Neben Proben der drei Orchester der Stadtmusik sowie der Ausbildung von musikalischem Nachwuchs wurde und wird das Haus, zu dem auch eine Hausmeisterwohnung gehört, für vielfältigste Zwecke genutzt: Fasnachtsbälle und Weihnachtsfeiern, Geburtstage, Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten und Klassentreffen, Gewerkschaftskonferenzen, Schulungen und Vorträge, Tanzveranstaltungen, Theateraufführungen, Probelokal für Ensembles und Orchester, Konzerte sowie als Wahllokal bei Wahlen auf allen politischen Ebenen.