Lörrach Dach über dem Kopf

Die Oberbadische
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Gemeinderat: Unterbringung von bis zu 150 Flüchtlingen in Haagen und bis zu 60 auf dem Areal der Friedensgemeinde beschlossen

Am Ende stand ein Kompromiss, mit dem alle leben können: Bis zu 150 Flüchtlinge werden nach dem gestrigen Beschluss des Gemeinderats in Haagen untergebracht und bis zu 60 auf dem Gelände der Friedensgemeinde am Bächlinweg in Lörrach.

Von Guido Neidinger

Lörrach. Nach heftigen Diskussionen im Vorfeld waren die Wogen gestern in der entscheidenden Sitzung des Gemeinderats geglättet. Nachdem der Haagener Ortschaftsrat seine strikte Haltung, maximal 100 Flüchtlinge im Ortsteil aufnehmen zu wollen, aufgegeben hatte (wir berichteten), war der Weg frei für zwei Flüchtlingsunterkünfte mit einer Kapazität von bis zu 210 Menschen.

Wie zu erwarten, werden bis zu 150 Flüchtlinge in Haagen in der Anschlussunterbringung unterkommen. Am Bächlinweg auf dem Areal der Friedensgemeinde reichen die Kapazitäten für bis zu 60 Personen.

Allerdings wird es noch dauern, bis die ersten Flüchtlinge einziehen können. Bürgermeister Michael Wilke rechnet damit, dass die Anlage an der Hornbergstraße in Haagen im Mai/Juni nächsten Jahres bezugsfertig ist. „Am Bächlinweg wird es etwas länger dauern, weil wir hier noch nicht einmal mit den Vorplanungen begonnen haben“, führte er aus.

Das bedeutet laut Wilke, dass „es uns nicht gelingt“, die 330 Personen, die von der Stadt Lörrach in diesem Jahr mit Wohnraum versorgt werden müssen, unterzubringen. Sie müssen vorerst weiterhin in Gemeinschaftsunterkünften bleiben. Dennoch konnten 160 Personen auf dem problematischen freien Wohnungsmarkt eine individuelle Unterkunft finden.

Wilke sagte zu, dass in Haagen und am Bächlinweg keine unschönen Containersiedlungen, sondern aufgelockerte Gebäudeensembles entstehen werden. Auch die sozial-integrative Betreuung sei durch verschiedene Maßnahmen gewährleistet.

Der Bürgermeister verschwieg nicht, dass die Anschlussunterbringung erhebliche Kosten für die Stadt bedeutet. Wilke geht von 1,5 Millionen Euro pro Jahr aus, die an der Stadt hängenbleiben werden.

Ulrike Krämer (CDU) bezeichnete es als „wichtig, dass eine Lösung gefunden wurde, die ein Miteinander gewährleistet“, wenngleich individuelle Wohnlösungen besser seien als größere Anlagen, weil dies die Integration erschwere.

Trotz Bedenken hält die SPD laut Horst Simon die Integration in der in Haagen geplanten Anlage „für machbar“. Simon begrüßte es, dass die Stadt nach weiteren Standorten für Flüchtlingsunterkünfte im gesamten Stadtgebiet suche.

Cecilia Salinas de Huber (Grüne) freute sich über den gelungenen Kompromiss und betonte, dass nicht nur Wohnraum für Flüchtlinge wichtig sei, sondern auch deren Integration. Diese könne nur gelingen, führte Uwe Claassen (Freie Wähler) aus, wenn die Qualität der Sprachkurse gut sei. Die Kosten bezeichnete er als „Marke“, aber von dem Geld fließe auch etwas zurück, wenn die Integration gelinge und die Flüchtlinge auf Dauer Arbeitsplätze finden würden.

Positiv bewertete es Matthias Koesler (FDP), dass immerhin 160 Personen privat in Lörrach untergekommen seien. Der FDP-Stadtrat betonte noch einmal, dass die Haagener Bürger „nicht per se gegen Flüchtlinge sind. Lediglich die ursprünglich geplante Größe der Anlage wurde sehr problematisch gesehen.“

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