Von Kristoff Meller
Lörrach. Die Werkrealschule an der Albert-Schweitzer-Schule (ASS) hat auf Dauer keine Zukunft mehr. Doch ob schon im Sommer die dann noch verbleibenden 100 Schüler aus Platzgründen an Hellberg- und Neumattschule verteilt werden (wir berichteten ausführlich), darauf wollte sich Oberbürgermeister Jörg Lutz gestern noch nicht festlegen lassen. Das Schulamt sieht darin allerdings die beste Lösung für die Schüler und das Raumproblem.
Das Schulamt habe es aber versäumt, die Stadt als Schulträger per Protokoll über die Ergebnisse dieser Sitzung zu informieren. Dieses Versäumnis sei zudem erst mit einiger Verspätung bemerkt worden. Im gemeinsamen Gespräch mit der Stadt sollen nun die Details geklärt werden. „Die Planungen haben erst begonnen“, betonte Rüdlin.
Er sieht neben vielen Nachteilen – „das ist eine sehr emotionale Geschichte“ – auch Vorteile für die Schüler durch den Wechsel: So werden derzeit beispielsweise 25 Siebtklässer an der Hellbergschule unterrichtet, durch die Übernahme werde es ab Herbst aber zwei 8. Klassen geben. Das sei für das Angebot der „hervorragenden Berufsorientierung“ an der Schule von Vorteil, weil dadurch mehr Projekte angeboten werden könnten.
Der Schulamtsdirektor machte deutlich, dass im Rahmen des Schulentwicklungsprozesses auch die Raumnot in anderen Schulen gelöst werden müsse. Dies lasse sich aber nicht wie in diesem Fall durch die „Umsteuerung“ von Schülern bewerkstelligen: „Bei den Werkrealschulen haben wir drei Schulen, die wegen des Bildungsplans das gleiche anbieten, bei den Gymnasien gibt es verschiedene Profile.“
Sabine Stein, Rektorin ASS, betonte, dass es im vergangenen Sommer „noch nicht absehbar“ gewesen sei, dass sich die Schülerzahlen an der Gemeinschaftsschule so entwickeln würden. Nun gehe es aber darum „für jeden Schüler die optimale Lösung zu finden“, sagte Stein, die nach der Informationsveranstaltung am Mittwoch bereits mit vielen Eltern gesprochen hat. „Die Eltern haben die Wahlmöglichkeit, welche Schule ihr Kind künftig besucht.“ Für die Entscheidungsfindung seien zeitnah individuelle Gespräche geplant. Neben der Hellberg- und der Neumattschule stehen auch die Beruflichen Schulen zur Auswahl: „Die Anmeldefrist wurde für unsere Schüler extra verlängert“, sagte Stein und fügte hinzu: „Alle Verantwortlichen haben das Interesse, dass die Werkrealschüler einen guten Abschluss machen.“
Petra Sauer, Rektorin Hellbergschule, widersprach der Behauptung in einem Medienbericht, wonach ihre Schule lediglich zehn Plätze für ASS-Schüler zur Verfügung stellen könnte. Diese Zahl treffe nur für die künftige 10. Klasse zu. „Wir können zusätzlich eine komplette 8. und eine 9. Klasse übernehmen.“ Die Schule informiert bei einem Tag der offenen Tür am Dienstag, 10. März, von 17 bis 19 Uhr ausführlich über ihr Angebot.
Rüdiger Galm, Mitglied Elternbeirat ASS,betonte im Gespräch mit unserer Zeitung, dass sich der Elternbeirat bislang „noch keine abschließende Meinung“ zur jüngsten Entwicklung an der Schule gebildet habe. „Es hat seit der Informationsveranstaltung noch kein Treffen stattgefunden, Für den Elternbeirat ist es jedoch wichtig, dass die Belange von allen Kindern möglichst wohlwollend behandelt werden.“
Oberbürgermeister Jörg Lutz sprach sich für ein „zeitnahes Treffen“ aus – „dieses Mal mit allen Beteiligten“, so Lutz, und er betonte: „Der bisherige Prozess ist nicht gut gelaufen“. Das Schulamt habe die Stadt als Schulträger für die entscheidende Sitzung nicht eingeladen. „Wir hätten das Protokoll bekommen sollen, aber auch das ist nicht passiert. Wir wollen solche Prozesse aus erster Hand mitbekommen und beurteilen.“
Der Oberbürgermeister möchte auch den Gemeinderat einbinden, zudem müsse das Thema bei der anstehenden kommunalen Schulentwicklungsplanung berücksichtigt werden. Denn die ASS sei „nicht die einzige Schule mit Raumnot in Lörrach“, weiß Lutz. „Wir können aber keine Räume herbeizaubern, und im Haushalt ist derzeit kein Geld dafür eingestellt.“ Selbst wenn man nun welches in die Hand nehme, sei es „utopisch zu glauben“, die Stadt könne bis zum Herbst neue Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.
Bereits zum Jahreswechsel hatte die Stadtverwaltung in einer Mitteilung zur Schulentwicklungsplanung erklärt, dass sich ein „deutlicher Trend“ abzeichne, wonach „die Werkrealschulen immer mehr Schüler verlieren, während die Schülerzahlen an der Realschule stabil bleiben, die beiden Gymnasien weiter wachsen und die Gemeinschaftsschule an Akzeptanz gewinnt“. Mittelfristig werde ein „Zwei-Säulen-Modell“ angestrebt: Gymnasium und daneben eine zweite Säule (Gemeinschaftsschule, Realschule plus).
„Die Werkrealschule ist ein Auslaufmodell, das ist unbestritten“, sagte der Oberbürgermeister, ob aber bereits ab Herbst keine Werkrealschüler mehr an der ASS unterrichtet werden, wollte er vor den nun anstehenden Gesprächen mit dem Schulamt „noch nicht unterschreiben“.