Von Guido Neidinger Lörrach. Die Überlegungen zur Zukunft der stationären Gesundheitsversorgung im Landkreis Lörrach (wir berichteten) beschäftigt inzwischen auch die Lörracher Kommunalpolitik. Im Raum steht eine Konzentration der Klinikstandorte bis hin zum Neubau eines zentralen Klinikums. Oberbürgermeister Jörg Lutz und Vertreter der Fraktionen äußerten sich gegenüber unserer Zeitung. Noch ist nicht klar, ob es künftig ein zentrales Klinikum oder zwei Standorte geben wird. Die gegenwärtige Lösung mit drei Kreiskliniken in Lörrach, Rheinfelden und Schopfheim scheint schon zum jetzigen Zeitpunkt vom Tisch zu sein. Oberbürgermeister Jörg Lutz favorisiert einen zentralen Klinikstandort. Lediglich die Ausgliederung von Geriatrie und Psychiatrie – zum Beispiel in Rheinfelden – sind für ihn denkbar. Hinter die Sanierung und den Ausbau des jetzigen innerstädtischen Lörracher Krankenhauses Richtung Vogelbachareal setzt Lutz schon wegen der problematischen Verkehrserschließung und der langjährigen Bauarbeiten ein großes Fragezeichen. Die von den Freien Wählern im Kreistag eingebrachte Fläche im nördlichen Grüttpark hält der Oberbürgermeister für ideal, wenn nicht die Lage in der Wasserschutzzone II eine Bebauung hier wohl unmöglich macht. Eine weitere überlegenswerte Variante sieht Lutz im Campingplatz-Areal. Das aber gehöre der Stadt leider nicht mehr. Auch auf den früheren Sportflächen in der Brombacher Hugenmatt könnte Lutz sich ein zentrales Klinikum vorstellen. Wichtig ist ihm, das St. Elisabethen-Krankenhaus in alle Überlegungen einzubeziehen. Ob das Eli dauerhaft allein eine wirtschaftliche Überlebenschance hat, ist für den Lörracher OB eher fraglich. Das Onkologiezentrum am Kreiskrankenhaus Lörrach müsste nach Meinung von Jörg Lutz „wohl an einen neuen Standort mit umziehen“. Bedauerlich sei, dass dadurch ein solcher Ortswechsel so kurz nach dem Neubau nötig würde. Ulrich Heuer (CDU) plädiert für einen zentralen Klinik-Standort im Bereich Lörrach. Da eine Sanierung des jetzigen Krankenhauskomplexes schon aufgrund der langen Bauzeit nicht zumutbar wäre, kommt für Heuer nur ein Neubau in Frage, der gut erreichbar sein müsse. Sowohl das Campingplatzgelände als auch das Hugenmatt-Areal in Brombach sind nach seiner Ansicht geeignet. „Favorisieren würde ich allerdings die Hugenmatt“, betonte Heuer. Dieser Standort sei gut erreichbar, auch aus dem Wiesental, und ein zusätzlicher S-Bahn-Halt sei ebenfalls denkbar. Wenn es einen zweiten Klinikstandort gibt, spricht Heuer sich dafür aus, hier die Geriatrie, die Psychiatrie und gegebenenfalls die Rehabilitation unterzubringen. Günter Schlecht (SPD) hält die Entscheidung angesichts der Tragweite dieses Projekts mit einem Investitionsvolumen von deutlich über 100 Millionen Euro noch nicht für entscheidungsreif. Eine Lösung müsse erst noch erarbeitet werden. Klar aber ist für die Lörracher SPD-Fraktion, dass die Kreisstadt bei der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung eine zentrale Rolle spielen muss. In die Entscheidung muss laut Schlecht zwingend auch das Elisabethen-Krankenhaus einbezogen werden. Die jetzige Frage, wo ein zentrales Klinikum hin soll, verdeutlicht laut Schlecht, „dass es ein gravierender Fehler der Stadt war, das Campingplatzgelände zu verkaufen“. Unter Abwägung aller Vor- und Nachteile favorisiert Günter Schlecht gegenwärtig das ehemalige Sportareal in der Brombacher Hugenmatt für den Neubau eines zentralen Kreisklinikums. „Wir müssen dafür kämpfen, dass das Oberzentrum Lörrach/Weil am Rhein bei der Standortfrage berücksichtigt wird“, bezieht Schlecht Stellung. Uwe Claassen (Freie Wähler) betont, dass die Tendenz in seiner Fraktion zu einem zentralen Klinikstandort geht. Diese Lösung werde auch vom Klinikpersonal favorisiert. Wichtig sei, dass in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung des Landkreises der Patient im Vordergrund stehe und Top-Qualität abgeliefert werden müsse. Politische Argumente sollten bei der Standortfrage keine Rolle spielen. Dem Oberzentrum Lörrach/Weil am Rhein mit fast 100 000 Menschen müsse bei der Standortfrage eine große Bedeutung zukommen. Problematisch sieht Claassen den von Ulrich May, seinem Fraktionskollegen im Kreistag, vorgeschlagenen Standort im Grütt. Aus eigener Erfahrung wisse er, dass dieses Areal in der Wasserschutzzone liege und ein Neubau wohl nicht genehmigungsfähig wäre. „Der Standort allerdings wäre phantastisch“, betonte Claassen. Dies gelte vor allem für die Verkehrsanbindung. Gerd Wernthaler (Grüne) würde sich über einen Klinikstandort in Lörrach freuen. Wichtig ist ihm, dass die stationäre Gesundheitsversorgung im Landkreis auf einen Klinikstandort konzentriert wird. Hier bieten sich nach seiner Meinung mehrere Optionen an. Sowohl das Campingplatzgelände als auch das ehemalige Sportareal in der Hugenmatt kommt für ihn in Frage. Vor allem die Hugenmatt ließe sich für ein Klinikum sehr gut erschließen, inklusive Halt der Regio-S-Bahn. Bei der sich hinziehenden Zwangsversteigerung des Campingplatzes vermutet Wernthaler, dass es dabei gar nicht mehr um den Campingplatz gehen könnte, sondern um wertvolles Bauland in Stadtnähe. Als weitere Standortoption brachte Wernthaler das MMZ-Gelände nördlich der Agentur für Arbeit ins Spiel. Allerdings ist der Grünen-Stadtrat sich nicht sicher, ob dieses Grundstück von der Fläche her ausreichen würde. Matteo Di Prima (Linke): Eine völlig andere Meinung vertritt Die Linke. Stadtrat Matteo Di Prima lehnt eine Zentralklinik in Lörrach ab. In einer Erklärung fordert der Kommunalpolitiker „mehr Investitionen in die bestehenden Klinikstandorte, insbesondere im Bereich des Pflegepersonals, um den wachsenden Aufgaben der Gesundheitsversorgung im Landkreis gerecht werden zu können“. Di Prima: „Wir erhöhen die Qualität nicht dadurch, dass wir andere Krankenhäuser schließen und ein Neues errichten.“