Lörrach „Der Adler bleibt nicht in der Sittich-Voliere“

Die Oberbadische
Ingolf Lück gastierte mit seinem Soloprogramm im Lörracher Burghof. Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

„Ach lück mich doch – eine TV Nase macht sich frei“: Kabarettistische Zeitreise mit Ingolf Lück im Lörracher Burghof

Von Ursula König

Lörrach. Was kommt nach der großen Show? Ingolf Lück, bekannt aus TV-Formaten wie der Musiksendung „Formel eins“ oder der Sketchsendung „Wochenshow,“ des Privatsenders Sat1, ging am Samstag im Burghof dieser Frage nach. „Ach lück mich doch – eine TV Nase macht sich frei“, heißt sein Programm.

Keine Wiederholung der „Wochenshow“

Wer sich an den Schlagabtausch mit seinen Kollegen in der „Wochenshow“ erinnert, hatte vielleicht anderes von diesem Abend erwartet. Der Schauspieler, Moderator, Komiker und Regisseur präsentiert seine Gags nicht mehr wie am Fließband. Er scheint ruhiger geworden. Oder müder? Aufstieg und Fall; Karriere und Absturz von „Möchtegern Promis“: Inwieweit seine Darstellungen selbstironischer Natur sind oder biografisch gefärbt, lässt er offen.

Nach dem Studio auf die Bühne: Der Unterhaltungskünstler, der nach eigenem Bekunden von fünf Schauspielschulen abgelehnt wurde, will sich ausprobieren. Für die Ein-Mann Show in Lörrach hat er Kisten mitgebracht, die einen Fundus an Relikten der 80er Jahre bergen. Mit zerzausten Haaren und leger gekleidet startet Lück seinen Rundumschlag, taucht ab in die Vergangenheit, mokiert sich über die Welt des Glamours und holt tief aus, um die Missverständnisse zwischen Männern und Frauen anzuprangern: „Frauen sind undurchschaubar und man(n) kann es ihnen nie recht machen“, lautet seine Kurzformel, die er über einige Szenen hinweg recht langatmig gestaltet.

Wenn Lück allerdings einen Blick in seine Schatzkisten wirft, das „Stones“-T-Shirt überzieht und sich mit Unmengen von Haarspray einnebelt, ist diese Zeitreise zurück mit einigen „Deja-vu“-Erlebnissen verbunden, deren Vertrautheit zwischen Witz und Reflexion pendelt. Ja, sie passt (fast) noch wie angegossen, die Jeansjacke mit den vielen Buttons, mit denen in früheren Jahren jeder seine Meinung äußern konnte. „Atomkraft, nein danke“, gehört mit zu den bekanntesten. „Wie höflich wir doch früher waren“, ist Lück erstaunt. Neue Deutsche Welle und homosexuelle Enthüllungen: Lück ist da mit seinen Verwandlungskünsten ganz in seinem Element, wo er sich als Kind dieser Zeit geben kann.

Apropos: Vom dicken Kind, das mit seinem Vornamen haderte bis zum „VIP“-Star mit Bar in der Limousine: Lück spielt einige Szenarien durchaus glaubhaft. Der kleine Ingolf war bald Vergangenheit. Schließlich: „Ein Adler kann auch nicht in einer Sittich-Voliere leben.“ Und er zeigt, wo es für ihn lang geht. Klar, wer ihn aus der Wochenshow kennt, kann ahnen, dass das Duo „Modern Talking“ nie zu seinen Favoriten gehörte. Die Sängerin Bonnie Tyler dagegen überrascht nicht. Mit dem Song „You’re my heart, you’re my soul“ entlässt er seine Zuhörer mitten in der Zugabe. Er räumt die Kisten weg; mit Gehörschutz gewappnet.

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading