Über die geplante  Notunterkunft für 100 Personen im Innocel-Quartier informierten Stadt und Landkreis am Montagabend. Die Container sollen im April bezugsfertig und wohl nicht die letzten sein. Die Suche nach weiteren Standorten in Stadt und Kreis wird jedoch immer schwieriger.

Von Kristoff Meller
Lörrach. „Was wir hier betreiben, ist Krisenmanagement“, erklärte Landrätin Marion Dammann den interessierten Bürgern im bis auf den letzten Platz gefüllten Hebelsaal des Dreiländermuseums ganz offen. Die Entwicklung der Flüchtlingszahlen sei „in keinster Weise abzuschätzen“.  Außerdem ist der Landkreis laut Dammann verpflichtet, sie aufzunehmen: „Ich kann nicht einfach Stopp sagen.“

Während dem Landkreis 2015 rund 2000 Personen  zugeteilt wurden, rechnet Dammann  für 2016 mit mehr als 4000 weiteren Flüchtlingen. „Die größte Herausforderung ist, es entsprechenden Wohnraum zu finden“, sagte Dammann. Dafür sei der Landkreis mit  „allen Gemeinden und Städten“ im Gespräch.   „Wir waren bislang bemüht, keine aktiv genutzten Sporthallen zu belegen, wenn wir jedoch die erste Halle nutzen, dann nur, weil uns keine Alternative mehr geblieben ist.“

Notunterkunft Innocel
Die Unterkunft soll voraussichtlich für zwei Jahren genutzt werden. Sie wird aus zwei Containeranlagen für jeweils 50 Personen mit einem Gemeinschaftsraum und einem zusätzlichen Container für die Verwaltung bestehen. Für die 100 Plätze sind laut Sozialdezernentin Elke Zimmermann-Fiscella eine Vollzeitstelle als Heimleitung, ein Hausmeister  sowie ein Sicherheitsdienst mit „partieller Anwesenheit“ vorgesehen. Dieser könne im Bedarfsfall aufgestockt werden.

Die bestehenden Parkplätze neben der Unterkunft sind laut Bürgermeister Michael Wilke nicht tangiert und können weiter benutzt werden. Auch die Straße müsse höchstens während des Aufbaus „punktuell gesperrt“ werden. 

Flüchtlingsstruktur
„Die Flüchtlinge, die nun zu uns kommen, haben eine gute Bleibeperspektive“, erklärte Zimmermann-Fiscella. Nordafrikaner und Menschen vom Balkan werden dem Kreis laut Dammann gar nicht mehr zugeteilt: „Die meisten Menschen stammen aus dem Irak, Iran, Syrien und Afghanistan.“

Im Durchschnitt seien ein Drittel unter 18 Jahren alt. Während die älteren Kinder  schnell in die Schule gehen sollen, werden die Jüngsten meist von den Eltern betreut. „So etwas wie einen Kindergarten kennen viele überhaupt nicht“, sagte Dammann.

Spielerische Integration 
Einige Eltern der angrenzenden Kindertagesstätte im Innocel-Quartier hakten zum Thema Integration der Kinder nach. „Wir als Team machen uns  schon jetzt Gedanken und stehen in den Startlöchern“, erklärte Kita-Leiterin Gabriele Blum. Man werde die Flüchtlingskinder nicht außerhalb des Zauns stehen lassen. 

Infos aus erster Hand
„Natürlich können wir nicht für alle die Hand ins Feuer legen – das können wir in keiner Gesellschaft“, sagte  Dammann im Hinblick auf  Befürchtungen der Bevölkerung, die bei der Infoveranstaltung jedoch nur sehr begrenzt geäußert wurden. Diese seien meist unbegründet und viele Meldungen in sozialen Netzwerken „schlicht falsch“.  Umso wichtiger sei es, die Bürger „aus erster Hand zu informieren“.

Auch Jörg Lutz warnte davor, „nicht den Leuten auf den Leim zu gehen, die einfache Lösungen anbieten“. Die Asylbewerberfrage sei „keine Frage der einfachen Antworten“. Ein großer Zaun sei keine Lösung, aber man könne auch nicht alle Menschen nach Deutschland einladen.

Weitere Unterkünfte 
Bis zum Jahresende  muss die Stadt Lörrach voraussichtlich rund 450 weitere  Flüchtlinge aufnehmen. Im April, wenn die Unterkunft im Innocel-Quartier fertig sein soll, muss die Unterkunft im Entenbad geräumt werden, so dass bis dahin weitere Flächen gefunden werden müssen. Außerdem sollen laut Lutz bis Jahresende rund 200 Flüchtlinge in die Anschlussunterbringung wechseln, hierfür werden weitere, kleinere Wohneinheiten benötigt.

„Wir werden noch einige hundert Menschen in der Stadt unterbringen müssen“, bestätigte Wilke. Darum müsse man die Suche nach weiteren Standorten „vertiefen“ und auch bisher als nur bedingt geeignete Flächen erneut analysieren: „Es ist nicht schön, Menschen wie in Hauingen im Gewerbegebiet unterzubringen, aber das geschieht aus der Not heraus.“

Mehr Infos zum Thema unter www.loerrach-landkreis.de/gemeinschaftsunterkunft

Unterbringung
In Lörrach sind derzeit insgesamt 450 Asylbewerber auf drei Unterkünfte verteilt. Gemeinschaftsunterkunft Gretherstraße: 100 Personen, Notunterkunft Hauingen: 150 Personen (nur bis April nutzbar), Notunterkunft Brombach: 200 Personen, Notunterkunft Innocel: 100 Personen (ab April).