Lörrach Der große Wurf fürs Wohnen bleibt aus

Die Oberbadische
Der Wohnungsbau im Land wird stärker gefördert. Foto: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

Wohnau II: Thomas Nostadt zum Förderprogramm „Wohnungsbau BW 2017“

Lörrach. Die Landesregierung hat gestern die Eckpunkte des Förderprogramms „Wohnungsbau BW 2017“ vorgestellt. Mit einem Volumen von 250 Millionen Euro will das das Land so viel wie seit langem nicht investieren und bis zu 11 000 Wohneinheiten fördern. Thomas Nostadt, Geschäftsführer der Lörracher Wohnbau, relativiert die Aussagen jedoch und sieht „keinen Quantensprung“ für den hiesigen Wohnungsmarkt.

„Unser zentrales Ziel ist es, ausreichenden und vor allem bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Zum 1. April wollen wir deshalb erstmals ein einheitliches Förderprogramm auf den Weg bringen und die bisherige Wohnraumförderung breiter aufstellen und effizienter ausgestalten“, erklärte Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau in einer Pressemitteilung.

„Mit vielen Neuerungen werden wir dafür sorgen, dass deutlich mehr Menschen im Land von bezahlbarem Wohnraum profitieren können.“ In vielen Regionen seien Mieten und Immobilienpreise in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen. Es fehle insbesondere günstiger Wohnraum für Menschen mit geringerem Einkommen, so Hoffmeister-Kraut.

Dies trifft insbesondere auf Lörrach zu, wie erst kürzlich anhand der Auswertung des Forschungsinstituts F+B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt ersichtlich wurde (wir berichteten). Das Institut war anhand der Analyse von knapp 30 Millionen Objekten der größten Preis- und Marktdatenbank in Deutschland zu dem Ergebnis gekommen, dass die Lerchenstadt zu den teuersten Städten Deutschlands gehört.

Trotz der Ankündigung, dass das Land nun mit einem Volumen von 250 Millionen Euro „ so viel wie seit langem nicht mehr“ in den Wohnungsbau investiere, macht Thomas Nostadt keine Luftsprünge: „Das ist kein Quantensprung, und ein Großteil des Volumens stammt aus Bundesmitteln“, erklärte er gestern im Gespräch mit unserer Zeitung. Denn das Land erhalte vom Bund 65 Millionen Euro mehr als im vergangenen Jahr und gebe somit nicht einmal die komplette Summe direkt weiter.

Das Förderprogramm bedeute im Vergleich zu 2015 (105 Millionen Euro) zwar mehr als eine Verdoppelung der Mittel, im Vergleich zu 2016 (205 Millionen Euro) ist es ein Zuwachs von mehr als 20 Prozent, wenn man das Fördervolumen jedoch mit dem von vor 20 Jahren vergleiche, relativieren sich die Zahlen, so Nostadt. 1993/94 habe es beispielsweise noch rund 600 Millionen Euro beziehungsweise rund 1,1 Milliarden Mark betragen. „Damals hat Bauen ungefähr halb soviel wie heute gekostet“, sagte Nostadt und rechtfertigte den Blick zurück: „Wir hatten mit den Spätaussiedlern eine ähnliche Situation auf dem Wohnungsmarkt wie heute mit den Flüchtlingen.“

Das Förderprogramm ist laut Landesregierung in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Es sieht 180,7 Millionen Euro für die Mietraumförderung, 62,3 Millionen Euro für die Förderung selbst genutzten Wohnraums, 6,5 Millionen Euro für die Modernisierungsförderung bei Wohnungseigentümergemeinschaften und 0,5 Millionen Euro für die Förderung des Erwerbs von Genossenschaftsanteilen vor.

„Wir müssen mal abwarten, wie das Programm dann konkret ausgestaltet wird“, kommentierte Nostadt. Einen „großen Wurf“ sehe er bislang aber nicht.

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