Lörrach Der Juli macht den Sommer nass

Die Oberbadische

Wehr und Werkhof im Einsatz / Krematorium vorübergehend abgeschaltet /Probleme  bei  Obst  und  Getreide

Von Bernhard Konrad, Kristoff Meller und Alexander Anlicker

Lörrach. Nach einem relativ trockenen Frühsommer ging der Juli in einem schwülwarmen Gemisch aus Hitze, Gewittern, Schauern und örtlichem Starkregen baden. Einige sehen darin lediglich die Möglichkeiten ihrer sommerlichen Freizeitgestaltung geschmälert, indes wird die Regenmenge mancherorts zum Problem.

Zuletzt sorgte ein Unwetter am Montag vor allem in Hauingen für Überschwemmungen (wir berichteten). Die Wassermassen verwandelten den Dorfkern vorübergehend in eine Fluss- und Seenlandschaft. Die Aufräumarbeiten dauern an. Unterdessen herrschte gestern im Freibad ohrenbetäubende Stille. Wo sonst Kinderlachen und freudiges Planschen zu hören ist, zog ein Schwimmer einsam seine Bahnen. Deshalb, so Fachbereichs- und Bäderbetriebsleiter Thomas Wipf, verrichtet ein abgespecktes Personalteam auch Arbeiten, die bei

„Doppelbelastung“

Hochsommerwetter zu kurz kommen. Der Bäderbetrieb kennt dieses Auf und Ab im Freibad und hat sich mit flexiblen Dienstplänen darauf eingestellt. Eine Schließung des Parkschwimmbads komme auch bei längeren Schlechtwetterperioden nicht in Frage. Denn: Nur Stunden nach dem Tief kann die Sonne zum Vorschein kommen – und mit ihr die Badegäste. Aber die sollen nicht vor verschlossenen Türen stehen.

Alle Hände voll zu tun haben dagegen die Mitarbeiter des Werkhofs, wie Jens Langela, Gesamtleiter der Eigenbetriebe Werkhof, Stadtgrün und Friedhöfe erklärte. Die Baumschäden nach dem verheerenden Sturm am 6. Juli sind längst noch nicht beseitigt. „Die Baumpfleger werden mit leicht beschädigten Bäumen in den nächsten Jahren noch viel zu tun haben“, sagte Langela. Für einige Werkhof-Mitarbeiter, die zudem Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr sind, bedeute die „ungewöhnliche Häufung“ von Unwettern derzeit eine „Doppelbelastung“.

Im Krematorium auf dem Hauptfriedhof kam es ebenfalls zu einem Wassereinbruch. Nachdem das Wasser aus einem Abwasserkanal eindrang, wurde es sofort abgeschaltet. Zur Begutachtung der Schäden muss der Betrieb mindestens zwei Tage abgeschaltet bleiben. Von der Friedhofsverwaltung wurde umgehend ein Ersatzbetrieb organisiert. Die vorübergehende Überführung der Verstorbenen wird durch Mitarbeiter der Friedhofsverwaltung in einem städtischen Bestattungsfahrzeug durchgeführt und ist für Angehörige kostenfrei. Der Service der Friedhofsverwaltung sei uneingeschränkt sichergestellt. Lediglich die Termine für eine Urnenbestattung verschieben sich im Vergleich zum Regelbetrieb um wenige Tage.

Die Lörracher Feuerwehr war laut Kommandant Jürgen Schernhammer nicht nur mit einem Großaufgebot in Hauingen im Einsatz, sondern rückte auch in der Innenstadt zu einem guten Dutzend kleinerer Einsätze aus, weil Keller unter Wasser standen. In der

„So etwas hatten wir in den vergangenen fünf Jahren nicht.“

Hangstraße im Bereich Blauenblick haben die Wassermassen die Straßendecke auf einer Fläche von rund 80 Quadratmetern angehoben, so dass die Straße gesperrt werden musste. „Derzeit haben wir außergewöhnlich viele Unwetter-Einsätze – so etwas hatten wir in den vergangenen fünf Jahren nicht“, sagte Schernhammer. Glücklicherweise seien die letzten beiden größeren Unwetter an einem Sonntag über die Lerchenstadt gezogen. Denn bei unverältnismäßig vielen Einsätzen an Werktagen könnten auf die Freiwillige Feuerwehr Lohnersatzforderungen von Firmen zukommen. „Das machen zum Glück nur ganz wenige Betriebe, zumal die meisten Einsatzstunden über Gleitzeit wieder reingeholt werden können“, so Schernhammer. Bei zeitaufwendigen Einsätzen wie am 6. Juli sei dies aber sehr schwierig.

Wie der Fachbereichsleiter „Straßen, Verkehr, Sicherheit, Jürgen Nef, erläuterte, kontrolliere der Werkhof täglich die Radweg-Unterführungen an der Wiese. Sobald das Wasser über das Ufer ins Vorland trete, würden die Unterführungen gesperrt.

Heinz Kaufmann, Kreisvorsitzender des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV), betont zwar, dass die Starkregen-Ereignisse örtlich begrenzt waren. Indes: Probleme gebe es bei der Getreideernte, wo man nicht vorwärts komme. Außerdem nehme der Pilzbefall zu. Schwierig sei auch, dass das Getreide auswachse: Das bedeutet, dass das Korn durch die Feuchtigkeit zu keimen beginne. Dieses lasse sich dann nur noch als Viehfutter verwenden. Vor Problemen stehe auch der Obstanbau, weil Früchte aufplatzten und Fäulnis entstehe. Für Grünlandbetriebe sei der Regen hingegen gut, da es bislang zu trocken gewesen sei.

Der Tüllinger Winzer Karlheinz Ruser nimmt die Regenmenge bislang gelassen zur Kenntnis. Die Entwicklung im

Ruser: Lesegut im Weinberg ist gesund

Weinberg gehe zwar „rasant voran“ – es sei eine frühe Lese zu erwarten. Indes sei das Lesegut gesund, auch habe die Reifephase der Beeren noch nicht begonnen. Pilzbefall sei nicht festzustellen, so dass im Grundsatz weiterhin nichts gegen einen sehr guten Jahrgang spreche.

Für den hiesigen Einzelhandel sei das Wetter ebenso wenig ideal wie extreme Hitze, sagte Pro-Lörrach-Vorsitzender Horst Krämer. Auch bei solch regnerischen Bedingungen sei die gute Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Auto wichtig. Möglicherweise, so hofft Krämer, nutzen Gäste aus dem Schwarzwald das Schmuddelwetter zu einem Ausflug in die Stadt.

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