Lörrach Der lebenswerten Stadt

Die Oberbadische
Matthias Drilling (l., mit Jörg Lutz am Tisch) gab einen Überblick über aktuelle Trends in der Stadtentwicklung. Foto: Ehrlich Foto: Die Oberbadische

LeitbildprozessVortrag von Matthias Drilling

Lörrach (bea) Leitbildentwicklung, die Zweite: Wie sich die gebaute Stadt mit Leben füllt, darum ging es im Vortrag „Stadt als Aushandlung – über individuelle Lebensentwürfe, gemeinsame Orte und Arten zu verhandeln“ von Matthias Drilling von der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Zu diesem zweiten Impuls-Referat im Rahmen des Leitbildprozesses der Stadt Lörrach hatten sich neben Oberbürgermeister Jörg Lutz und Bürgermeister Michael Wilke etwa 60 Zuhörer im Hebelsaal des Dreiländermuseums eingefunden, darunter zahlreiche Stadträte.

Zum Auftakt zeigte Drilling Ausschnitte aus Filmen, Webprojekten und Fernsehsendungen, die neue Entwicklungen zum Thema Stadtleben treffend illustrieren: städtische Grünanlagen als öffentlicher Nutzgarten für Jedermann in der „essbaren Stadt“ Andernach, Stellungnahmen von Obdachlosen auf einer Website zum Thema Straßenleben, ein Musiker, der über die Trostlosigkeit einer Plattenbausiedlung rappt und eine Umfrage von Tübinger Studenten zum Thema: „Was macht für sie eine Stadt sozial?“ bringt zum Vorschein, wie divers die Erwartungen der Bürger an ihre Stadt mittlerweile geworden sind.

Drillings geschichtlicher Rückblick macht deutlich, dass die alten Konzepte heute an ihre Grenzen stoßen: Stadtentwicklung könne weder entlang festgefahrener Klassengegensätze stattfinden wie im London des 19. Jahrhunderts, noch anhand am Reißbrett entworfener sozialer und schon wenig später verwahrloster Wohnsiedlungen im Rahmen des „Comprehensive Planning“.

„Die soziale Stadt ist nicht einfach da, sie entsteht“, sagt Drilling und macht deutlich, wie Politik und Verwaltung darauf einwirken können, alle an diesem Prozess teilhaben zu lassen und einem jeden Wertschätzung entgegenzubringen. Dies kann geschehen, indem Vertreter der Stadt beispielsweise aktiv die Quartiere und Bevölkerungsgruppen aufsuchen, die sich in Umfragen, Workshops, vielleicht auch bei Wahlen, besonders zurückhalten. Kinder und Jugendliche könne man gewinnen, indem man sich an die wende, die sie hinter sich scharten, etwa Jugendzentren und Schulen. Aus den vermeintlich „Unerreichbaren“ würden dadurch Kinder, die man kennt.

Drilling gibt in seinem Vortrag keine Gebrauchsanweisung, sondern er zeigt viele Beispiele auf, wie gemäß dem heute vorherrschenden Paradigma der „Kollaborativen Planung“ der Wandel in den Städten als gemeinsames Projekt von Verwaltung und Bürgern gestaltet werden kann.

Ob es die Großstadt Hamburg ist oder ein Schweizer Kanton wie der Aargau, an vielen Orten habe man bereits Plattformen zu diesem Zweck eingerichtet, wie Drilling abschließend mit dem Verweis auf einige Vernetzungsprojekte im Internet (Beteiligungskompass, participiren.ch) anmerkt.

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