Lörrach Deutschrap mit weiblicher Note

Die Oberbadische

Konzert: „Sookee“ und „La Nefera“ rappen zum 33. Geburtstag des Lörracher Frauenhauses

Von Ines Bode

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rstklassiger Storytelling-Rap kam am vergangenen Samstagabend im „Alten Wasserwerk“ des SAK (Sozialer Arbeitskreis) zu Gehör – dies auf derart versierte Weise, dass auch jene rasch überzeugt waren, denen „Sookee“ und „La Nefera“ bisher völlig unbekannt waren. Beide Rapperinnen legten einen Solo-Auftritt hin und sorgten für den krönenden Abschluss der Jubiläumswoche anlässlich „33 Jahre Frauenhaus Lörrach“.

Gab es vor 33 Jahren eigentlich schon weibliche Deutschrapper?, fragte sich mancher, um nach eifriger Recherche zu bilanzieren: Nein. Selbst die Männerdomäne lag Mitte der 1980er Jahre sozusagen noch in den Windeln. Lokale Größen des deutschen Hip-Hops, die später zu Deutsch- oder Pop-Rappern avancierten, sollten sich erst in den 1990ern ins Rampenlicht rappen. Was 1985 jedoch existierte, war Gewalt gegen Frauen – gar Kinder. Auch in Lörrach. Deshalb formte sich der überschaubare wie entschlossene Kreis, um das Frauenhaus zu gründen. „Wir mussten uns damals einen Platz erkämpfen“, erinnerte Vorstandsmitglied Antje Lauber vor dem Konzert an die Anfänge. „Heute sind wir etabliert!“ Gleichwohl zog sie bittere Bilanz, gewalttätige Männer gebe es immer noch, und global gesehen nehme Gewalt zu.

Für die elegante Botschaft im geschmeidigen Gewand entschied sich indes der Support Act „La Nefera“ alias Jennifer Perez. Ihr Künstlername stammt irgendwie von „Nofretete“ ab, sie selber kam in Santo Domingo zur Welt, wuchs in Basel auf, studierte „Soziale Arbeit“, rappte in spanischer „Inselsprache“. Die bunte Vita führte zum musikalischen Cross-over, der etwa in Salsa mündete, von der Interpretin mit karibischem Hüftschwung serviert. Umso robuster ihre Texte, etwa „Odio“ – „Hass“ – oder „No Volvere“, was „Kein Zurück“ bedeutet. Genau ihr Ding sei „A Lo Hecho Pecho“, frei übersetzt „Man muss zu seinen Taten stehen“, eine Story, die sich glatt als Seminar eignen würde. Ein anderer Song gilt „Bonaparte“, ein gängiger Begriff, und alle singen locker mit. Schluss mit gemütlich wars dann beim Hauptact „Sookee“. Kaltes LED-Licht schoss in die Fanbase, gefolgt von fettem Nebel, der bei „konsequent“ einrastete. Nicht nebulös fielen dafür die Inhalte der „Quing of Berlin“ aus, die Linguistik studierte, ergo viel zu sagen hat. Wer sich der Liste ihrer Aktivitäten widmet, muss sich für den Nachmittag nichts mehr vornehmen. Kein Unrecht scheint der 35-jährigen Mecklenburgerin zu entgehen. Ihre gehaltvollen Inhalte verpackte sie hier als Anklage da als Forderung. Zwischendurch gibt sie sich witzig, so im Titel „Q1“, „Blaukraut bleibt Blaukraut“ (und „Steinbach bleibt Steinbach“, betreffend Erika Steinbach/AfD).

Eine These: „Sie wünscht sich eine Welt der Gleichstellung, um keine Feministin sein zu müssen“. Dieser Lebensslogan kam auch bei Caro Throm vom Frauenhaus-Vorstand gut an. Sie sei ein Fan, schätze „die kluge Frau“, die sich hinter Sookee verberge, um den Gig anzustoßen. Diesen hätte es laut Throm und Lauber ohne die SAK-Kooperation nicht gegeben. Dafürs gabs Dank. Die „kluge Frau“ nun überzeugte im Nu mit musikalischem Storytelling, mit all den Geschichten, die sie erlebte. Nur eine Sorge gelte dem Kind inmitten Rechtsradikaler, das später im Milieu stecken bleibe - oder ausbreche, so die Hoffnung. Wobei zu beachten sei: mancher sei kein Nazi, sondern nur „besoffen“. Passend dazu schrieb sie den Song „In der Storch ihr Gesicht landen“ (2016 wurde AfDlerin Beatrix von Storch „getortet“), ebenfalls ein Track des Albums „Mortem und Makeup“. Glasklare Worte haute sie den Fans um die Ohren, die mitsangen, sich vom starken Sound mitreißen ließen. „Lernprozess“ und „Lernprozess 2“ nannte sie Nummern, die sich um Kritik ihrer Person drehen, ein Zug, der klugen Frauen eben eigen ist.

Am Rande informierte Antje Lauber, dass die Veranstaltungswoche zwar vorbei sei, jedoch bis zum 31. Oktober eine Foto-Ausstellung im Foyer des Landratsamts laufe. Unter der Überschrift „Auf der Schwelle - Leben im Frauenhaus“ gehe es um fünf Lebensgeschichten.  „Gewalt gegen Frauen“ ist in diesem Jahr das Schwerpunktthema der Aktion „Leser helfen Not leidenden Menschen im Landkreis Lörrach“ unserer Zeitung. Beachten Sie dazu auch unsere Aktionsseiten

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