„Ein sympathischer Mann“, hört man Zuhörer mehrfach urteilen. Dündar wirkt keineswegs ängstlich, sondern entspannt, souverän und freundlich. Tatsächlich gibt es ein paar Gäste, die sich mit ihm fotografieren lassen wollen. Er zeigt keine Berührungsängste.
Ein türkischstämmiger Zuhörer will zum Thema Wahlkampfauftritte wissen: „Ich möchte gerne meine Landsleute hier hören - warum darf ich denen hier keine Frage stellen?“ Er klingt aufgebracht. Doch er rennt offene Türen ein bei Dündar, der mehrfach betont: „Regierungen dürfen die Meinungs- und Redefreiheit nicht einschränken.“ Und weiter: „Obwohl Erdogan die Meinungsfreiheit nicht achtet, sollte auch er hier sprechen können. Bei der Gegendemonstration würde ich aber in der ersten Reihe stehen.“ Ein Anhänger der Gülen-Bewegung ist er nicht: „Wenn diese Seite erfolgreich gewesen wäre, säßen wir auch im Gefängnis.“
„Warum aber hat Erdogan unter der türkischstämmigen Bevölkerung in Deutschland so viele Anhänger?“, fragt jemand. Der Journalist hat eine Antwort parat: „Eure Integrationspolitik hat nicht funktioniert“. Zumindest schließt er das aus seiner Beobachtung, dass sich viele Türken auf Türkisch unterhalten, dass viele türkische Zeitungen lesen und türkische Fernsehsender schauen. Diese Medien indes seien Teil von Erdogans „Propagandamaschine“, so Dündar.
„Die Türkei hätte längst Mitglied der EU werden sollen“, ist er überzeugt. „Wenn sie 50 Jahre vor einer Tür stehen, die sich nicht öffnet, dann suchen sie sich irgendwann eine andere Tür.“
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