Das übergreifende Thema war Innovation. Für uns war es wichtig, das Potenzial von Innovationen im Bereich Gesundheitsversorgung sowie grüner Energie und Kreislaufwirtschaft hervorzuheben. Vor allem, da es gerade in der amerikanischen Regierung Zweifel am Klimawandel gibt.
Frage: Wie haben Sie sich auf den Gipfel vorbereitet?
Wir hatten ein Vorbereitungswochenende, bei dem ich meine Delegationskollegen kennengelernt habe. Wir haben uns mit Mitarbeitern des Kanzleramts und des Wirtschaftsministeriums getroffen und wollten wissen, wie die Innovations- und Digitalisierungsstrategie der Bundesregierung ist.
Frage: Was ist die Kernbotschaft des Communiqués?
Inklusion beim Fortschritt, also das Einbinden und die Teilhabe aller. So sollen etwa Möglichkeiten zur Umschulung geschaffen werden, falls der eigene Job wegfällt. Gleichzeitig soll der Zugang zu Innovation für alle gewährleistet sein. Das kann etwa durch das Fördern von Frauen in den zukunftsträchtigen MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) oder den Ausbau von Internet-Infrastruktur erfolgen. Im zweiten Teil der Botschaft steht, dass Innovation gefördert werden soll. Eine Möglichkeit wäre etwa die Gewährleistung eines freien und allgemeinen Zugangs zu relevanten Datensätzen in wichtigen Sektoren wie Transport, Gesundheitswesen, Energie und Umwelt zur Verwendung und Weiterverwertung. Aber auf eine Art und Weise, welche persönliche Daten schützt.
Frage: Wie lief der Prozess ab? War die Stimmung konstruktiv?
Wir waren im Vorfeld sehr gespannt, weil mit dem Brexit oder mit Trump Dinge passiert sind, die nicht unbedingt der Stimme der Jugend entsprechen. Beispiel ist, dass Trumps Haltung zum Pariser Klima-Abkommen noch nicht klar ist und wir neugierig waren, ob die amerikanische Jugenddelegation diese Ansicht teilt. Es lief aber so, dass über die Ziele an sich Einstimmigkeit herrschte. Die Diskussionen gingen eher um die richtigen Maßnahmen.
Frage: Welches Gewicht hat das Communiqué?
Einerseits wird es den G7-Staatschefs vorgelegt. Andererseits wollen wir das Papier auch danach noch in unsere nationale Politikgestaltung einfließen lassen. Es wird auch außerhalb des G7 für Politikgestaltung genutzt, weil es eben einen Anhaltspunkt für die Ansichten der Jugend darstellt.
Frage: Woraus schöpfen Sie Ihren Optimismus zur Gestaltung?
Es passieren zwar viele Dinge – gerade auch rechtspopulistische –, die eigentlich keinen Grund zu Optimismus geben. Aber meine Generation wehrt sich dagegen. Gerade in jüngster Zeit ist viel Engagement und Wille zur Veränderung aufgekommen. Das stimmt dann doch optimistisch.
Frage: Gibt es eine besondere Lektion, die Sie mitnehmen werden?
Einerseits natürlich das Verständnis für den Ablauf eines politischen Prozesses – auch wie ermüdend dieser sein kann. Wir haben beispielsweise etwa zehn Stunden am Stück verhandelt, weil wir für jede Forderung Konsens finden mussten. Allgemein gilt: Je vager die Formulierung, desto eher findet man Konsens. Das macht es insofern schwierig, weil es beim Jugendgipfel ja Ziel ist, konkrete Forderungen und Zeitrahmen zu formulieren.
Frage: Was nehmen Sie aus Lörrach in die Weltpolitik mit?
Lörrachs Lage im Dreiländereck ist ganz interessant. Offene Grenzen sind für mich selbstverständlich. Man kann einfach so mal nach Frankreich oder in die Schweiz gehen. Das ist für Jugendliche aus anderen Teilen der Welt vollkommen unvorstellbar.
Vom 26. bis 27. Mai treffen sich die Mitgliedsländer des G7-Gipfel: Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, USA, Kanada, und Großbritannien. Für den Jugend-G7-Gipfel beauftragt die jeweilige Präsidentschaft nationale Vereine zur Auswahl der Delegationen. In Deutschland war das der Verein Policy Innovation. Aus 50 Bewerbern wurden Anneke Maxi Pethö-Schramm, Rona van der Zander, Armand Zorn und Anna Raiß ausgewählt. Pethö-Schramm absolvierte 2012 ihr Abitur am Hans-Thoma-Gymnasium. Danach zog sie nach London, wo sie einen Bachelor in Management an der London School of Economics and Political Science abschloss. Seitdem absolviert sie im Rahmen eines Gap Years Praktika bei den Unternehmensberatungen McKinsey & Company und Solon, sowie der Bank of England.