Lörrach Die klare Form der Schönheit

Die Oberbadische

Die Kompanie „Aterballetto“ faszinierte im Burghof mit intensivem Ausdruck

Von Ursula König Lörrach. Im Original nimmt Don Quichotes Kampf gegen die Windmühlen nur einen kleinen Raum ein. Als Sinnbild dafür, seinen Idealen treu zu bleiben, hat sich diese Passage der Parodie auf damals gängige Ritterromane über Jahrhunderte hinweg etabliert. Mit drei Choreographien war die „Fondazione Nazionale Della Danza“, vielen besser bekannt als „Aterballetto“ am Dienstagabend im Lörracher Burghof zu sehen.

Die Faszination dieses Ensembles liegt vor allem darin, auf künstlerisch sehr hohem Niveau Tanz als Ausdrucksform zu zelebrieren, die der Kommunikationsform der Sprache sehr nahe kommt. Somit schafft die Gruppe unter der Leitung von Christina Bozzolini, wenn man so will, eine Art der Völkerverständigung.

Dazu passt der erste Teil „Don Q“, ein Werk des 1994 als besten italienischen Tänzers ausgezeichneten Choreographen Eugenio Scigliano. Fortwährend antreibend und ungestüm, zu den Klängen klassischer spanischer Musik und Kimmo Pohjonens, inszenieren die Tänzer aufwühlend und ruhelos die Darstellung einer inneren Zerrissenheit: Die Auseinandersetzung mit wirren Träumen und das Aufrechterhalten wertgebender Ideale.

Immer wieder finden Annäherungen statt, die abrupt unterbrochen werden. Viele Einflüsse werden mit verwoben. Die unterschiedlichen Kostüme der Tänzerinnen verweisen auf Flamenco-Einschläge ebenso wie das rhythmische Klatschen. Die gesamte Kompanie, so scheint es, versucht sich hier, von einer Existenz frei zu tanzen, die als aufwühlender Kampf noch bis in die feinsten Drehungen und Biegungen in extaktisch anmutender Verwirrung dargestellt ist. Das Wesen des Künstlerseins, „gegen alle Widrigkeiten den Sinn für das Wunderbare im Leben wach zu halten“, wird mit größtmöglicher Ausdruckskraft, die zwischen Schwere und Leichtigkeit pendelt und offensichtlicher körperlicher Anstrengung umgesetzt.

Auch die beiden weiteren Choreographien verlangen dem professionellen Ensemble einiges ab. Das zeigt sich daran, dass nach jedem Stück eine längere Pause eingeschoben wird.

Ein „Intermezzo“ zur Musik von Igor Strawinsky zeigt eine weitere Facette der Kompanie. Vier Paare scheinen hier zum „Ballett concertant“, die Schwerkraft aufzuheben. Bewusst eingesetzt wird dabei der Tanz auf Spitze, um eine Verlängerung der Körper zu bewirken. Viel Anmut steckt in den kreativ umgesetzten Posen, die das Thema Annäherung und Trennung spiegelgleich vervielfältigen und magische Momente auf die Bühne zaubern.

Diese werden während des Abends auch durch kreative, teils mystisch wirkende Lichteffekte unterstützt. Mauro Bigonzetti hat auch die finale Choreographie des Abends entwickelt; „Les Noces“. Unbeirrt setzt er in einer nahezu radikalen Form die Aussage um: „Schönheit ist Form und Form ist Klarheit.“ Ein Satz, der wie geschaffen ist, für das enorme Potenzial der Kompanie, die mit großer Begeisterung belohnt wurde.

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