Lörrach „Die Qualität wächst am Rebstock“

Die Oberbadische

Tüllinger Winzer Karl-Heinz Ruser rechnet trotz Wetterkapriolen und Kirschessig-Fliege mit guter Lese

Von Michael Werndorff

Lörrach. Ein Winter, der keiner war und ein durchwachsener Sommer, der dank Unwetter und Rekordniederschlägen in die Annalen eingehen wird. Das hat nicht nur Auswirkungen aufs eigene Gemüt, auch die Winzer werden dieses Jahr vor Herausforderungen gestellt. Zudem sorgt eine kleine Fliege aus Asien für Kopfzerbrechen. Dennoch: Der Tüllinger Winzer Karl-Heinz Ruser sieht der bald anstehenden Lese optimistisch entgegen.

Fünf Hektar, umgerechnet 50 000 Quadratmeter, so groß ist die Anbaufläche von Karl-Heinz Ruser, auf der über 27 000 Weinstöcke wachsen. Diese liefern unter anderem Gutedel, Spät- und Weißburgunder sowie Müller-Thurgau. Auf den ersten Blick eine beachtliche Größe, für heutige Verhältnisse sei das aber gar nicht so viel, meint Ruser, der seinen Beruf liebt. Vor allem die Unabhängigkeit, spiele hierbei eine große Rolle.

Nicht in der Genossenschaft zu sein, hat auch Vorteile: Im Anbau und Verkauf ist er unabhängig, was sicherlich mit der Entwicklung seines Weinguts zu tun hat. Entstanden aus einem bunt gemischten Landwirtschaftsbetrieb, haben die Rebstöcke einen immer größer werdenden Stellenwert eingenommen. „Für Weinbau habe ich mich schon immer interessiert. Als Veränderungen im heimischen Betrieb anstanden, lag der Entschluss nahe, unabhängiger Winzer zu werden. Die Umstrukturierung hat mein Vater zum Glück unterstützt.“ Mittlerweile bildet der Weinbau das Schlusslicht in der Agrar-Einkommensskala. Eine unschöne Entwicklung, die auch immer mehr Nebenerwerbswinzer dazu bringt, ihre Betriebe an den Nagel zu hängen. Doch nicht Karl-Heinz Ruser. Dieser setzt voll und ganz auf Selbstvermarktung – mit Erfolg, wie er sagt.

Neben der Gastronomie im Markgräflerland beliefert er heimische wie auch überregionale Weinhändler. Hinzu kommen noch Versand und der hofeigene Direktverkauf. Seine Philosophie: „Ich baue nicht biologisch sondern konventionell an. Dennoch verzichte ich so weit wie möglich auf Mittelchen. Was zählt, ist viel Handarbeit, gute Pflege sowie Luft und Licht.“ Zudem wachse die Qualität am Rebstock. Was der Rohstoff nicht mitbringe, könne man nicht hineinzaubern.

Trotz der Wetterkapriolen nach einem Bilderbuchfrühling kann Ruser keine gravierenden Schäden verbuchen. Sein Fazit: „Zwar müssen kleine Ertragskorrekturen vorgenommen werden, dennoch haben wir gesunde Reben und können mit einer guten Lese ab Mitte September rechnen. Außerdem hat der viele Niederschlag sein Gutes: Die Früchte sind dieses Jahr größer. Von Fäulnis und falschem Mehltau verschont geblieben, stellt die japanische Kirschessig-Fliege allerdings ein Problem dar. „Vor drei Jahren ist sie zum ersten Mal in Südtirol aufgetaucht, seit zwei Jahren ist sie auch bei uns.“ Die Fliege bohrt die Trauben zur Eiablage an und kann für enorme Schäden sorgen. Betroffene Beeren müssen in mühsamer Handarbeit aussortiert werden, was ein enormer Arbeitsaufwand darstellt. Dennoch lässt sich Ruser die Freude am Winzerdasein nicht nehmen. „An der frischen Luft ist es doch am schönsten. Außerdem liegt die gesamte Produktion in meiner Hand. Vom Pflanzen der Rebstöcke bis zum Verkauf begleite ich meinen Wein.“ u  Tüllinger Weinmarkt mit Degustierung am Sonntag, 14. September, von 11 bis 19 Uhr.

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