Ab morgen lacht die Sonne wieder jeden Tag über dem Alten Marktplatz: Dann erhält das Haus „Sonne“ sein historisches Wirtshausschild zurück. Die Schlosserei Ginz hat das vor über 100 Jahren in ihren Räumen gefertigte Schild in aufwendiger Arbeit für die Wohnbau Lörrach restauriert.

Von Kristoff Meller

Lörrach. 1912 hatte der damalige „Sonne“-Wirt Fritz Keser das Schild bei Schlossermeister Robert Ginz in Auftrag gegeben. Ein historisches Foto auf der Homepage der Schlosserei zeigt Ginz mit seinen Gesellen und dem Schild. Dieses umfasst einen großen Adlerkopf, der die Sonne mit seinem mächtigen Schnabel hält, der Rahmen ist außerdem kunstvoll mit Ornamenten geschmückt.

Historische Fotografie als Vorlage

Als es bei den umfangreichen Renovierungsarbeiten der Wohnbau Lörrach im Jahr 2015 im Keller des Hauses zufällig auftauchte, hatte das historische Schmuckstück einigen Glanz und vor allem auch einige Teile – darunter die Sonnengesichter – verloren. Doch Thomas Nostadt, Geschäftsführer der Wohnbau, setzte sich für die Restaurierung ein: „Das Schild gehört zur Identität des Hauses“, sagte er damals im Gespräch mit unserer Zeitung.

Er fand heraus, dass das Schild wahrscheinlich nach einem massiven Umbau des Hauses in den 1970er Jahren abgehängt, im Keller verstaut und irgendwann auch Adlerkopf und Sonne entfernt wurden. Durch Zufall stieß er dann auf das historische Foto  auf der Homepage der Schlosserei, als er auf der Suche nach einem Restaurator war.

Alte Handfertigkeiten aufgefrischt

An diesem Foto hat sich nun auch Robert Ginz, gleichnamiger Enkel des Herstellers und aktueller Chef des in fünfter Generation geführten Familienunternehmens, orientiert. Dennoch war die Restauration kein leichtes Unterfangen: „Stahl schmiedet man heute nicht mehr täglich, da mussten wir ein paar alte Handfertigkeiten wieder auffrischen“, erklärt Robert Ginz. Aber in der Schlosserei war glücklicherweise noch alle benötigte Technik vorhanden.

Die Hauptschmiedearbeit hat Marco Jägg geleistet, wie Barbara Ginz ergänzt. Gemeinsam mit Mitarbeiter Lucas Kuttler hat sie gestern die beiden Sonnen bei der Galerie Bohn am Alten Markt abgeholt. Dort wurden diese mit Blattgold vergoldet. „Es war schwierig, für diese Arbeit jemanden zu finden – wer macht so etwas heute noch...“, sagt Barbara Ginz. Doch dann wurde sie direkt in der Nachbarschaft fündig.

Morgen nun sollen die beiden Sonnen, die bis auf einen Strahlenkranz komplett neu geschmiedet werden mussten, in den schmuckvollen Rahmen eingesetzt werden. Robert Ginz und sein Sohn Benjamin  werden das Schild anschließend an einer Halterung in einigen Metern Höhe am Haus anbringen.

Vier Generationen an Gemeinschaftsprojekt beteiligt

Eine Neuerung  ist die Möglichkeit, das Schild zur Hauswand hin abzuklappen. Das sei für die Marktplatz-Konzerte des Stimmen-Festivals notwendig, da das Schild rund zwei Meter in den Platz hineinragt und bei den Aufbauten der großen Bühne stören  könnte, so Ginz.

Für ihn ist das Gemeinschaftsprojekt mit der Wohnbau – der neue Adlerkopf ist eine Schenkung der Firma Ginz, alle übrigen Kosten trägt die Wohnbau – aber nicht nur eine reizvolle, technische Herausforderung gewesen:  „Es ist so ein schönes Projekt, weil  vier Generationen und viele Mitarbeiter unseres Betriebs daran beteiligt waren.“