Um die „Industriekultur im Dreiland“ dreht sich die neue Sonderausstellung im Dreiländermuseum, die am Freitag eröffnet wird. Museumsleiter Markus Moehring hat allen Grund stolz zu sein: Noch nie wurde das Thema der wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Basel, Mulhouse und dem Wiesental so umfassend und unter grenzüberschreitenden Aspekten aufgearbeitet. Von Dorothee Philipp Perfekter Rahmen Die äußeren Voraussetzungen hierfür sind optimal: Eine Ausstellungsfläche von 400 Quadratmetern bietet genügend Raum, auch für Großexponate wie einen über 150 Jahre alten Handwebstuhl, eine bis zur Decke reichende Strumpfstrickmaschine oder den wuchtigen Drucktisch für Textildrucke. Die meisten der rund 500 Exponate stammen aus dem Fundus des Museums, sie wurden ergänzt durch Leihgaben. Drei Fachfrauen waren mit der Konzeption und Vorbereitung der Ausstellung beschäftigt. Zum einen Kuratorin Jessica Helmke, die nicht nur die Auswahl und Zusammenstellung der Exponate besorgt hat, sondern auch zusammen mit Moehring für die Gliederung der Themen verantwortlich ist. Die klar verständliche Präsentation und das ästhetisch ansprechende, sanft lenkende Ausstellungsdesign gestaltete Aurea Hardt. Den Bogen, der Geschichte und Gegenwart verbindet, stellte Projektmanagerin Ina Kühne her, die zu Firmen Kontakt aufnahm und Leihgaben akquirierte. Die Themen Die Anfänge der Industrialisierung um 1750 sind Thema der ersten Etappe: Vom agrarisch-ländlich geprägten Raum zu den ersten Vorstufen von Industrie. In der Umgebung von Basel entstehen die ersten Seidenband- und Textilmanufakturen, in Mulhouse werden Baumwollstoffe bedruckt, und im Wiesental erfährt die Heimarbeit am Handwebstuhl und ihr Vertrieb über frühkapitalistische Unternehmensstrukturen wichtige Impulse. Wie die Grenzen zum einen ein Hemmnis waren, zum andern aber auf den Handel und die Ausbreitung der Fabriken eine beschleunigende Wirkung hatten, zeigt das nächste Kapitel. Die Wasserkraftnutzung und die Eisenbahn sind zwei weitere wichtige Faktoren, die der industriellen Entwicklung Auftrieb gaben. Spannend aufbereitet ist die Entwicklung der Textilindustrie zur Leitindustrie des 19. Jahrhunderts. Im Wiesental werden nach dem Beitritt Badens zum Deutschen Zollverein von Schweizer Textilproduzenten zahlreiche Spinnereien und Webereien gegründet, die Stadt Mulhouse nennt sich das „französische Manchester“. Die Produktion von Textilfarben ist der erste Schritt zur Entwicklung der chemischen Industrie, die sich im Laufe der Jahrzehnte immer weiter differenziert und schließlich die Textilindustrie als wichtigsten Arbeitgeber überflügelt. Dem Weg zum Maschinenbau, zur Lebensmittelindustrie und anderen Zweigen ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Die Zeit nach 1945 und die Zukunftsperspektiven der alten Industrieareale sind der letzte Teil des Rundgangs, bei dem auch Video- und Dia-Sequenzen eingesetzt werden. Ergänzende Projekte Zahlreiche ergänzende Projekte werden die Ausstellung flankierend bereichern. So wird im Hebelsaal die Wanderausstellung „Industriekultur Basel“ zu sehen sein, und im 3. Obergeschoss ergänzt die zur Dauerausstellung gehörende Abteilung „Wirtschaftsgeschichte“ das Thema. Im Herbst erscheint zudem eine Publikation in der Reihe der „Lörracher Hefte“ mit einem Überblick über 250 Jahre Industriegeschichte, verfasst von dem Freiburger Historiker Robert Neisen. Mit der IBA Basel 2020, von der die Idee für das Projekt ausging, hat man für das Thema Zukunftspläne einen wichtigen Partner. „Vielen ist gar nicht bewusst, welche Vielfalt und Wertigkeit das Erbe der Industriekultur im Dreiland beinhaltet. Es geht uns um die großen Linien, darum, die wichtigsten Aspekte anzutippen“, sagte Moehring. Das ist bei dieser Ausstellung mehr als gelungen. n  „Reiches Erbe - Industriekultur im Dreiland“, Dreiländermuseum, 1. Juli bis 27. November, Di. bis So. 11 - 18 Uhr (neue Öffnungszeiten) www.dreilaendermuseum.eu