Von Kristoff Meller und Bernhard Konrad
Lörrach-Haagen. Stadt und Landkreis favorisieren als Standort für die Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber den Standort „Ob dem Dorf“ am Haagener Ortsausgang. Wie nahmen Kommunalpolitiker aus den Ortsteilen, Vertreter Haagener Vereine und der benachbarte Kindergarten „ Arche Noah“ diese Nachricht auf? Die Oberbadische hat nachgefragt.
 
Heidrun Kaltenbach, stellvertretende Leiterin des Kindergartens Arche Noah:
„Wir haben die Nachricht positiv aufgenommen. Der Kindergarten hat ein christliches Leitbild, und an diesem haben wir uns schon immer orientiert. Das Leben achten, die Freiheit anderer achten, die Schöpfung bewahren: All das sind Facetten dieses Leitbilds, die wir beherzigen wollen. Deshalb sehen wir  die  Gemeinschaftsunterkunft in erster Linie als Bereicherung. Wir werden zeitnah mit dem Elternbeirat sprechen und  freuen uns auf die  kommenden Aufgaben.“
 
Birgit Schmolinske, Freie Wähler, Ortschaftsrätin Brombach, Rektorin der Haagener Schlossbergschule: „Besonders überrascht war ich nicht über die Entscheidung. Es gibt in Lörrach nicht viele Flächen, die sich für solch ein Vorhaben eignen. Man muss nun auch schauen, wie man die  Gemeinschaftsunterkunft  belegt: Der Standort in Haagen würde sich besonders für Familien mit Kindern eignen. Wir müssen uns  dieser Aufgabe stellen, und wenn alle Beteiligten mithelfen bin ich  zuversichtlich, dass das funktioniert.“
 
Ralf Meier, Freie Wähler, Ortschaftsrat Haagen:
„Ich muss die Nachricht erst mal sacken lassen. Spontan kann ich weder zustimmen, noch ablehnen. Jedenfalls sollte man den Bau nicht einfach anordnen, sondern nun intensiv mit Anwohnern und weiteren Bürgern sprechen. Es ist eine Tatsache, dass mit solchen Projekten auch Ängste von Bürgen verbunden sind: Diese müssen Stadt und Kreis  ernst nehmen.“
 
Oliver Schneider, Vorsitzender Sportclub Haagen:
„Wir möchten natürlich nicht negativ an die Sache herangehen, aber wir haben schon jetzt regelmäßig mit Vandalismusschäden zu kämpfen. Zumal wir vier Jahre für den Zaun um den Hauptplatz gekämpft haben. Wenn nun mehr Kinder und Jugendliche in dem Gebiet sind, habe ich da kein gutes Bauchgefühl. Nicht weil es Ausländer sind, sondern weil zwangsläufig mehr Menschen unsere Flächen illegal zum Kicken nutzen werden und wir die Kosten für die Instandhaltung haben.
Wir werden uns aber gerne die Pläne und Ideen anhören, inwieweit wir uns als Verein letztendlich engagieren und helfen können, muss man aber abwarten. Schließlich können wir die ehrenamtlichen Helfer auch nicht einfach aus einer Schublade ziehen.“
 
Günter Schlecht, SPD, Ortsvorsteher von Hauingen:
„Natürlich schreit da keiner Hurra, aber wir müssen uns jetzt gemeinsam der Herausforderung allein schon aus humanitären Gründen stellen – das gilt für alle Ortsteile, aber auch für die Stadt an sich und entsprechende Organisationen. Ein Vorteil ist, dass wir bis zur Vollendung mindestens zwei Jahre Zeit haben, in der wir uns intensiv um die Vorbereitungen kümmern können.  Denn es gibt noch sehr viele offene Fragen. Beispielsweise bei der Kinderunterbringung. In der  Hauinger Schule sind meines Wissens alle Räume belegt,   und für den Kindergarten gibt es schon eine Warteliste.“
 
Christa Rufer, SPD, Ortschaftsrätin Haagen:
„Nach meinem Eindruck ist die Auswahl mit großer Sorgfalt getroffen worden. Ich hoffe auf eine hohe Akzeptanz. Für Haagen kommt es nun darauf an, dass der Ortschaftsrat und die Anwohner intensiv eingebunden werden. Man muss der Verantwortung gegenüber den Asylbewerbern und dem Ortsteil gerecht werden.“
 
Ralf Renckly,Freie Wähler, Ortschaftsrat Hauingen:
„Ich bin kein Fan von einer großen Unterkunft, aber das ist natürlich auch eine Kostenfrage. Ich finde es jedoch positiv, dass schon jetzt über eine Anschlussnutzung nachgedacht wird und keine Containerlösung angedacht ist. Denn eine wertige Bauweise fügt sich besser ins Ortsbild ein.
Hauingen wird sich durch die Nähe zum Standort wahrscheinlich im Bereich Kinderbetreuung beteiligen müssen. Es wurde ja bereits über eine Integrationsklasse gesprochen. Ich denke, dass ist durchaus machbar. Auch ist es wichtig, die Bevölkerung von Anfang an ins Boot zu holen. Das hat die Stadt bislang gut gemacht.“
 
Ralf Matje, Freie Wähler, Ortschaftsrat Hauingen:
„Der gewählte Standort in Haagen ist sicherlich die beste Wahl innerhalb der zur Verfügung stehenden Grundstücke.  Auch wenn dort natürlich ein wirkliches Einzelhandelsangebot fehlt.  Bis die ersten Menschen einziehen, wird es ja noch etwas dauern, man muss natürlich auch erst einmal abwarten, wie sich der Flüchtlingsstrom bis dahin entwickelt.“
 
Michael Winzer, Vorsitzender Tennisclub Haagen:
„Ich denke, grundsätzlich müssen wir das akzeptieren. Schließlich gibt es die Flüchtlingsströme, und diese Menschen müssen irgendwo untergebracht werden. Wir müssen  das Beste daraus machen.“
 
Gerd Turowski,CDU,Ortschaftsrat Hauingen:
„Ich bin persönlich  grundsätzlich dafür, dass man so etwas macht. Mit dem Standort kann ich ebenfalls leben. Denn natürlich ist es nicht einfach, einen vernünftigen Standort zu finden. Ich denke aber, das ist  gelungen, auch wenn sicher nie alle zufrieden gestellt werden können. Wenn nun die übrigen Planung ebenfalls so funktioniert, sehe ich das insgesamt sehr positiv.“
 
Jürgen Weltin, CDU,Ortschaftsrat Hauingen:
„Die Menschen müssen natürlich irgendwo unterkommen und einen Ort trifft es eben. Zumal der Standort nicht unbedingt schlecht gewählt ist. Das Hauptproblem ist meiner Meinung nach, dass den Menschen nicht in ihrer Heimat geholfen werden kann, nun müssen wir eben das Beste daraus machen.“
 
Alfred Kirchner, CDU, Ortschaftsrat Haagen:
„Es gibt in Lörrach nicht viele sinnvolle Standorte für solch ein Vorhaben. Das  vorgeschlagene Areal ist aber nahezu ideal. Haagen könnte vielleicht sogar profitieren: Nimmt man    den Belist noch hinzu,  könnte unser Ortsteil interessanter für den Lebensmittel-Einzelhandel werden.  Wichtig ist, dass schon bei der Ausschreibung darüber nachgedacht wird, wie das Gebäude genutzt werden kann, falls die Flüchtlingsströme wieder zurückgehen sollten –  wer weiß: Vielleicht kann das  Gelände ein Standort für altersgerechtes Wohnen werden. Auf jeden Fall sollte man das Vorhaben  nicht schon jetzt totreden, sondern der Sache eine echte Chance geben.“
 
Eva Petersik, SPD, Ortschaftsrätin Hauingen:
„Ich finde es toll, dass die katholische Kirche das Grundstück zur Verfügung stellt. Auch den Standort finde ich gut. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es meiner Meinung nach keinen Grund für irgendwelche Befürchtungen. Mit mindestens  zwei Jahren bis zum ersten Bezug haben wir eine große Vorlaufzeit. Diese Zeit müssen wir zum Engagement und Organisieren nutzen.
Natürlich muss man beispielsweise auf die vermehrte Zahl von Kindern und Jugendlichen reagieren, doch die Stadt musste schon in den vergangenen Jahren im Bereich Kinderbetreuung sehr viel machen und ist fit bei diesem Thema. Deswegen bin ich  überzeugt, dass es gelingen wird.“
 
Annette Bachmann-Ade, SPD, Ortschaftsrätin Hauingen:
„Die transparente, ehrliche Art, wie jetzt mit dem Thema umgegangen wird, trägt sicher dazu bei, die Akzeptanz in der Öffentlichkeit herzustellen – eine bedeutende Voraussetzung für die menschenwürdige Aufnahme und Integration von Flüchtlingen und Asylbewerbern.
Ich bin froh, dass es in Zusammenarbeit von Landkreis, Stadt und der katholischen Kirche gelungen ist, den Standort Haagen festzuklopfen.  Es wird jetzt darauf ankommen, dass sich viele   Mitbürger – Einzelpersonen, Vereine und Organisationen – im engen Schulterschluss um das Wohlergehen der Neuankömmlinge kümmern. Es ist aber auch wichtig, die Aktivitäten zu koordinieren. Packen wir’s an