Lörrach Dieser Erfolg hat viele Väter

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Der scheidende Pro Lörrach-Vorsitzende Horst Krämer über die Entwicklung der Einkaufsstadt.

Die Jahreshauptversammlung der Aktionsgemeinschaft Pro Lörrach am Mittwoch, 11. Mai, wird für Horst Krämer zur Abschiedsveranstaltung. Er wird das Amt des Vorsitzenden abgeben. Guido Neidinger sprach mit ihm über die Entwicklung Lörrachs und des  Einzelhandels in seiner Amtszeit.

Nach zwölf Jahren im Amt geben Sie nun den Vorsitz von Pro Lörrach ab. Was überwiegt: Wehmut oder Erleichterung?
Von Beiden etwas, aber es ist einfach an der Zeit, dieses Amt in jüngere Hände zu geben.

Pro Lörrach kann 2016 sein 40-jähriges Bestehen feiern. Lörrach ist in den vergangenen Jahrzehnten von einer Provinzstadt zu einer pulsierenden Einkaufsstadt geworden. Was sind die Gründe für diese Entwicklung?
Die Stadt war seinerzeit eine von der Bahn und den Bundesstraßen durchzogene Provinzstadt mit einem schon damals guten Einzelhandel und regional guten Geschäften. Die Gründe der Veränderung sind vielfältiger Natur:  Die Autobahn A 98 wurde gebaut, man konnte  die Innenstadt verkehrsmäßig  beruhigen und die Fußgängerzone  planen. Da meine Frau und ich 1974 nach Lörrach kamen, konnten wir dies hautnah miterleben. Man wollte damals die Veränderung.

Inwiefern hat Pro Lörrach zu diesem Erfolg der Stadt beigetragen?
Die Väter von Pro Lörrach waren die Wegbereiter des heutigen Erfolgs. Meine Vorgänger Albert Hessenauer, Waldmar Lutz und Volker Diehl wollten auch den unbedingten Erfolg für unsere Stadt. Gemeinsam  mit dem Lörracher Einzelhandel, dessen Sprecher ich 1984  geworden war, wurde  intensiver Kontakt zur Verwaltung und dem Gemeinderat gepflegt und erste Versuche eines Stadtmarketings installiert.

Pro Lörrach wollte vor Jahren nicht nur den Einzelhandel vertreten. Ist das gelungen?
Pro Lörrach wollte nicht nur für den Handel da sein sondern auch für Dienstleister und die Gastronomie. Das ist richtig. Aufgrund der Einzelhandelslastigkeit von Pro Lörrach wurde eine intensive Zusammenarbeit gepflegt, man hat sich zwar  öfter gerieben, aber letztendlich zählt der Erfolg. Denken Sie etwa nur   an die Ladenöffnungszeiten die sich heute als absolut kundenfreundlich darstellen.

Die Aktivitäten sollten sich nicht nur auf die Innenstadt beschränken. Es gab vor vielen Jahren sogar einmal ein Marktfest, in das selbst die Stadtteile einbezogen wurden. Davon ist schon lange nicht mehr die Rede. Warum?
Das Herbstfest und das Frühlingsfest wurden geboren, der Weihnachtsmarkt von Herrn Troendle und Sichler fand seinen Ursprung. Als damaliger Handelsvorsitzender habe ich Gudrun Heute-Bluhm auf das „Märkte- und Zentrenkonzept“  hingewiesen, dass wir dies für unsere Stadt unbedingt brauchen, was sie dann auch recht schnell mit dem Gemeinderat durchbekam. Ich wüsste nicht, wo wir heute ohne dieses mit unserer Einkaufstadt stehen würden.
Pro Lörrach ist eine Vereinigung der Innenstadt, vor vielen Jahren haben wir mal anlässlich eines Frühlingsfestes versucht, die Ortsteile mit einzubinden, das hat nicht funktioniert, und wir haben es schnell wieder sein lassen. Man kann nicht so großflächig organisieren und die Kunden verteilen:  Es entsteht auch keine „Druggete“, wie wir im Alemanischen sagen.

Blicken wir in die Zukunft. Das Angebot des Einzelhandels in der Innenstadt stimmt. Gibt es auch Schwachpunkte?
Aus meiner Sicht ist das Handelsangebot in der Innenstadt stimmig, wir haben einen sehr guten Branchenmix, vielleicht etwas zu textillastig, wie ich immer wieder von Kunden gesagt bekomme. Natürlich könnte das eine oder andere Nischensortiment noch dazukommen, aber dies scheitert oftmals an den Mieten in Toplagen, aber diese Nischengeschäfte sollten aufgrund ihrer Größe in A-Lagen sein.

Lörrach profitiert erheblich von Schweizer Kunden. Was aber, wenn die deutlichen Preisvorteile für die Schweizer Nachbarn wegfallen oder zumindest geringer werden?
Wenn man sich mit Fachleuten unterhält, wird dieser Preisvorteil und vor allem die Mehrwertsteuer nicht so schnell wegfallen, dazu müssten unsere Nachbarn in die EU eintreten, aber ich kann mir  nicht vorstellen, dass sie auf ihr „Fränkli“ in  Zukunft verzichten.
Abgesehen davon  habe ich  auch schon andere Zeiten erlebt, dass unsere Kunden zum Einkaufen in die benachbarte Schweiz fuhren. Das Dreiländereck lebt von Kunden hüben und drüben, das ist ein gegenseitiges Wechselspiel.

Im Zuge des Leitbildprozesses gibt es von einer Arbeitsgruppe Überlegungen, die Bürger stärker für regionale Produkte, insbesondere für den Wochenmarkt zu begeistern. Wie sehen Sie das?
Ich  erlebe  unseren Wochenmarkt zwar   als multikulturell, aber man kauft doch gerade dort bei „seinen Marktfrauen“ regionale Produkte, wobei die durchaus auch mal aus Freiburg oder Umgebung kommen können. Sich im  Handel  mehr auf regionale Produkte zu konzentrieren, halte ich für aussichtslos, weil das Angebot überhaupt nicht da ist.

Das geplante Dienstleistungszentrum auf dem Postareal scheint jetzt  konkreter zu werden. Sie waren bislang ein Kritiker dieses zusätzlichen Einzelhandelsangebots. Bleibt es bei Ihrer Ablehnung?
Ich bin nach wie vor ein Kritiker neuer großer Verkaufsflächen, ich bin gegen den Quadratmeter-Gigantismus. Ich kann nicht gegen die Hangkante in Weil sein und das Postareal gut finden, wobei die Größenverhältnisse  verschieden sind. Das sind immer Vorstöße von Investoren, die sich wenig oder keine Gedanken über den zusätzlichen Verkehr machen und über die ansässigen Händler erst recht nicht, die wollen ihr Geld anlegen und profitieren.

Sehen Sie in diesem Dienstleistungszentrum nicht die Chance, den Norden der Innenstadt, also den Bereich der Palmstraße und der oberen Turmstraße, deutlich  aufzuwerten?
Wenn man eine Seite der Stadt deutlich aufwertet, dann schwächt man andere Teile. Das heißt, die Stücke vom Kuchen für andere Händler werden kleiner. Wenn wir mal wieder die Verhältnisse bekommen würden, dass der Kundenstrom von jenseits der Grenze weniger würde,  hätten wir mit Leerständen zu tun – und wer von unseren Kunden möchte schon beim Bummel  durch unsere Wohlfühlstadt zugeklebte Schaufenster?

Wie stehen Sie zur Erneuerung des Hebelparks?
Der Hebelpark bedarf auch meiner Meinung nach einer Überarbeitung, dies tut der Umgebung und dem Aufenthaltswert in unserer Stadt sicherlich gut.

Welche Wünsche haben Sie für Lörrach?
Ich hoffe, dass sich die Stadt gut weiterentwickelt, sowohl mit Blick auf den Handel als auch sportlich. Ich hoffe dass sich die Flüchtlinge gut integrieren, das Wohnungsangebot sich verbessert damit Zuzügler die Wohnung finden, die jeweils passt. Ich wünsche dem Handel guten Nachwuchs, damit der gute Service aufrechterhalten bleibt.

Um die Verkehrsbelastung in der nördlichen  Innenstadt endlich in den Griff zu bekommen hoffe ich nach wie vor auf die Variante mit dem „Innenstadtring“ und    auf stadteinwärts und stadtauswärts führende   Straßen  auf eine Tempo 40-Lösung: Das wäre ein guter Kompromiss für alle.

Pro Lörrach wünsche ich gute Arbeit auf dem vorhandenen soliden Fundament und natürlich viel Erfolg.

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