Zum Fahrplanwechsel Mitte Juni wurden drei neue Buslinien in Lörrach eingeführt: die  Linie 8 zur Dualen Hochschule, die Linie 9 zum Salzert und die Ortsbuslinie 10. Nach ersten Startschwierigkeiten und Optimierungen bei der Linie 8  fiel das erste Fazit von Wolfgang Droll, Leiter Stadtwerke, im Gespräch mit Kristoff Meller überwiegend positiv aus.

Herr Droll, Oberbürgermeister Jörg Lutz hat kurz vor der Einführung  von einem „Quantensprung“ für den Lörracher Nahverkehr gesprochen. Ist dieser Fortschritt  eingetreten?
Es ist mit Sicherheit ein großer Schritt in Richtung künftigem Stadtbusverkehr mit einer deutlichen Angebotsmehrung. Bisher gab es fünf Linien,  nun sind es sieben. Was mindestens genau so wichtig ist: Wir haben  erstmals eigene Buslinien mit eigenen Konzessionen. Dadurch ergeben sich künftig  mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Durch die neuen Linien werden außerdem  die drei wichtigen Lörracher Mobilitätsdrehscheiben, der Hauptbahnhof, der Bahnhof Stetten  und der  Bahnhof Brombach  gestärkt. Es gibt neue Verbindungen  der drei Ortschaften untereinander sowie zur Regio-S-Bahn. Der Salzert hat eine  schnellere Anbindung in Richtung Basel erhalten und die Duale Hochschule ist erstmals an den ÖPNV angebunden. Auch beim Anrufsammeltaxi gibt es Verbesserungen durch die Integration in die Busfahrpläne. In der Summe würde ich Oberbürgermeister Jörg Lutz darum nicht widersprechen und  auf jeden Fall von einem ersten großen Schritt sprechen.

Die Schüler aus Stetten-Süd seien abgehängt, die Fahrgastzahlen zur DHBW sehr gering – Die veränderte Linie 8 musste schon früh Kritik einstecken, auf die Sie mit einer „Fahrplanoptimierung“ reagiert haben. Wie hat sich die Situation seitdem entwickelt?
Wir haben dort früh nachgesteuert. Die Schüler der Schulen Richtung Stetten haben morgens vor Unterrichtsbeginn und nachmittags nach Unterrichtsende eigene Schulbusse zum Zentralen Omnibusbahnhof erhalten. Von dort wird mit den bisherigen Bussen weitergefahren. Den Nachteil dieses Umsteigens können wir nicht ändern. Außerdem haben Stetten-Süd und die dortigen Schulen aber einen zusätzlich 30-Minuten-Takt zum Bahnhof Stetten erhalten. Bei den neuen Fahrzeiten der Linie 8 haben wir in Absprache mit Eltern und Schulen zeitlich nachgebessert. Wir sind auch hier weiterhin im Gespräch und werden eventuell noch weitere, kleinere Änderungen durchführen.

Positivere Rückmeldungen gab es aus den Ortsteilen, wenngleich die Nachfrage nach dem Ortsbus noch ausbaufähig ist. Viele erkennen wohl auch das Großraumtaxi nicht sofort als Bus, braucht es hier noch mehr Werbung?
Alle neuen Linien benötigen  noch viel Werbung. Wir werden nach den Ferien verstärkt damit beginnen. Die Taxis  sind aber mit Linienweg, Zielen und Liniennummer gut beschildert. Die Fahrgäste müssen sich vermutlich noch etwas an die Fahrzeuggröße gewöhnen. Mittelfristiges Ziel ist es, bei entsprechend steigender Nachfrage größere Fahrzeuge einzusetzen.

Relativ ruhig geblieben ist es bislang um die Linie 9, wie wird diese neue Anbindung des Salzerts an die S-Bahn in Stetten angenommen?
Wir sprechen mit dieser Linie vor allem Berufstätige an, da die Anbindung nach Basel optimiert wurde und der Umweg über die Innenstadt entfällt. Wir werden nach den Ferien auf allen neuen Linien Fahrgastzählungen durchführen und im Gemeinderat über die Ergebnisse informieren. Laut Aussagen der Busfahrer sind die Zahlen noch ausbaufähig, es fahren aber schon regelmäßig einige Personen mit. Für den Anfang sind wir erst einmal zufrieden. Neue Buslinien werden erfahrungsgemäß erst langsam angenommen, weil die Menschen ihre tägliches Mobilitätsverhalten verändern müssen. Bis zu einer endgültigen Erkenntnis sollte man darum  mindestens zwei bis drei Jahre warten.

In einem zweiten Schritt wurden bei der Vorstellung auch inhaltliche Verbesserungen angekündigt. Beispielsweise die Informationen der Fahrgäste an den Haltestellen in Echtzeit. Wie weit sind hier die Planungen fortgeschritten?
Wir möchten in den nächsten Jahren noch einige Verbesserungen realisieren. Generell sollten die Information und das Erscheinungsbild noch verbessert werden. Das ist ein wichtiges Ziel für uns. Bei der Echtzeit sind wir derzeit im Gespräch mit unseren Partnern: dem Landkreis, weiteren Kommunen mit Stadtverkehren, dem RVL und den Verkehrsunternehmen. Die Einführung ist allerdings technisch und organisatorisch recht anspruchsvoll. Unser Ziel ist es, möglichst bald die Echtzeitinfo an wichtigen Haltestellen sowie auf dem Handy über das Internet zu realisieren. Dafür gibt es auch Fördermittel  durch ein Landesprojekt.

Bleiben wir bei den Finanzen: Der städtische Zuschuss hat sich für den Ausbau des Angebots  von 200000 auf 480000 Euro pro Jahr erhöht. Haben die aktuellen Sparmaßnahmen der Stadt künftig Auswirkungen auf diese Summe?
Das liegt allein in der Entscheidung des Gemeinderats. Bislang waren die Mitglieder allerdings sehr positiv gegenüber dem Ausbau eingestellt. Da die ÖPNV-Angebote aus dem Wirtschaftsplan der Stadtwerke über den sogenannten städtischen Querverbund finanziert werden, hoffe ich, dass die Sparmaßnahmen den ÖPNV nicht treffen werden.