Lörrach Ein erstes Dach über dem Kopf

Die Oberbadische
Siad Rabah (Verwaltung), Gerhard Rasch, Elina Moghaddam-Rad (stellvertretende Leiterin) und Thierno Diallo (Sozialarbeiter, v.l.) vor der Unterkunft in der Brombacher Hugenmatt. Fotos: Bernhard Konrad Foto: Die Oberbadische

Flüchtlinge: Belegung der Unterkunft mit „unbegleiteten minderjährigen Ausländern“ reibungslos angelaufen

Unter dem Dach der zentralen Anlaufstelle der Jugendhilfe des Landkreises für unbegleitete minderjährige Ausländer (umA) leben seit vergangener Woche 60 junge Männer. 60 Einzelschicksale, für die Brombach das Drehkreuz in eine bessere Zukunft sein soll.

Lörrach-Brombach. Die Anzahl der Bewohner kann sich täglich ändern – je nachdem, wie viele der minderjährigen Flüchtlinge an den Grenzen des Landkreises von Polizei oder Grenzschutz aufgenommen und in die Erstaufnahme gebracht werden: Diese dient ausschließlich als Durchgangsstation, bis zu 104 Menschen können in der ehemaligen Gemeinschaftsunterkunft in der Hugenmatt untergebracht werden. Nach rund drei Wochen werden sie in Baden-Württemberg und dem gesamten Bundesgebiet verteilt, erläutert Gerhard Rasch, Leiter der Sozialen Dienste beim Landkreis.

Unmittelbar nach der Aufnahme persönlicher Daten – Dokumente führt kaum einer der umA mit sich – wird der Gesundheitszustand der neu angekommenen Flüchtlinge in der Kinderklinik Lörrach untersucht. Die Mehrzahl kommt derzeit aus afrikanischen Staaten wie etwa Eritrea, Somalia, Gambia und Guinea nach Deutschland. Viele sprechen englisch oder französisch, sodass die Kommunikation in der Regel möglich ist, sagt Richard Keller, der die Unterkunft für den vom Landkreis beauftragten Sozialdienstleister „Campanet“ leitet.

Jeder hat seine eigene schwierige Geschichte: Etliche flohen über die Mittelmeer-Route, um Zwangsrekrutierungen für Kriegseinsätze in Grenzgebieten der entsprechenden Länder zu entgehen, so Rasch. Viele wollen eigentlich weiter nach Norden, oft nach Norwegen. Indes sehen die gesetzlichen Vorgaben hierzulande die Inobhutnahme der Minderjährigen zu deren Schutz vor, erklärt Junia Folk, Pressesprecherin des Landratsamts. Sobald sie volljährig sind, können sie einen Asylantrag stellen. Wird eine Aufenthaltsgenehmigung erteilt, besteht im Grundsatz Reisefreiheit. Inklusive der minderjährigen Flüchtlinge, die der Kreis bereits dauerhaft aufgenommen hat, leben derzeit 286 umA im Landkreis Lörrach.

Gemeinsam mit Aufsichtspersonen und sozialpädagogischen Kräften versucht das Team um Richard Keller Struktur in den neuen Alltag der Jugendlichen zu bekommen: Aufstehen um 8 Uhr und die Bettruhe um 22 Uhr gehören ebenso dazu wie ein erstes Sprachtraining und das gemeinsame Essen. Es wird derzeit komplett von einem Catering-Unternehmen geliefert, doch werde über die Gründung einer Kochgruppe nachgedacht.

Die jungen Männer seien in der Regel neugierig und lernwillig, sagt Keller. Natürlich komme es ab und an zu Meinungsverschiedenheiten, indes werde durch die umA so gut wie nie Ärger verursacht, der Polizeieinätze erfordere, betonte er. Die Ausführungen von Bürgermeister Michael Wilke zu den in Lörrach schon in der Vergangenheit untergebrachten umA bestätigen dies.

Die jungen Männer müssten nach dem, was sie hinter sich haben, zunächst vor allem eines: „Zur Ruhe kommen“, sagt Rasch.

Gerne würde Campanet die Unterstützung von ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe engagierten Bürgern annehmen, sagt Matthias Schulz, Pressesprecher des Sozialdienstleisters.. Er freue sich, so Schulz, über die Gelassenheit, mit der die Bevölkerung in Lörrach mit dem Thema umgehe.

Das Brombacher Gelände befindet sich im Eigentum der Stadt. Die Vereinbarung mit dem Landkreis gilt zunächst bis Ende Juni, kann aber verlängert werden.

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