Von Gottfried Driesch Lörrach. Sein künstlerisches Niveau weit übertroffen hat der Chor ’72 bei seinem Osterkonzert am Ostermontag in der gut besuchten katholischen Kirche St. Bonifatius. Mit einem Programm aus der römisch-katholischen und der russisch-orthodoxen Liturgie sowie weiteren Werken der Musikliteratur verzauberten die Sänger, unterstützt von Lucia Brosemer (Sopran), Tobias Schlageter (Violine), und Florian Metz (Orgel), das Publikum. Erstmals hatte der Chor 2010 mit großem Erfolg ein Konzert mit in der Originalsprache gesungenen liturgischen Gesängen der russisch-orthodoxen Kirch geglänzt. In der orthodoxen Kirche gilt der liturgische Gesang als Gebet, wodurch er einen sehr hohen Stellenwert genießt. In der russisch-orthodoxen Kirche richtet sich das Osterfest nach dem alten julianischen Kalender. Nur selten fällt es mit dem Osterfest nach dem gregorianischen Kalender, nach dem die römisch-katholische Kirche das Osterfest feiert, zusammen. In diesem Jahr ist dieser seltene Fall eingetreten, was dem Chor den Grund gab, das Konzert unter den (übersetzten) Titel „Christus ist auferstanden“ zu stellen. Wieder einmal hatte der Dirigent Herbert Kaiser den Chor hervorragend auf das Konzert vorbereitet. Neben der musikalischen Vorbereitung war das Einüben der phonetische Aussprache in kirchenslawischer Sprache eine weitere Schwierigkeit. Kaiser achtete bei dem Programm besonders auf Klangschönheit und eine höchst ausgefeilte Dynamik. Oftmals ließ sich der Dirigent von den schönen Melodien dermaßen mitreißen, dass er selber mit voller Stimme mitsang. Bereits zum Einzug des Chores erklang von der rückwärtigen Empore herab die ausgewogene und in allen Lagen trefflich geführte Stimme von Lucia Brosemer, In einem traditionellen „Oster-Halleluja“ steuerten die Chorsolisten Branco Kovacic, Tenor, Reiner Faller, Bariton, und Georg Weidler, Bass, einige Stellen bei. Solistisch trat Lucia Brosemer gekonnt in dem Gloria „Domine Deus“ von Antonio Vivaldi, in der Arie „Die ihr aus dunklen Grüften den eitlen Mammon grabt“ von Georg Friedrich Händel und der Arie „Nun beut die Flur das frische Grün“ aus Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ hervor. Begleitet wurde sie jeweils von Florian Metz. Der Chor ’72 variierte den Klangeindruck, indem er das „Sanctus“ von Friedrich Silcher aus dem Rund des Chorraumes sang und damit eine große Durchmischung der Stimmlagen erreichte. Zum vollendeten Genuss geriet das abschließende „Kol slaven nash“ von Dmitri Bortnjanski (1751-1825). Die Melodie wird vielen Lesern unter dem Titel „Ich bete an die Macht der Liebe“ bekannt sein. Reiner Faller und Lucia Brosemer sangen einfühlsam die solistischen Strophen.