Äpfel aus Niedereggenen statt aus Neuseeland, mit dem Rad statt dem Auto zum Bäcker: Das sind kleine, aber wichtige Beiträge zum Klimaschutz. Die Klimafreunde Lörrach wollen das Bewusstsein dafür in der Bevölkerung verbessern. Gut ein Jahr nach der Gründung fällt die Bilanz allerdings ernüchternd aus.

Von Kristoff Meller
Lörrach. „Wir fühlen uns von der Stadtverwaltung ein Stück weit allein gelassen“, sagt Frank Leichsenring. Die Verwaltung verhalte sich oft „sehr passiv“. Es sei schwer, einen Ansprechpartner für Projekte zu finden, oder zeitnah eine Rückmeldung zu erhalten. Die jüngste Aktion „Motor abstellen, bitte!“, durch die nun Schilder an Bahnübergängen die Autofahrer zum Ausschalten des Motors auffordern (wir berichteten), habe beispielsweise ein dreiviertel Jahr gedauert. „Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum es so unglaublich lange dauert, bis die Verwaltung in Gang kommt“, sagt Leichsenring.

Bewusster Umgang mit Ressourcen –  kein Verzicht

 Zumal die Klimafreunde im vergangenen Frühjahr auf Initiative der Stadtverwaltung ins Leben gerufen worden seien, um dem Fernziel  klimaneutrale Kommune bis zum Jahr 2050  näher zu kommen. „Für uns ist das frustrierend“, sagt Amandine Tupin. Schließlich seien die Klimafreunde als Bindeglied zwischen  Bürger und Stadt gedacht gewesen. Denn um das ehrgeizige Ziel bis 2050  zu erreichen, seien nicht nur Anstrengungen von städtischer  sondern vor allem von privater Seite notwendig: „Die Stadt hat nur wenig Einfluss auf das Verhalten der Bürger, die Wirtschaft oder den Verkehr“, sagt Leichsenring.

Zumal die angestrebte Reduzierung des CO2-Ausstoßes laut Leichsenring derzeit stagniert. „Im technischen Bereich“ sei eine Reduzierung beispielsweise durch bessere Dämmung von Gebäuden relativ einfach gewesen, aber auch der Mensch müsse sein Verhalten ändern. Leichsenring sieht darin ein „ganz großes Potenzial“. Dafür brauche es jedoch noch  viel „Bewusstseinsarbeit“.

Nicht den Zeigefinger heben

Darum treffen sich seit Juni 2015  jeden Monat die Klimafreunde. Ihnen geht es laut Hartwig Schroeder nicht darum, „den Zeigefinger zu heben“, sondern die Bürger dazu zu bringen, „selbst stärker darüber nachzudenken, wie sie ihren Alltag gestalten“.

Zum ersten Treffen kamen 45 Interessierte, inzwischen ist der aktive Kreis jedoch auf ein knappes Dutzend zusammengeschmolzen. Wenngleich diese  laut Schroeder durch ihre Mitgliedschaften in anderen Organisationen wie dem BUND oder der IG Velo  Multiplikatoren sind.

Ein weiteres Problem sei es, die Bevölkerung  zu mobilisieren: „Wir erreichen die Leute nicht“, beklagt Schroeder. Für die   Mobilitäts-Workshops in Kooperation mit der Volkshochschule gab es  beispielsweise nur sehr wenige Anmeldungen. Das Thema Klimaschutz sei schwierig zu bewerben. „Viele haben Angst, wir wollten ihnen ihr Auto wegnehmen“, sagt Tupin. Dabei gehe es nicht um Verzicht, sondern um einen bewussten Umgang mit Ressourcen. Wenn sich jemand nur die Frage stelle, ob er das Auto für die Fahrt zum Bäcker wirklich benötige, sei schon etwas erreicht.

Signal der Stadtverwaltung erhofft

 „Wir wissen, dass wir Geduld brauchen“, sagt Schroeder. Er wünscht sich jedoch zumindest von städtischer Seite ein  stärkeres Signal, dass Interesse „am Erhalt der Klimafreunde“ bestehe. Demnächst gibt es darum ein Gespräch mit Bürgermeister Michael Wilke, von dem sich die Klimafreunde  eine Verbesserung der Kooperation erhoffen.

Im September soll außerdem eine Neuorientierung vollzogen werden: Insgesamt weniger, aber mehr gemeinsame Projekte durchführen sowie den Austausch mit der Stadt intensivieren. Die Klimafreunde freuen sich über weitere Mitstreiter, die ihre Ideen einbringen oder sich zu Themen wie Konsum, Klimaschutz, Mobilität oder Nachhaltigkeit austauschen möchten.

Das nächste Treffen findet Anfang September  im Nellie Nashorn statt. Mehr Informationen unter www.klimafreunde-loerrach.de.