Lörrach Ein typischer Markgräfler

Die Oberbadische
Fotos: Lara Hackmann         Foto: Die Oberbadische

Projekt: 23 Schüler des Hebel Gymnasiums stellten im Weingut Ziereisen eigenen Wein her – 480 Flaschen Gutedel

Von Lara Hackmann

Leicht, frisch, mineralisch und mit dezenter Säure: Der typische Markgräfler Gutedel. Vor zwei Jahren wagte sich die Klasse 10a des Hebel-Gymnasiums an die Weinherstellung. Das Resultat: 480 Flaschen Gutedel.

Lörrach. Edeltraud und Hans-peter Ziereisen vom gleichnamigen Weingut in Efringen-Kirchen hatten im Jahr 2015 eine ungewöhnliche Idee: Sie wollten jungen Menschen die Weinherstellung näherbringen. „Wir möchten Tradition weiterführen – deswegen dachten wir direkt an unseren Sohn Johann. Seine Klasse könnte die Weinherstellung in den Unterricht einbauen“, erinnert sich Edeltraud Ziereisen.

Nur eine Bedingung hatten die Ziereisens: Wenn die Jungs und Mädels auf ihrem Gut Wein herstellen, dann Gutedel. „Als alter Hebelaner geht nichts anderes“, erklärte Edeltraud Ziereisen.

Das Projekt nahm Fahrt auf. Die Eltern der Mitschüler wurden gefragt und waren von der Idee angetan, die Schüler selbst begeistert. „Das ist etwas ganz Besonderes. Nicht jeder kann von sich behaupten, Wein hergestellt zu haben“, erzählt Schülerin Friederike Körte.

Im Frühjahr 2015 ging es los: Viel Handarbeit war angesagt. Da es sich nicht um ein Schulprojekt des Hebel-Gymnasiums handelte, trafen sich die Schüler erst nach Schulschluss auf dem Weingut – zunächst für eine kleine Stärkung. Edeltraud Ziereisen tischte immer großzügig auf.

Danach ging es in den Wingert. Die Reben mussten geschnitten und hochgesteckt werden – immer wieder, bis zum Herbst. Denn endlich stand die sehnlichst erwartete Lese an. Nach der Ernte mussten die Trauben trocknen. Danach pressten die Schüler sie von Hand. Einer stampfte sogar barfuß – ganz traditionell. 20 Monate lang reifte der trockene Gutedel in einem Viertelstück-Fass – das bedeutete erneut: warten, warten . . .

Die jungen „Winzer“ machten wirklich alles selbst. Die Etiketten wurden sogar per Hand aufgeklebt – ganz schön viel Arbeit. Aber es hat sich gelohnt: Im Sommer dieses Jahres konnten 480 Flaschen des „Hebel-Weins“, wie die Klasse 10a ihn liebevoll nennt, abgefüllt werden – in Anlehnung an den Namen ihrer Schule und an den Dichter Johann Peter Hebel, der speziell den Gutedel durchaus liebte. Der Wein war immer wieder Thema in seinen Werken, etwa in dem Gedicht „Abendlied, wenn man aus dem Wirtshaus geht“. Darin schrieb Hebel: „Der Wein, der schmeckt so gut.“ Das gilt auch für den Hebel-Wein. Dieser besticht durch seine spontan vergorene, mineralische, nicht zu fruchtige Note. Verbindlich für die Kunden ist der Name des Schulweins nicht. Die Restaurants dürfen ihn auch unter einem eigenen Namen anbieten. Denn: Um den Wein an den Mann zu bringen, gingen die Schüler in die Innenstadt und boten den Tropfen Lörracher Gastronomen an. Über 300 Flaschen konnten an vier Restaurants verkauft werden – für 6,70 Euro pro Flasche. Für die restlichen Flaschen werden noch Käufer gesucht.

Sämtliche Einnahmen durften die Schüler behalten. Sie sollen zwei Zwecken dienen: Zum einen wollen sie einen Ausflug damit finanzieren, um den Zusammenhalt der Klasse zu stärken. Zum anderen wollen sie für einen guten Zweck spenden. Die Ziereisens erhielten als Dankeschön einen Präsentkorb mit vielen Leckerein.

Das nächste Projekt auf dem Weingut steht schon in den Startlöchern. Auf gleiche Weise, aber mit einer neuen Besetzung, soll ein weiterer Schulwein entstehen: Ida-Paulina Ziereisen folgt mit der Klasse 8a dem Tatendrang ihres großen Bruders.

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