Lörrach Ein zauberhaftes Stück naiver Poesie

Die Oberbadische
Hans Christian Andersen (Stefan Wey) entführte die Besucher in die Welt des standhaften Zinnsoldaten. Foto: Adrian Steineck Foto: Die Oberbadische

Kindertheater : Das Märchen vom standhaften Zinnsoldaten sorgt mit einfachen Effekten für Erstaunen

Von Adrian Steineck

In eine Zauberwelt verwandelte sich der Burghof gestern Vormittag: Das Staatstheater Meiringen brachte mit seiner Inszenierung der Geschichte vom standhaften Zinnsoldaten eine poetische Reise in die Welt des Schriftstellers Hans Christian Andersen auf die Bühne.

Lörrach. Hans Christian Andersen (Stefan Wey) hat Kummer. Seine dänische Heimatstadt Odense möchte den Märchendichter ehren, dabei wünscht dieser sich doch nichts sehnlicher, als einfach nur seine Lieder, „die erfreuen und niemand wehtun“, vor sich hin zu summen. Als sein Bett sich unversehens zum Zelt aufbläst, bittet Andersen das Publikum – gut 60 Grundschüler aus Schopfheim und Lörrach – zu sich unter die Bettdecke.

Dort, im atmosphärischen Halbdunkel, lässt er die staunenden Besucher am Schicksal des standhaften Zinnsoldaten teilhaben, der nur ein Bein hat und wegen dieses offensichtlichen Unterschiedes von seinen im Gleichschritt marschierenden Kollegen gemieden wird.

Wie sich der wackere Zinnsoldat in der Folge unglücklich in eine anmutige Ballerina (Juliane Bauer) verliebt und eine abenteuerliche Papierbootodyssee durch die Kanalisation erlebt, das gehört sicherlich zu den Meisterwerken des sensiblen Poeten und feinsinnigen Satirikers Andersen.

Das Team mit den beiden Hauptdarstellern sowie Jörg Schuchardt und Gerd Weidig (Regie und Technik) setzt die Geschichte unter gekonntem Einsatz von Licht- und Schatteneffekten so um, dass die Kinder von Beginn an fasziniert sind. Dabei fällt immer wieder auf, wie einfach die Machart im Grunde genommen ist. Da trifft die Hauptfigur die durch zwei rot glühende Augen symbolisierte Oberratte, die über die Kanalisation herrscht. Da sorgen auf einer Drehscheibe befindliche ausgeschnittene Pappfiguren für geradezu schwindelerregende Effekte am Zeltdach.

Der bewusst handgemachte Charme des Stücks erinnert an den französischen Filmpionier Georges Méliès und die naive und zugleich zeitlose Poesie seiner Werke wie „Die Reise zum Mond“ (1902). Dass die Geschichte nicht nur zeitlos, sondern offenbar auch universell verständlich ist, beweisen die Erfahrungen der vierköpfigen Theatergruppe, die das Stück auf englisch, französisch und deutsch aufführt und damit schon durch Japan, Korea oder Russland getourt ist. Erst kürzlich sei bei einem Auftritt in St. Petersburg eine russische Großmutter von dem Märchen zu Tränen gerührt gewesen, erinnert sich Jörg Schuchardt.

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