Lörrach Eindringlich und schmeichelnd

Die Oberbadische
Foto: Willi Vogl Foto: Die Oberbadische

Stimmen-Festival: La Madame Blanche und St. Paul & The Broken Bones im Burghof

Von Willi Vogl

Lörrach. Silbern armbereift, netzbestrumpft, im weißen Fußballhemdchen, eine Zigarre rauchend, hüft- und poschwingend tänzelte Yaite Ramos Rodriguez, alias La Madame Blanche, auf die Bühne des Burghofs . Die dicke Zigarre der kubanischen Sängerin und Flötistin versprach große Töne. Tatsächlich zeigte sich die weiß gekleidete Dame mit einer überschäumenden Stimme zwischen leidenschaftlichem Sprechgesang und vereinzelten expressiven Farbtupfern. Ihr stark verhalltes und mit Echoeffekten angereichertes Flötenspiel bildete einen Kontrast zur neckischen Gestik und Mimik, in der das lustvolle Herausstrecken der Zunge zum zentralen Flirtsymbol mit dem Publikum geriet.

Schade, dass ihre beiden im Programmheft ungenannten Begleitmusiker an den Drums und den elektronischen Harmonieinstrumenten eine allzu dominante und wabernde Klangkulisse erzeugen. So konnte man letztlich Yaite Ramos Rodriguez‘ feinere Stimmqualitäten nicht immer heraushören. In dieser disko-nahen Konzertatmosphäre führten Rauch und Schall von La Madame Blanche nicht zu tieferen musikalischen Eindrücken.

Botschaften ins Klangliche transformiert

Mit veritabler Soulstimme präsentierte sich Paul Janeway als Sänger der Band St. Paul & The Broken Bones aus dem amerikanischen Birmingham. In einer Attitude zwischen eindringlicher Predigerstimme und ölig schmeichelndem Falsett gelang es ihm, das Burghof-Publikum für sich einzunehmen. Janeway transformierte die Botschaften seiner Liedtexte ins Klangliche. Sie wurden erlebbar, ohne dass man der Sprache folgen musste. Affekte zwischen Traurigkeit, Verzweiflung, Liebe und Sehnsucht wurden Blues.

Vor dem Hintergrund des traditionellen, flirrenden „Predigerinstruments“ Orgel gelangte Janeway zu einer schönen stimmlichen Eindringlichkeit. Er überzeugte besonders in den dynamisch zurückgenommenen Momenten, mal mit laszivem Locken, mal mit genretypischer Rauheit oder auch mit repetitiven Kinderreigen, die überdies ein großes Mitmachpotenzial zeigten.

Kantige Gitarrenriffs, satttönende Bläsersätze

Unterstützt bei seiner singenden Kommunikation wurde er von einer differenziert spielenden siebenköpfigen Band. Kantige Gitarrenriffs, satttönende Bläsersätze von Saxofon, Trompete und Posaune oder gut inszenierte Soli von Flöte oder Gitarre tragen zu einer genussreichen Dramaturgie zwischen massiv verdichteten Klangwolken und ausgedünnter Lyrik bei.

Vertraute Harmoniemodelle der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts dominierten diese Bandpräsentation. Zunehmend wurde darin Janeways Suche nach der eigenen Farbgebung deutlich, in der er zusammen mit den Bandkollegen zu andächtiger Intensität fand. Insgesamt war dies eine Präsentation, bei der sich die allein durch Lautstärke hervorgerufenen Schwingungen in der Magengegend und die durch feinere musikalische Qualitäten erzeugten „better vibrations“ in einem für Livepräsentationen akzeptablen Verhältnis befanden.

Das Publikum quittierte die musikalische Mission von St. Paul & The Broken Bones mit wachem Ohr. Zudem diente der von Stühlen befreite Zuhörerraum einigen musikalisch bewegten Besuchern zu tanzender Transformation.

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