Lörrach Einspruch gegen drittes Gymnasium

Die Oberbadische
Michael Wilke Foto: zVg Foto: Die Oberbadische

Schulentwicklung: Wilke: Ohne drittes Gymnasium droht HTG und „Hebel“ Auslagerung von Schülern

Die Stadtverwaltung hat in den Pfingstferien beim Regierungspräsidium (RP) Freiburg einen Antrag zum Wandel der kommunalen Schullandschaft vorgelegt. Dies auf der Grundlage aktueller Daten zur Entwicklung der Schülerzahlen. Bereits zuvor hatten der Landkreis und die Gemeinde Steinen Einspruch gegen die Vorhaben der großen Kreisstadt eingelegt.

Von Bernhard Konrad

Lörrach. Drei Aspekte beinhaltet der Ansatz der Kommune:

Die Pläne der Stadt

Die Auflösung der Werkrealschule in der Neumatt, die Einrichtung eines G8-Gymnasiums ebendort und den Aufbau einer neuen Realschule plus in der Brombacher Hellbergschule. Für Letztere wird eine Zwischenlösung als Verbundschule angestrebt. Das heißt: Übergangsweise sollen dort Werkrealschule und Realschule parallel laufen. Für diese drei Maßnahmen benötigt Lörrach die Genehmigung des Regierungspräsidiums.

Nicht aber für den vorgesehenen Ausbau der Albert-Schweitzer-Gemeinschaftsschule (ASS). Mit diesem soll die zweite Säule schulischer Bildung gestärkt werden – neben der seit Jahren notwendigen Entlastung des Campus das zweite Kernanliegen der Stadt Lörrach.

Das Verfahren

Im mehrstufigen Verfahren zur regionalen Schulentwicklungsplanung hat das RP nach der Absichtserklärung der Stadt zu einer Aussprache mit zahlreichen Akteuren eingeladen – darunter Vertreter umliegender Gemeinden – um mögliche Auswirkungen auf die Nachbarschaft Lörrachs zu erörtern.

Die Einsprüche von Landkreis und Steinen

Dabei habe der Landkreis Einspruch gegen das Lörracher Modell eingelegt – „um dessen berufliche Gymnasien zu schützen“, wie Bürgermeister Michael Wilke gestern im Gespräch mit unserer Zeitung sagte. Diese hielten offenbar als Konsequenz eines dritten städtischen Gymnasiums sinkende Schülerzahlen an ihren eigenen Schulen für denkbar.

Auch Landrätin Marion Dammann – jahrelang als Lörracher Bürgermeisterin für dieses städtische Thema zuständig – hatte sich skeptisch geäußert, ohne aber dem politischen Prozess und dem Austausch der Argumente vorgreifen zu wollen, wie sie im Januar gegenüber unserer Zeitung betonte.

Die Gemeinde Steinen befürchte unterdessen Auswirkungen auf ihre Realschule, sofern in Brombach eine Realschule plus eingerichtet werde, so Wilke.

Schlichtungsversuche

Die Einsprüche haben formal ein Schlichtungsverfahren durch das RP eingeleitet – gleichwohl sei es das Ziel der Stadt, die vorliegenden Bedenken im Vorfeld auszuräumen. Denn: Erst jetzt lägen belastbare Daten zur Entwicklung der Schülerzahlen vor. Und: Mit den geplanten Neubaugebieten kommen zweifelsohne weitere Schüler hinzu. Indes belegten bereits die aktuellen Zahlen, dass „ein drittes Gymnasium in der Neumatt dauerhaft mit Schülern bestückt werden kann“. In diesem G8-Gymnasium – Wilke plädiert für einen Sport-Schwerpunkt in der Neumatt – sieht der Bürgermeister keine Konkurrenz zu den beruflichen Gymnasien.

Stattdessen sieht er für diese die Chance, künftig quasi auch die Kursstufe der ausgebauten, benachbarten ASS-Gemeinschaftsschule zu bieten: Die Bildungsmeile in der Wintersbuckstraße als G9-Option in Lörrach – wobei auch in Zukunft Schüler der Lörracher Realschule(n) an die beruflichen Gymnasien wechseln würden.

Positionierung der beiden Gymnasien erwünscht

In nächsten Schritten sind Schulkonferenz-Beschlüsse zu den Lörracher Plänen vorgesehen. Die Verwaltung hat auch Hans-Thoma- (HTG) und Hebel-Gymnasium gebeten, einen Beschluss für die Notwendigkeit des dritten Gymnasiums zu fassen.

Mögliche Konsequenzen

Noch ist nicht klar, wie sich die Dinge entwickeln werden. Klar sei aber, so Wilke, dass weitere Bautätigkeiten auf dem Campus nicht in Frage kommen. Das heißt: „Falls wir keine Genehmigung für das dritte Gymnasium bekommen, werden wir Teile des Campus’ in die Neumattschule auslagern müssen.“ Hierfür sei eher die Kursstufe von HTG und „Hebel“ in Erwägung zu ziehen als die Eingangsklassen. Das würde auch bedeuten: Die Lehrer müssten zwischen Campus und Neumattschule pendeln.

Bislang setzt Wilke allerdings auf Gespräche mit dem Landkreis und der Gemeinde Steinen – auf der Grundlage der neusten Daten: „Das wirklich Allerletzte, was die Stadt Lörrach beabsichtigt, ist, anderen Schulen Schüler wegzunehmen.“

Umfrage

Bettina Stark-Watzinger

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger hat sich für Zivilschutzübungen an Schulen ausgesprochen. Damit sollen Schüler besser auf den Kriegsfall, Pandemien und Naturkatastrophen vorbereitet werden. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading