Lörrach Eintauchen in eine andere Welt

Die Oberbadische
Singt in Arlesheim auch einige Lieder auf Deutsch: Ute Lemper. Foto: zVg/Thalemann Foto: Die Oberbadische

Stimmen I: Ute Lemper kommt zum Stimmen-Festival nach Arlesheim /  Hommage an Paulo Coelho

Arlesheim. Ute Lemper, Weltstar auf den großen internationalen Bühnen, hatte mit einem Chanson-Programm im vergangenen Oktober die Saison im Lörracher Burghof eröffnet. Nun kommt die in New York lebende Künstlerin wieder ins Dreiländereck, als Gast des Stimmen-Festivals. Ihre Bühne: diesmal der stimmungsvolle Domplatz in Arlesheim, ihr Programm: eine Hommage an den brasilianischen Schriftsteller Paulo Coelho mit Texten aus dessen 2012 erschienenem Buch „Die Schriften von Accra“. Der Ort, die Texte, Musik, Gesang und das Bühnenbild mit einem Film von Volker Schlöndorff bilden eine außergewöhnliche Melange, die den Zauber der in „nine secrets“ verpackten uralten Weisheiten lebendig werden lässt. Dorothee Philipp sprach mit Ute Lemper über das von ihr kreierte Projekt.

Frage: Sie sind eine viel beschäftigte Künstlerin und fast immer auf Tournee. Wie kamen Sie ausgerechnet auf „Die Schriften von Accra“?

Ich lese seit langer Zeit die Bücher von Paulo Coelho, schon seit den 1990er Jahren. Man kann dabei in eine andere Welt einsteigen, ein spirituelles und philosophisches Paralleluniversum. Bei der Lektüre erhält man einen anderen Blick auf Probleme wie Verlust oder Unglück.

Frage: Sie haben das Buch 2013 auf einer Australien-Tournee als Bettlektüre dabeigehabt, schreiben Sie auf Ihrer Homepage...

Genau. Ich liebe es, nach einem anstrengenden Abend mit mir zu brainstormen und mich in den Schlaf zu lesen. In Australien war das besonders inspirierend, so dass ich das Buch auch meinen Musikern zur Lektüre vorgeschlagen habe. Zwei Monate später traf ich in Sao Paulo eine Journalistin, die Paulo Coelho kennt und mir vorgeschlagen hat, ihn direkt zu kontaktieren, er lebe jetzt in Genf. Also habe ich ihm eine E-Mail geschickt. Dann ging das ein paarmal hin und her und als ich in Genf war, haben wir uns getroffen.

Frage: Sie sind ja fast bekannter als Coelho, er musste nicht fragen, wer Sie sind, oder?

Nein gar nicht. Er hat mir gesagt, dass er ein großer Fan von mir ist...

Frage: ...und Ihnen dann freie Hand gelassen, was Sie aus seinen Texten machen?

Er hat mir eine carte blanche gegeben, Teile seiner Texte singfähig zu machen, und dann stand ich in seiner Schuld. Ich sagte mir, ich kann ihn jetzt nicht enttäuschen. Herausgekommen sind zwölf Lieder, die ich mit Musikern aus New York aufgenommen habe, alles Spitzenleute mit den unterschiedlichsten ethnischen Hintergründen und Musikstilen.

Frage: Wie kommt der Film da ins Spiel?

Nun, ich habe meinen alten Freund Volker Schlöndorff gefragt, ob er nicht einen Bühnenhintergrund machen kann, der die Stimmung dieser Lieder aufnimmt, ohne zur selbstständigen Handlung zu werden. Daraus wurde eine Collage mit einem Tagesverlauf in der tunesischen Wüste vor der Kulisse antiker Ruinen. Eine sehr schöne visuelle Dimension.

Frage: In „The nine secrets“ integrieren Sie auch den arabischen Gesangsstil. Haben Sie dafür Unterricht genommen?

Nein, aber ein Komponist aus Marokko hat mir das vorgespielt, und ich habe diese Technik intuitiv aufgegriffen. Der arabisch-orientalische Gesang hat ja eine ganz eigene Ästhetik.

Frage: Und auch viele andere Gesangsstile sind in diesem neuen Werk verwoben.

Ich singe schon seit 30 Jahren, ich mag Kurt Weill und seine Brecht-Vertonungen sehr, bin im europäischen Chanson zu Hause, dann der argentinische Tango, ich liebe Edith Piaf, Leo Ferre und Brel – diese Einflüsse sind immer irgendwo dabei, wenn sich selbst Lieder schreibe. Und natürlich der Jazz....

Frage: Kritiker haben „Die Schriften von Accra“ sehr abschätzig beurteilt, Coelho als „Windmaschine der Seligkeit“ (FAZ) und seine Bücher als „waberndes Blabla“ (Zürcher Tagesanzeiger) bezeichnet. Stört Sie das?

Ich habe beobachtet, dass gerade die Kritiker aus dem deutschsprachigen Raum wenig mit Paulos Literatur anfangen können. Ich meine, wenn jemandes Werk in 42 Sprachen übersetzt ist und die Gesamtauflage aller seiner Bücher über 50 Millionen liegt, rechtfertigt ihn das als Top-Literat. Manche seiner kleinen Lebensweisheiten sind manchen Kritikern eben nicht sophisticated genug. Ich finde das Buch wunderschön, es hat mir viel gegeben.

Frage: Was sagt das Publikum zu „The nine secrets?“

Die Musik wird sehr gelobt, die Kritiken sind ganz toll. Das zeigt mir, dass das Projekt Authentizität besitzt. Die Texte sind inspirierend, man nimmt etwas mit. In Arlesheim werde ich einige Lieder auch auf Deutsch singen und die Philosophie in Deutsch sprechen.

Frage: Und was sagt Paulo Coelho?

Er hat sich „The nine secrets“ auf arte angesehen und mich sofort angerufen. Es sei einfach fantastisch, hat er gemeint.

  Stimmen-Festival: Ute Lemper „The nine secrets“, Samstag, 15. Juli, 20.30 Uhr, Domplatz Arlesheim; Karten unter www.stimmen.com und in unseren Geschäftsstellen

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