Lörrach (bn). Viel Vergnügen, aber auch reichlich Stoff zum Innehalten und Nachdenken vermittelte am Donnerstagabend die Aufführung des Adonia-Musicals „Esther – die Königin“ in der dicht besetzten Sporthalle der Freien Evangelischen Schule (FES) in Stetten. Grundlage des musikalisch-theatralischen Geschehens ist der alttestamentliche Bericht von der schönen jüdischen Waise Ester, die zur Königin am Hofe des persischen Herrschers Ataxerxes avanciert, nachdem dieser seine störrische Gemahlin Waschti verstoßen hat und dann die schönsten Mädchen des Landes antanzen lässt, um aus ihren Reihen seine neue Favoritin zu erwählen. Zur novellenartigen biblischen Erzählung gehören auch noch eine von Esters Ziehvater Mordechai aufgedeckte Verschwörung gegen den König und der fiese Plan des mächtigen Hofschranzen Haman, der alle Juden im Land umbringen und ihren Besitz dem Staatsvermögen (und teils der eigenen Schatulle) einverleiben will, was Ester schließlich verhindern kann. Dass sich der biblische Stoff für eine musikdramatische Inszenierung förmlich anbietet, ist spätestens seit Georg Friedrich Händels „Esther“-Oratorium bekannt. Die alljährlich ein neues Bibelmusical kreierenden Musikmacher von Adonia, dem überkonfessionell tätigen christlichen Verein mit Sitz in Karlsruhe, fanden hier ebenfalls die ideale Grundlage für eine gepflegt arrangierte sang- und klangsinnliche Bühnenparabel mit einigem Gegenwartsbezug. Etwa, wenn die Wahl der neuen Königin zum Topmodel-Contest mit Casting-Show aufbereitet und das Ergebnis von Reporterinnen der Klatschpresse kommentiert wird. Oder wenn die Neuinterpretation des biblischen Geschehens sich mit der Rolle der Frau in Vergangenheit und Gegenwart und mit den fragwürdigen Schönheitsidealen heute auseinandersetzt. Die über 70 FES-Schülerinnen und Schüler unter Regie von Musik-Fachschaftsleiter Stefan Meyer präsentierten die durchweg eingängigen, teils massiv rockigen, teils anmutsvoll elegischen Chorpartien und Sologesänge nebst den schlicht aufbereiteten kurzen Spielszenen und rasanten Tanzeinlagen mit viel innerer Beteiligung, in der sich auch überzeugte Glaubensgewissheit der jungen Akteure manifestierte. Der anhaltende Applaus wurde mit der Wiederholung eines der Songs vergolten.