Vor zwei Jahren haben Christian und Ilona Reinacher eine denkmalgeschützte Jugendstilvilla in Brombach gekauft. Ein Café wollen sie im Erdgeschoss einrichten und Appartements in den oberen Etagen. Seit Anfang Februar liegt der Bauantrag bei der Stadt Lörrach. Von ihr und der Denkmalbehörde fühlt das Ehepaar sich seither hingehalten. Von Guido Neidinger Lörrach. „Je länger wir nicht bauen können, desto mehr verfällt das Gebäude, und irgendwann ist das Projekt so unwirtschaftlich, dass nur noch der Abriss bleibt“, beklagt Christian Reinacher sichtlich frustriert und zeigt auf den immer mehr abplatzenden Putz. „Außerdem regnet es ins Gebäude“, ergänzt seine Frau Ilona. Sie möchte im Erdgeschoss ein Café einrichten, verliert eigenen Worten zufolge aber immer mehr die Lust darauf. Als Grund für die zunehmende Enttäuschung haben die verhinderten Bauherren „die Hinhaltetaktik der Stadt Lörrach und der Denkmalbehörde in Freiburg“ ausgemacht. Aus Reinachers Sicht stellt sich die Sachlage so dar: Erste Vorgespräche zur Wiederbelebung der Villa wurden im März vergangenen Jahres geführt. sowohl mit der Denkmalbehörde als auch mit der Stadt Lörrach. Im Januar dieses Jahres reichte Reinacher dann den Bauantrag bei der Stadt ein. „Seither habe ich das Gefühl, permanent hingehalten zu werden“, beklagt er. Außerdem würden immer wieder scheibchenweise neue Forderungen von der Stadt gestellt. Auflagen, die man nach Ansicht des Bauherrn in einem Paket hätte machen und zügig abhandeln können. Jüngste Forderung sei ein Artenschutzgutachten, „weil man jetzt unter dem Dach nach Fledermäusen sucht“, hat Reinacher kein Verständnis mehr für die behördliche Vorgehensweise. Hier würden einem Investor, der ein verfallenden Gebäude widerherstellen und den Ortsteil Brombach um ein fehlendes Café bereichern möchte, immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen. Auch Ilona Reinacher sieht die Sachlage so: „Ursprünglich hatten wir einen Interessenten, der das Café und die geplanten Ferienappartements betreiben wollte. Als sich das Projekt aber immer weiter hingezogen hat, ist dieser Interessent abgesprungen.“ Inzwischen wolle sie selbst als Betreiberin tätig werden, verliere aber auch immer mehr die Lust und sagt: „Wenn jemand das Haus gekauft hätte, der sich hier eine neue berufliche Existenz aufbauen möchte, der wäre schon längst pleite.“ Selbst wenn die Baugenehmigung vorliegt, dauert es noch sechs bis neun Monate, bis Eröffnung gefeiert werden kann, schätzt Reinacher, der ein Immobilienunternehmen führt und sich somit in der Materie gut auskennt. Etwa 500 000 Euro müssen nach seinen Berechnungen in das schöne aber äußerlich ramponierte und sanierungsbedürftige Gebäude investiert werden. Astrid Loquai, die zuständige Fachereichsleiterin bei der Stadt, räumt ein, dass der Bauantrag sich hinzieht. Das aber habe nichts mit mangelndem Engagement zu tun. Ausschlaggebend seien ausschließlich sachliche Erwägungen. Nachforderungen seien bei komplexen Bauvorhaben nicht ungewöhnlich und kämen häufig im Laufe des Genehmigungsverfahrens von anderen Fachstellen. Es stehe jedem Bauherrn frei, die Akten jederzeit einzusehen. Grundsätzlich unterstützt Astrid Loquai nach eigenen Worten das Vorhaben der Familie Reinacher: „Ich finde es toll, dass diese sehr schöne Villa einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden soll.“