Von Kristoff Meller
Lörrach. Der von der Stadt Lörrach und dem Landkreis vorgeschlagene Standort für die künftige Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber an der Hornbergstraße in Haagen (wir berichteten), hat am Donnerstag positive Reaktionen im Gemeinderat hervorgerufen. Nun soll schnellstmöglich das Änderungsverfahren für den Bebauungsplan anlaufen.
 
„Die Kriegsschauplätze und Konflikte der Welt sind in Haagen angekommen“, stellte Haagens Ortsvorsteher Horst Simon fest. „Doch es ist unsere moralische Pflicht, zu helfen und den Flüchtlingen eine Unterkunft zu bieten.“ Darum gelte es, die bislang guten Ansätze weiterzuführen und möglichst viele Bürger und Gruppierungen am Prozess zu beteiligen.

Ein Problemfeld sieht Simon in der Haagener Infrastruktur: „Es fehlt ein Supermarkt, die Bustaktung ist nicht optimal, zudem nicht an die S-Bahn angepasst und die Kindergärten sind in die Jahre gekommen.“ Aber wenn man diese Infrastrukturprobleme angehe, so Simon, „profitieren nicht nur die Flüchtlinge sondern alle Haagener“ davon.
 
Fachkräftemangel durch Flüchtlinge reduzieren
 
Petra Höfler (CDU) betonte, dass der gewählte Standort an der Hornbergstraße,  „von allen Lösungen die beste“ sei. Günter Schlecht (SPD) beobachtete eine „Atmosphäre der Transparenz und großer Offenheit“. Natürlich sei nicht nur Haagen von dieser Entscheidung betroffen, der geplante Neubau für 200 Flüchtlinge habe „Auswirkungen auf die ganze Stadt“.

Die Zahlen der aufzunehmenden Flüchtlinge hätten „wieder Werte wie in den 1990ern“ erreicht, und man stehe „am Anfang einer Entwicklung, welche die Gemeinden prägen und fordern“ werde. Die seit kurzem geltenden Erleichterungen beim Arbeitsmarktzugang für Asylsuchende sollten deswegen  ebenfalls genutzt werden, so Schlecht, um den Fachkräftemangel  mittelfristig ausgleichen zu können.
 
Von einem „sehr guten Prozess“ sprach auch Uwe Claassen (Freie Wähler). Zumal es nun gelungen sei, die Flüchtlinge auf zwei Standorte zu verteilen und nicht alle 300  in einem Heim – wie ursprünglich in Brombach geplant –   unterzubringen.  Stadt und Landkreis hätten mit dem Ziel des Erstbezugs für Ende 2016  einen „ambitionierten Zeitplan“ vorgegeben, der jedoch zu meistern sei, „wenn alle mitziehen“. Claassen setzte sich ebenfalls für einen dauerhaften Aufenthalt für arbeitswillige Asylbewerber ein: „Es wäre schön, wenn wir so den Fachkräftemangel in der Region ausgleichen könnten.“
 
Margarete Kurfeß (Grüne) war sich sicher: „Alles wird gut“. Man habe nun schließlich einen Platz gefunden, der „sehr geeignet“ sei. Sie warnte jedoch davor, dass es „Bedenken innerhalb der Stadt geben“ werde. Sie zeigte sich aber zuversichtlich, „dass diese Ängste angesichts des großen Potenzials an Ehrenamtlichen und Hilfsbereiten“ entkräften werden könnten.

Diese Meinung teilte auch Matteo Di Prima (Linke), der auf den „schon jetzt tatkräftigen“ Freundeskreis Asyl in Lörrach verwies.
 
Oberbürgermeister Jörg Lutz erklärte abschließend, dass sich in der bereits zu Teilen bezogenen Unterkunft in der Gretherstraße gezeigt habe, dass es kaum möglich sein werde, alle Kinder an einer Schule unterzubringen.  Diese würden vermutlich über das gesamte Stadtgebiet verteilt.

Die Möglichkeiten der Infrastrukturverbesserung werde man prüfen und bezüglich der frühzeitigen Bürgerbeteiligung versprach Lutz: „Es wird viele Möglichkeiten der öffentlichen Beteiligung geben."