Lörrach Fetzige Zeitreise in die 20er-Jahre

Die Oberbadische
Mitreißendes Spiel mit blinkenden Nikolausmützen Foto: Veronika Zettler Foto: Die Oberbadische

Konzert: „Swiss Yerba Buena Creole Rice Jazz Band“ begeistert im Lörracher Jazztone

Dekorierte Räume, Weihnachtsgebäck und fetzig-festliche Klänge: Alle Jahre wieder wird es auch im Jazztone besinnlich. Diesmal war es die „Swiss Yerba Buena Creole Rice Jazz Band“, die für einen außergewöhnlichen Konzertabend sorgte.

Lörrach. So sperrig der Name, so spannend das Konzept. Die zehn Männer – sie stammen zum Großteil aus der Romandie – haben sich dem Jazz der 20er Jahre verschrieben, den Kompositionen von Fletcher Henderson, Don Redman, Duke Ellington und Co. Zum einen reicht die Verpflichtung bis ins Detail, zum anderen binden neue Arrangements reihenweise moderne Jazzelemente ein.

Schon optisch lassen die Musiker in ihren Nadelstreifenanzügen die Noblesse der Goldenen 20er anklingen. Auch die Besetzung erinnert an das Fletcher Henderson Orchestra zu seiner Glanzzeit. Die Tuba – im Jazztone gespielt von Jean-Daniel Gisclon – gehörte zur Standardbesetzung, bis der Kontrabass das tiefe Blech verdrängte. Ähnlich war das Banjo (Nidi Niederhauser) ein noch aus der New-Orleans-Ära ererbter Bestandteil der Rhythmusgruppe.

Von Nostalgie sind die Swiss Yerbas allerdings weit entfernt. Im Gegenteil: Es gelingt ihnen, den damals spektakulären Sound taufrisch tönen zu lassen. Die Jungs spielen ihre Trompeten, Saxofone und Klarinetten mit so viel Drive, dass der Zuhörer eine Ahnung davon bekommt, welche Wucht diese Art von Musik in den Tanzsälen und Varietés im New York der 20er Jahre entfaltete. So pendelt die Band durch die vielfältigen Mixturen an der Schwelle zum Swing, tingelt zwischen Two-Beat und orchestriertem Ragtime, spielt mit

Stilmitteln des New-Orleans- und Chicago-Jazz wie auch nicht-jazziger amerikanischer Unterhaltungsmusik. Ein paar entsprechend arrangierte Weihnachtslieder passen da gut dazu – das Orchester spielt sie mit blinkenden Nikolausmützen.

Gastsängerin Joanne Gaillard würzt das Ganze mit Billie-Holiday-Glamour. Nicht nur wegen des Repertoires, das Stücke wie „God Bless The Child“ enthält, sondern auch wegen ihrer unprätentiös schönen Stimme und einer überzeugenden Bühnenpräsenz, die bei den Zuhörern im gut besuchten Jazztone bestens ankommt.

Solistisches Können

Und noch etwas haben die Musiker mit den Idolen aus den 20ern gemeinsam: solistisches Können und Erfindergeist. Multiinstrumentalist und Instrumentenbauer René Hagmann, unter anderem Konstrukteur eines „Free Flow“ Posaunenventils, präsentiert ein aus Posaunen- und Piccolotrompetenteilen zusammengebautes Instrument, derweil Schlagzeuger Olivier Clerc ein bravouröses Solo auf einem umgebauten Waschbrett liefert.

Der Drummer, Sohn von Orchesterchef Béat Clerc, ist wie Sängerin Joanne Gaillard 1983 geboren – die beiden sind die mit Abstand jüngsten in der Band, die aus dem 1969 gegründeten „Louisiana Dandies Orchestra“ hervorging. Manchem Jazzfan ist die Ursprungsformation noch in Erinnerung. Ein Mitglied des Lörracher Jazzclubs hatte gar aus seinem Archiv ein 40 Jahre altes Louisiana-Dandies-Plakat mitgebracht. Mit René Hagmann, Béat Clerc und Pianist Jean-Pierre Burkhard sind drei von damals heute noch dabei.

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