Lerche, Güggel, Frösch und Schnägge: Hinter vielen Figuren der Lörracher Fasnacht steckt eine interessante Geschichte. Bis zum Ausklang der närrischen Tage wird unsere Zeitung einige dieser Figuren porträtieren. Grundlage der Artikel ist das vom stellvertretenden Obergildenmeister Klaus Breitenfeld geführte Häs-Buch der Narrengilde. Im achten Teil steht die Waggis-Figur im Mittelpunkt.

Lörrach (mek). Sie ist eine der typischen Fasnachtsfiguren im Dreiländereck. Ihren Ursprung haben die „Waggis“ zweifellos in Basel, wo die Figur gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Mode gekommen ist.  „Waggis“ persiflierten ursprünglich einen Elsässer Gemüsebauern oder Tagelöhner, der seine Waren auf dem Markt in der Stadt feilgeboten hat.  Im Laufe der Zeit hat die Figur aber eine erstaunliche Entwicklung durchlebt: Seine Gesichtszüge wurden immer markanter, die Nase immer größer–, die Haarpracht immer üppiger und die Farbgebung immer bunter.

Dennoch ist der Grundtyp bei allen Waggis  gleich geblieben. Wichtig  ist  die klassische Machart der  Maske  aus Pappmaché, die darum auch „Larve“ heißt.  Waggis mit Holzmaske gibt es nicht und statt einem „Häs“ tragen Waggis ein Kostüm.

Älteste Lörracher Waggis-Clique 1955 gegründet

Die „Bloodere-Clique“ ist die älteste Waggis-Clique der Stadt Lörrach. Sie wurde 1955 bei einem Stammtischhock im Gasthaus „Palme“ als „Palmströssler– Bloodere–Clique“ gegründet. 1965 wurde der Name in „Bloodere–Clique“ umgeändert.

 Insbesondere bei auswärtigen Besuchen verzichtet die Clique auf den typischen großen Waggis-Wagen, nicht aber auf jede Menge Konfetti, Bonbons, Orangen und Gemüse, wie es auch in Basel in großen Mengen unters Volk gebracht wird. Die Bloodere-Kostümfarben blau-weiß-rot weisen auf die elsässische Herkunft der Fasnachtsfigur hin.

Doch die Bloodere-Clique blieb nicht lange allein mit ihren großen roten Nasen, deren Farbe bei allen Waggis traditionell auf den übermäßigen Weinkonsum der Persiflierten hinweisen soll. 1967 gründeten  sich die „Ruebe-Waggis“  .

Blau, Weiß und Rot als Originalfarben des Vorbilds aus dem Elsass

Die  Clique verkörpert ebenfalls den klassischen Waggis in seinen Originalfarben blau/weiß/rot.  Das Kostüm besteht aus   einer blauen Bluse, rot-weiß-karierten Hosen, gestreiften Strümpfen und Holzschuhen.   
Fast 30 Jahre später, 1996, kam mit den „Wiese Waggis“ eine dritte Gruppe zur Lörracher Waggis-Familie hinzu, nachdem sich in den 1980ern vor allem neue Cliquen mit Holzmasken gegründet hatten. Das Kostüm der Wiese-Waggis verfügt ebenfalls über den typischen Schnitt, ist aber in rot und schwarz gehalten.

Zum Jahrtausendwechsel kamen die „Zeecheneegel“ dazu –  eine typische Waggis-Wagenclique nach Basler Vorbild. Satzungsgemäß müssen alle Einnahmen der Clique an der Lörracher Fasnacht in Form von Blumen, Orangen und Süßwaren an die Kinder der Stadt zurückgegeben werden. Für die Erwachsenen gibt es zudem Konfetti in Hülle und Fülle.

So ergibt sich ein beeindruckendes Bild, wenn die „Zeecheneegel“ im  Piratenkostüm mit ihrem  großen Flaggschiff „Amäläddä“ durch die Stadt kurven und jede Menge Süßes, kleine Geschenke und  tonnenweise Konfetti verteilen. Eine Besonderheit der „Zeecheneegel“: Sie nehmen ausschließlich an Umzügen innerhalb der Stadt teil.

Weitere aktuelle Lörracher Gruppen mit großen Nasen sind die „Fätze–Waggis“ (Gründung: 2009, Farben:  blau-schwarz-weiß), die sich für jeden Lörracher Umzug eine ganz besondere Showeinlage einfallen lassen – von der Konfettischlacht bis zum Bad im Eiswasser, sowie die Jugendgruppe „Stinkstiefel“ (2008, schwarz-weiß). Zudem trägt auch die Jugend-Guggemusik „Ohreputzer“ ein Waggis-Kostüm.