Lörrach Flötistin mit faszinierenden Fertigkeiten

Die Oberbadische
Isabelle Bodenseh und Lorenzo Petrocca Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Die Oberbadische

Konzert : „Jazz à la Flute“ mit „Mrs. Bo’s Cookbook“ und Isabelle Bodenseh im Lörracher Jazztone

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach. Mrs. Bo’s Cookbook zu Gast im Jazztone – Es ist ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Süppchen, das Isabelle Bodenseh alias Mrs. Bo und ihre Mitmusiker dem treuen Jazz-Publikum auftischen. Die unverzichtbaren Zutaten: Der bezaubernde Klang der Querflöte (Isabelle Bodenseh), versetzt mit einem guten Schuss Hammond-Orgel (Thomas Bause), Gitarre (Lorenzo Petrocca) und Schlagzeug (Lars Binder) als Sahnehaube. Das ganze gewürzt mit einem Funken Ironie, guter Laune und einem außergewöhnlichen Repertoire.

Jazz-Oldies, jung aufgefasst: Die Menschen, die hier bestens gelaunt auf der Bühne stehen und bei ihrer Programmauswahl tief in die 60er-, sogar 50er-Jahre eintauchen, sind noch mitten drin im prallen Familienleben und machen dies sogar zum Thema eigener Stücke.

Da ist der Drummer Lars Binder mit einer Eigenkomposition, in der sich ein markantes Flötenmotiv immer wiederkehrend über gedämpfte Trommelschläge legt – die Idee kam ihm angeblich, um seine kleine Tochter zum Schlafen zu bringen.

Oder die Bandleaderin selbst mit ihrem funkig angehauchten Titel „Pao, Bum, Bang“, gewidmet ihrem Sohn Jean-Luc als Anspielung auf seine Comic-Phase.

Hintereinander vorgetragen, geben genau diese beiden Stücke einen lebendigen Eindruck davon, wie Ms. Bo’s Cookbook funktioniert: rhythmuslastig und mit wechselnden, langen Solopassagen, ganz unabhängig davon, ob der Grundrhythmus gedehnt und schleppend daherkommt oder drängend und atemlos. Faszinierend die Fertigkeit der Flötistin, sich den verschiedenen Tempi sekundenschnell anzupassen und sich jeweils wieder einzulassen auf eine völlig andere Grundstimmung.

Hörbares Atmen während eines Tones, Fortepiano, Flatterzunge: Mrs. Bodenseh spart nicht mit Effekten und macht mit ihrer percussionartigen Spielweise so manches Mal dem Schlagzeuger Konkurrenz. Im eindringlichen, warmen Klang der tiefen Querflöte schwelgt sie geradezu in dem wunderbaren, getragenen Stück „Django“. Der Pianist John Lewis hat es in den 50er Jahren als Erinnerung an den 1953 gestorbenen Django Reinhardt komponiert, schon bald hat sich das Stück angelehnt an den Stil eines Trauermarschs zu einem vielinterpretierten Jazzstandard entwickelt. Mrs. Bo’s Interpretation ist herausragend, die von ihr vorangestellte Barockpassage kann man fast als eine auf der Flöte dargebrachte Liebeserklärung an Lewis verstehen.

Auch wenn Bodenseh, im graphisch gestalteten, langen Kleid auch optisch ganz im Mittelpunkt, eindeutig das Bühnengeschehen dominiert, spielen die Mitmusiker eine ganz gewichtige Rolle für die außergewöhnliche Wirkung ihrer Musik. Sie legen der virtuosen Flötistin ein stabiles, zuverlässiges, aber niemals sie übetönendes Fundament und sind ebenbürtige Partner bei den immer wiederkehrenden musikalischen Tête-à-Têtes, mal in die eine (Lorenzo), mal in die andere Richtung (Bause).

Im gemeinsamen Musizieren gelingt es dem Quartett, selten oder oft gehörten Standards – von Chick Corea, von Pat Martino – neue Facetten abzugewinnen, sie auf eine interessante Weise in eine anderes Licht zu rücken. Hörenswert ist das allemal und so kann man hoffen, dass diese charmante Truppe möglichst bald wieder im Jazztone gastieren wird.

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