Lörrach Flotte Hommage an Milt Jackson

Die Oberbadische
Das Milt Jackson Project spielte im Jazztone eine Hommage an Milt Jackson und das Vibrafon. Foto: Veronika Zettler Foto: Die Oberbadische

Konzert: Matthias Strucken spielte mit seinem Milt Jackson Project im Lörracher Jazztone­

Von Veronika Zettler

Lörrach. Im Jazztone stand am Freitag wieder einmal das Vibrafon im Mittelpunkt - zur Freude vieler Stammgäste, einiger bekennender Vibrafon-Fans wie auch vereinzelter Vibrafon-Besitzer unter den Club-Mitgliedern. Den weniger Sachkundigen lieferte der diplomierte Kölner Vibrafonist Matthias Strucken die nötigen Informationen.

Milt Jackson (1923-1999) gilt als einer der bedeutendsten Jazz-Vibrafonisten. Ihm hat sich Matthias Struckens „Milt Jackson Project“ verschrieben. Matthias Nowak (Kontrabass), Matthias Kornmaier (Schlagzeug) und Martin Sasse (Piano) sind die Bündnispartner.

Der in Detroit geborene Milt Jackson war der Meister des Bebop-Vibrafons, Funk-Einschlag, Blues-Feeling und grandiose Improvisation seine Markenzeichen. Eine wegweisende Rolle in der Jazzgeschichte hatte er als Mitbegründer des berühmten „Modern Jazz Quartetts“. „Milt war wichtig für die Entwicklung und das Ansehen des Jazz. Mit großen Tourneen und Auftritten in bekannten Konzertsälen hat er dazu beigetragen, den Jazz salonfähig zu machen“, fasste Strucken zusammen.

Das Programm enthielt entsprechend viel – aber nicht ausschließlich – Jackson. Geboten wurden Stücke wie „Things Are Gettin’ Better“, das Jackson mit Cannonball Adderley und Art Blakey spielte, oder „I Love(s) You, Porgy“ aus Gershwins jazziger Oper „Porgy and Bess“ (Jackson spielte es mit dem Modern Jazz Quartett ein). Ebenfalls im Gepäck waren das Latin-Stück „Fungi Mama“ von Jacksons langjährigem Kollegen Monty Alexander, der Standard „Four Brothers“ (ursprünglich von Jimmy Giuffre und der Woody Herman Big Band) und das Beatles-Stück „Ticket To Ride“ – hier in einem dicht swingenden Arrangement mit weit ausgreifenden Improvisationen. Nicht zuletzt steuerte Matthias Strucken eigene Kompositionen bei.

Und das Publikum? „Flott“ oder auch „flott, flott“, so lauteten die anerkennenden Kommentare der Zuhörer im ordentlich besuchten Club. Tatsächlich spielte sich das Quartett als beflügelt swingender Haufen ins Gedächtnis. Bei aller Schnittigkeit präsentierten die vier höchste Präzision und punktgenaue Einsätze.

Pianist Martin Sasse verbrannte an diesem Abend wohl die meisten Kalorien. Als durchgängig hart arbeitender Virtuose mit elegantem Anschlag zündete er über zwei Stunden lang ein brillantes Tastenfeuerwerk. Matthias Strucken demonstrierte die verschiedenen Klang- und Ausdrucksmöglichkeiten des Vibrafons und jagte komplexe Linien abwechselnd mit zwei und vier Schlägeln über die Metallplatten – mal perkussiv, mal lyrisch-melodisch. Bassist Matthias Nowak und Drummer Matthias Kornmaier sorgten für das swingende Fundament. Zwischenapplaus gab es nicht nur für glänzende Soli, sondern immer auch dann, wenn die vier auf komplex verflochtene und perfekt getimte Höhepunkte zusteuerten.

Schön auch, wie Strucken immer wieder aus dem Vibrafon-Nähkästchen plauderte und beispielsweise erklärte, welche Bauteile den Ton in Schwingung bringen, oder dass das Vibrafon heute viel im Hörspiel verwendet wird. Anschaulich demonstrierte er, wie mit nur fünf Tönen das Einschlafen einer Figur erzählt werden kann.

Als Zugabe gab es die Milt Jackson Hymne „Bags’ Groove“. Bags (Taschen) war der Spitzname von Jackson. Angeblich hatte er nach einigen Trinkgelagen so ausgeprägte Tränensäcke bekommen, dass ihn seine Band danach benannte.

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