Von Kristoff Meller
Lörrach.  Am kommenden Wochenende zeigt das einzige von Jugendlichen ehrenamtlich geführte Kino Europas auf dem Gelände des Flachsländer Hofs keine Filme. Das Free Cinema will sich stattdessen „neu denken“. Die Jugendlichen planen nach einem geglückten Generationenwechsel eine Neuausrichtung, dabei  soll auch die Stadtverwaltung mithelfen.

„Wir wollen professioneller werden und an unserem Image arbeiten“, erklärt Laura Klingele. Ein Generationenwechsel, verbunden mit Nachwuchssorgen, schlechtes Wetter beim Open Air und  eine außer Kontrolle geratene Silvesterparty: „Das Image des Free Cinema hat in der Vergangenheit etwas gelitten“, weiß Cornelius Pilgermayer.

Das soll  künftig  besser werden, verspricht das motivierte Team. Als Grundstein für die Neuausrichtung ist  eine „Klausurtagung“ am kommenden Wochenende angesetzt, um sich über die Zukunft, mögliche neue Projekte und bisherige Fehler auszutauschen. „Wir wollen ein sicheres Gerüst erstellen, auf dem wir künftig aufbauen können“, fasst Tobias Klauser zusammen.

In naher Zukunft ist außerdem eine Vollversammlung des Vereins geplant, da es im Vorstand einige Wechsel gegeben hat und seit dem Open Air  im Parkschwimmbad  Nachwuchs angeworben werden konnte. So ist der zuletzt gefährdete Kinobetrieb  vorerst sichergestellt, wenngleich die Besetzung von derzeit zwölf aktiven Mitgliedern  „immer noch etwas knapp“ sei und die Neuen  „erst noch eingearbeitet werden" müssten, so Pilgermayer, der auf weitere Kinoliebhaber hofft.

Vom Insolvenzantrag des Nellie Nashorn sei man hingegen  nicht direkt betroffen. „Viele wissen gar nicht, dass wir autonom sind“, erklärt Laura Klingele. Das Free Cinema ist lediglich Untermieter des soziokulturellen Zentrums, das wiederum das Areal   von der Stadt angemietet hat. Aber natürlich sehen die Free-Mitglieder die Entwicklung im Nachbargebäude mit Sorge, denn eine Schließung hätte „auch für uns Konsequenzen“, weiß Philipp Rimkus und denkt beispielsweise an das „Kino im Hof“. „Wir arbeiten sehr gut mit Geschäftsführer Tim Krause zusammen, er ist ein sehr guter Ansprechpartner für uns und hat sehr viel auf die Beine gestellt“, lobt Rimkus.

Auf Zuschüsse angewiesen

Doch auch das Free Cinema ist von Zuschüssen abhängig, um Veranstaltungen wie das Open Air, das man 2015 gerne wieder auf dem Marktplatz durchführen würde, zu organisieren. Zumal auch das Kino selbst in die Jahre gekommen ist, eine Sanierung benötigt und die Heizung repariert werden müssten. Von der Stadt erhalten die jugendlichen Kinobetreiber laut Stadtjugendreferent Stefan Dieterle derzeit 2500 Euro als „Betriebskostenzuschuss“, von denen allerdings 1600 Euro für die Miete verwendet werden. „Für Großveranstaltungen wie das Open Air-Kino sind noch einmal 2600 Euro im Haushalt veranschlagt“, so Dieterle. Die Zuschusshöhe sei seit vielen Jahren gleich geblieben, es habe  aber auch nie einen konkreten Antrag auf Erhöhung gegeben. Warum das Kino im Jugend-Haushalt der Stadt und nicht bei der Kultur angesiedelt sei, könne er sich aber auch nicht erklären. „Das Free gehört zum Image der Stadt und wir möchten, dass man uns auch als Kulturstätte wahrnimmt“, erklärt Rimkus.

Am heutigen Donnerstag sollen  solche Fragen in einem Gespräch zwischen Free Cinema-Mitgliedern und Stadtverwaltung besprochen werden, um den in  der Vergangenheit nicht immer einfachen Kontakt zu verbessern.