Lörrach Frieden, dünn wie Butterbrotpapier

Die Oberbadische
„Irreperabel“ von Julia Moll-Rakus. Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

Ausstellung in der Galerie Ars Nova zum Kulturprojekt „100 Jahre Welt im Krieg“

Von Ursula König

Lörrach. Am Lörracher Kulturprojekt 2014, „100 Jahre Welt im Krieg“, beteiligt sich auch die Galerie Ars Nova. Die Ausstellung „Maikäfer flieg – Frieden ist mehr“ zeigt ab Sonntag, 21. September, Werke der vier Künstler Julia Moll-Rakus, Petra Pompé, Sonia Ilios und Olivier Itten, die sich auf unterschiedlich Weise dem Thema Krieg und Frieden nähern.

Vieles fließt in ihre Kunst ein: Kinderlieder, Kriegsberichte, Gedichte und historische Ereignisse. Die Bilder und Installationen bewegen sich innerhalb eines enormen Spannungsfeldes, das die Verführung und die Verletzbarkeit gewesener und zukünftiger Kriegsbeteiligter nicht erklären kann und will. Es sind Annäherungen. Das auch für die Künstler „sehr schwierige Thema“ wird mehrschichtig umgesetzt.

„Frieden fängt beim Frühstück an – Tretminen für die Seele“ heißt die Installation von Sonia Ilios, die durch die Räumlichkeiten der Galerie verschiedene Spuren legt, um die Verwundbarkeit des Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Kinderschuhe entlang der Wände sind plastischer als jedes Gedicht, das vom Schrecken einer Detonation erzählen könnte. Verführerisch halten virtuelle Kriegsspiele Einzug in moderne Kinderzimmer.

Krieg wird konkret und abstrakt zugleich. Ihr „Maikäferlied aktuell“ bringt es so auf den Punkt: „Maikäfer flieg, wir Kinder spielen Krieg. Wir lernen töten, lernen Hass, das bringt uns Punkte, bringt uns Spaß.“ Petra Pompes Bilder sind mehrfach beschichtet, so, als wolle sie sich der Thematik auf unterschiedlichen Ebenen nähern, die bewusst abstrakt gehalten werden. Die eingearbeitete Jute wird zum Symbol zerstörter Kleidung; die Farben sind reduziert. Um ein weißes Bild ist Stacheldraht gelegt; geschmückt von einer Orchidee. Zurückhaltung zeigt auch das Bild „der Heimkehrer“, der das Dunkle hinter sich lässt. Fast: Denn sein spitz zulaufender Schatten folgt ihm wie etwas Eigenständiges.

Für ihr Bild „Irreparabel“ verwendete Julia Moll-Rakus neben Acrylfare und Bleistift auch Verbandsmull und roten Faden. Wie provisorisch ist es an die Wand genagelt und groß genug, damit der Blick nicht ausweichen kann. Eine junge Frau steht wartend am Fenster. Es könnte überall und zu jeder Zeit sein. Sie wartet, wenn schon nicht auf die Rückkehr des geliebten Menschen, so doch auf ein Zeichen der Hoffnung. Der einzelne Mensch, der mit der Katastrophe fertig werden muss, wird hier zum Mittelpunkt. Der verlorene Blick aus dem Fenster kann mehr über alle Schrecken sagen, als Statistiken und Fakten.

Oliver Itten setzte sich seit seiner frühesten Jugend mit Fotografie auseinander. Seine kleinformatigen Bilder hängen dicht nebeneinander, als wollten sie eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte, die irgendwo zwischen farbenfrohen Sonnenuntergängen und der Einsamkeit eines Kriegers liegen könnte, der den Punkt zur Umkehr überschritten hat. u  Die Vernissage ist am Sonntag, 21. September, 18 Uhr in der Galerie Ars Nova, Weinbrenner Straße 2 in Lörrach, Öffnungszeiten: Donnerstag/Freitag 12 bis 17 Uhr, Samstag 14 bis 17 Uhr

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