Lörrach Geheimnisvolle Welt hinter dem Spiegel

Die Oberbadische
„Alice“ im Burghof: Märchenhaft skurrile Inszenierung zwischen Traum und Albtraum. Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

Burghof Lörrach: Die „Gauthier Dance Company“ inszenierte „Alice“ zwischen Traum und Albtraum

Von Ursula König

Lörrach. Welcher Raum bleibt in unserem Leben für Abenteuer? Was wird erst einmal in Frage gestellt und wie viel Mut gestehen wir uns zu, ausgetretene Wege auch einmal zu verlassen? Die „Gauthier Dance Company“ des Theaterhauses Stuttgart verzauberte am Dienstag im Burghof mit der Choreografie „Alice“.

Mauro Bigonzetti gelang in Kooperation mit „Les Theatre de la ville de Luxembourg“ eine ebenso fantasievoll wie skurril adaptierte Bühnenversion der traumhaft anmutenden Geschichte von „Alice im Wunderland“. Diese wollte letzten Endes dazu anregen, neue ungewöhnliche und warum nicht auch leicht „verrückte“ Facetten des Lebens zu entdecken. Denn was das Mädchen Alice in ihrer Traumwelt erfährt, ist das Leben „hinter dem Spiegel“, eine Parallelwelt, die wir nicht mit den Augen sehen können.

Ein Erzähler vor dem Bühnenrand führt in das Geschehen ein, das nach einem Tagebucheintrag des Autors Lewis Caroll daran erinnern soll, dass der Traum seine eigene Welt hat, die genauso lebensecht ist, wie die andere. Videoclips projizieren Bilder von gigantisch anmutenden Regalen, vollgepackt mit Büchern, die weitere Träume in sich bergen.

Alice gerät außerhalb ihres vertrauten Alltags in einem Strudel imaginärer Bilder in eine Welt, in der alle Gesetzmäßigkeiten aufgehoben sind. Bekannte Gegenstände erwachen zum Leben und Alice verändert immer wieder ihre Größe bis sie neben ihrer Schwester aus diesem grotesken Traum erwacht.

Die unterschiedlichen Charaktere scheinen wie geschaffen für die Tänzer der Gauthier Dance Company, denen neben einer tänzerisch anspruchsvollen Darstellung auch einiges an schauspielerischem Können abverlangt wird. Denn die kindliche Wahrnehmung bewegt sich zwischen Traum und Albtraum und die Grenzen sind oft zu abrupt, um sich an einer Szene länger aufzuhalten.

Anders als in der Disney-Verfilmung wird hier ein ständiges Wechselbad der Gefühle inszeniert, das eine kindliche Seele verunsichern muss. Wer sich auf diese Ebene einlässt, findet in dieser Inszenierung einen Leitsatz von Bigonzetti wieder: „Nichts ist sicher, weder in uns drin, noch um uns herum.“

Wandel und Umbrüche lassen aber auch Fragen zu, so wie Alice sie stellt, um das Erlebte verstehen zu können. Neben stark inszenierten Tanzszenen und visuellen Eindrücken hat die Musik einen hohen Stellenwert. Kraftvolle und archaisch anmutende Klänge aus dem Süden Italiens verstärken die Kontraste, die für diese Inszenierung bedeutend sind, oder wie Bigonzetti es formuliert: „Ich wollte etwas, was mit mir selbst zu tun hat, mit meiner Persönlichkeit.“

Und so lässt er Musiker, mit denen er schon länger zusammen arbeitet, vertraute Stücke ihrer süditalienischen Heimat neu interpretieren; mit einer dunklen Leidenschaft, die einfließt in eine Abenteuerreise, die im ausverkauften Burghof mit wahren Beifallsstürmen beendet wurde.

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